Das Konzept der Hotels „nur für Erwachsene”
ist auf Mallorca so neu nicht. Es gibt durchaus ein halbes Dutzend
Häuser, die sich für die Zielgruppe jenseits des Kindesalters stark
machen. Und das zum Teil schon seit einigen Jahren.
Urlaub fernab von Babygeschrei und Kindergeplärre scheint
gleichwohl ein Trend zu sein, denn die Anzahl der Häuser steigt,
auf Mallorca und in Europa insgesamt: Wie der Hotelkonzern
Iberostar erst vergangene Woche bekannt gab, bietet das Unternehmen
in Spanien von nun an zwei neue Hotels für Gäste ab 14 Jahren;
eines auf den Kanaren, eines - das „Royal Cupido” – an der Playa de
Palma. Das 2005 eröffnete Iberostar Suites Hotel „Jardín del Sol”
bei Santa Ponça ist bereits seit 2006 ein „Adults only”.
Auch die auf Mallorca beheimatete Hotelgruppe Viva startet in
diesem Jahr teilweise ins Erwachsenensegment. Sie hat dafür eigens
die Marke „Vanity Hotels” geschaffen. Zwei Häuser, das „Viva Golf”
in Alcúdia und das „Viva Cala Mesquida” bei Artà sind nach Auskunft
der hoteleigenen Internet-Seite „exclusivo para adultos”. Auch die
Homepage des Luxushotels Read's in Santa Maria stellt auf der Seite
mit den Zimmerpreisen unmissverständlich klar: „Unser Hotel ist für
Kinder unter zwölf Jahren nicht geeignet.”
Vorreiter dieser neuen Entwicklung in Europa ist zweifellos
Amerika. In der Karibik gehören Hotels mit „Adults only” schon seit
gut 15 Jahren zur Angebotspalette für sonnenhungrige Urlauber aus
den USA und Kanada. In den Vereinigten Staaten sind selbst
Restaurants mit „No Kids”-Schild keine Seltenheit.
Einschlägige Internetseiten listen bis 90 garantiert kinderfreie
Hotels und Resorts von Mexiko über Jamaika und der Dominikanischen
Republik bis hin zu Barbados und den Bermuda-Inseln auf.
Unterschieden wird auf der Webpage auch, ob die Gäste all-inclusive
oder à-la-Carte verpflegt werden.
Hinzu kommen einige wenige, gänzlich libertäre „Adult”-Hotels in
der Karibik, die extra gekennzeichnet sind. In ihnen müssen die
Urlauber nicht nur volljährig, sondern auch noch ein Paar sein.
Dafür ist das Tragen von Bekleidung freiwillig – damit jene
Erwachsene untereinander jederzeit und ausgiebig das Zeugen von
Kindern zumindest üben können.
Der Begriff „nur für Erwachsene” weckt Assoziationen an
Anrüchigem und erscheint stets erklärungsbedürftig. „Meinst du
jetzt die Hotels ohne Kinder oder jene Herbergen für Swinger?”,
will etwa der Sprecher eines Hotelverbandes gleich von vornherein
wissen, um das Gespräch richtig einzuordnen. Angesichts der
Doppeldeutigkeit ziehen deutsche Anbieter den Begriff „kinderfreies
Hotel” vor. Im Spanischen verwendet man neben „sólo adultos” gerne
auch „exclusivo para adultos”, das klingt gediegen.
Oft sehen sich die Hotelbetreiber bemüht, darzulegen, dass sie
mit ihrem Konzept keineswegs kinderfeindlich sein wollen. Vielmehr
gehe es darum, für besondere Ansprüche nach Ruhe und Erholung ein
entsprechendes Angebot bereitzustellen. Die Horrorbilder, wie
Urlaub nicht sein sollte, aber mitunter durchaus sein kann, sind
schnell bei der Hand: Da will ein Ehepaar ein romantisches Dinner
genießen, und am Nachbartisch zoffen sich die Kinder, schmeißen
Teller auf den Boden, werden keifend von den Eltern
zurechtgewiesen. Oder am Pool: Die jüngsten Gäste schreien und
streiten im Wasser herum, wer in aller Stille am Wasser liegen
will, hat das Nachsehen.
Gegner und Befürworter dieses Hotelskonzepts führen stets
handfeste Argument ins Feld. Erst vor zwei Jahren tobte in
Österreich eine Diskussion um das Thema. In Sankt Wolfgang hatte
ein Vier-Sterne-Hotel den Schritt zur „No kids”-Politik gewagt. Er
habe nichts gegen Kinder, wohl aber etwas gegen Eltern, die sie
nicht erziehen würden, sagte der Hotelier. Während er von vielen –
und neuen – Gästen Zuspruch erfuhr, wünschten sich Sprecher von
Sozialverbänden einen Boykott des Hauses. Doch die Strategie des
Hoteliers ging auf, nun hat ein weiterer das Konzept kopiert.
Das Aufkommen von Erwachsenen-Hotels in Spanien habe weniger mit
Erfahrungen aus der Karibik, sondern vor allem mit dem Wandel der
Gesellschaft zu tun, glaubt die Iberostar-Sprecherin Cristina
Molina. Es gebe weniger kinderreiche Familien als früher, dafür
vermehrt kinderlose Singels oder Paare, die als Doppelverdiener und
Arbeitstätige den Wunsch nach exklusiver Erholung in aller Ruhe
erfüllen wollen.
Der Präsident des Verbandes der Hotelketten auf den Balearen,
Aurelio Vázquez, sieht in der Entwicklung eine Spezialisierung des
Marktes auf die unterschiedlichsten Kundenbedürfnisse.
Beim mallorquinischen Hotelverband stuft man die
Erwachsenen-Hotels als „Nischenprodukt” ein. „Das ist etwas für
spezielle Interessengruppen”, sagt Juan Antonio Fuster. Sollte es
eine Zunahme auf der Insel geben, dann werde das sehr langsam vor
sich gehen. „Mallorca war immer stark in Sachen Familienurlaub,
auch weil bei uns die Sommersaison und die Zeit der Schulferien
zusammenfallen.” Und an diesem Konzept werde sich auf der Insel so
schnell kaum etwas ändern.
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