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Ein Bild wie aus einem bösen Traum: Während sich am Strand die Menschenmassen in der Sonne aalen, ringt ein paar Schritte weiter ein älterer Herr mit dem Tod. Alle Rettungsversuche der Strandwächter sind vergebens, der Mann erliegt seinem Herzinfarkt. Erst nach einer geschlagenen Stunde trifft der Notarztwagen ein, der die Rettung hätte sein können. Immer wieder kommt es auf Mallorca während der Badesaison zu solchen Zwischenfällen. Nicht nur am Strand - auch Pools sind Gefahrenquellen, die nicht unterschätzt werden sollten.

Erst am vergangenen Dienstag kam wieder ein deutscher Tourist ums Leben. Der 71-Jährige brach beim Baden in Peguera plötzlich zusammen und konnte nicht gerettet werden. Er ist das zweite Todesopfer an Mallorcas Stränden in diesem Jahr. Bei der Rettungszentrale des öffentlichen Gesundheitswesens auf Mallorca (Telefonnummer 112 oder 061) gehen die Anrufe ein, wenn es an einem der Strände einen Notfall gibt. Laut balearischem Innenministerium gab es an Mallorcas Badestränden im vergangenen Jahr 211 schwere Zwischenfälle, bei denen ein Rettungswagen ausrücken musste. 158 Personen erlitten einen Hitzschlag, einen Herzstillstand oder einen Unfall mit schweren Verletzungen, vier von ihnen starben, 13 ertranken.

Laut Innenministerium liegt die durchschnittliche Fahrtdauer der Rettungswagen zum Einsatzort bei 15 Minuten. Es ist jedoch kein Geheimnis, dass es gut und gerne viermal so lange dauern kann, bis die Hilfe da ist. Der Grund ist die Verteilung der Rettungswagen des öffentlichen Gesundheitswesens. Wenn es etwa am Strand von Cala d'Or einen Unfall gibt, dann muss der Wagen entweder aus Porto Cristo, Campos oder Manacor herbeigerufen werden. Weitere Standorte auf Mallorca sind Cala Rajada, Palma (hier gibt es vier Wagen), Santa Ponça, Inca, Sa Pobla, Alcúdia.

Noch deutlicher wird das Problem anhand der Rettungswagen, die für Einsätze in Fällen ausgestattet sind, in denen Lebensgefahr besteht. Inselweit gibt es gerade einmal sechs solcher Fahrzeuge. Sie stehen in Inca, Manacor, Palma (zwei), Santa Ponça und Can Picafort. Einen eigenen Rettungshubschrauber gibt es nicht. Die Helfer können lediglich bei Bedarf auf den Helikopter der Verkehrspolizei zurückgreifen, wenn dieser gerade nicht gebraucht wird.

Angesichts dieser Verhältnisse kommt den Lebensrettern am Strand eine besondere Bedeutung zu. An allen stark besuchten Stränden gibt es sie und meist verfügen sie über eine Erste-Hilfe-Ausbildung. So ist an Palmas Stränden das Rote Kreuz Tag für Tag mit 17 Mitarbeitern vertreten. Die Überwachung der Strände aber variiert von Ort zu Ort. Denn per Gesetz ist die Sicherheit an den Stränden auf Mallorca Gemeindesache. Das Innenministerium ist lediglich für Koordination und unterstützende Maßnahmen verantwortlich.

Untätigkeit aber kann man den Behörden nicht vorwerfen. So wurde erst kürzlich ein Pilotprojekt gestartet, das die Sicherheit auch an den Stränden verbessern soll, die nicht der gesetzlich definierten höchsten Risikoklasse angehören (das entscheidende Kriterium bei der Klassifizierung der Strände ist die Menge der Badegäste). So werden in diesem Sommer 14 schwer zugängliche Strände und Buchten in der Gemeinde Artà vom Wasser aus überwacht. Dafür werden sechs Lebensretter eingesetzt, die über ein Boot und ein Jetski verfügen.