Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hält einen Boykott
der Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking (8. bis
24. August) für möglich. Auch einen Boykott der gesamten
Sommerspiele will er nicht ausschließen. Damit liegt er auf einer
Linie mit mehreren Abgeordneten des EU-Parlaments, die ebenfalls
ein klares Zeichen gegen die chinesische Regierung im
Tibet-Konflikt fordern.
Nichts von einer solchen Maßnahme hält bisher die
Bundesregierung. Zwar wollen weder Bundeskanzlerin Angela Merkel
noch ihr Stellvertreter, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, zur
Eröffnungszeremonie nach Peking reisen, dies sei aber kein Boykott.
Eine Teilnahme an der Feier sei von vornherein nicht geplant
gewesen.
Nach einem Bericht der "Rheinischen Post" erwägen mehrere
deutsche Fernsehsender einen Olympia-Boykott für den Fall, dass die
chinesischen Behörden die anwesenden Journalisten in ihrer Arbeit
behindern. Sollten Informationen manipuliert werden, wolle man die
Berichterstattung dementsprechend ändern, so RTL-Chefredakteur
Peter Kloeppel laut dem genannten Zeitungsbericht.
Während sich sogar immer mehr Sportler und Aktivenvereinigungen
über die geeigneten Protestmaßnahmen Gedanken machen, hat sich der
Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) längst festgelegt: Es werde
auf jeden Fall eine deutsche Mannschaft nach Peking reisen, einen
Boykott werde es nicht geben, so DOSB-Präsident Thomas Bach. "Das
wäre der falsche Weg", sagte Bach der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung". Boykotte gegen die Olympischen Spiele seien
letztendlich immer gescheitert.
Während des Kalten Krieges hatte es in den Jahren 1980 (Moskau)
und 1984 (Los Angeles) die bislang folgenreichsten Boykottaufrufe
gegeben. Vertreter des jeweils gegnerischen Blocks waren nicht zu
den Wettkämpfen angetreten. Die Gastgeber nutzten die Sommerspiele
aber jeweils zur Selbstinszenierung.
In Spanien ist ein Boykott der Olympischen Spiele praktisch kein
Thema. Eine öffentliche Diskussion gibt es dazu bislang nicht. So
stellte der Präsident des Spanischen Olympischen Komitees,
Alejandro Blanco, im Gespräch mit der Sportzeitung "Marca" klar:
"Was in Tibet geschieht, tut uns leid. Aber das Komitee ist der
Meinung, dass die Spiele ein sportliches Ereignis sind, das mit
Politik nichts zu tun hat."
Auf Mallorca laufen derweil die Vorbereitungen auf das
sportliche Großereignis weiter auf Hochtouren. Mehr als ein Dutzend
Sportler aus den verschiedensten Disziplinen kämpfen um ihre
Fahrkarte nach Peking. Darunter sind so bewährte Kräfte wie Joan
Llaneras (Bahnradsport), siebenfacher Weltmeister und
Goldmedaillen-Gewinner von Sydney. Auch Mountainbikerin Marga
Fullana bereitet sich auf ihre dritten Olympischen Spiele vor. Eine
weitere Medaillenhoffnung ist bereits geplatzt: Brigit Yagüe
(Taekwondo) hat die Qualifikation für Peking verpasst. Zum
Favoritenkreis gehören dagegen der Basketballer Rudy Fernández, der
mit der spanischen Nationalmannschaft bereits Weltmeister wurde.
Auch Tennis-Profi Rafael Nadal aus Manacor wird in Peking
voraussichtlich an den Start gehen.
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