Ein gutes halbes Jahr später hat die neue Balearen-Regierung
jetzt einen Baustopp beschlossen, der seit Wochen angekündigt war.
Sogar der Text des betreffenden Gesetzesdekrets war auf
unerfindliche Weise an die Öffentlichkeit gelangt – alle
betroffenen Bauunternehmer hatten somit ausreichend Zeit, auf das
drohende Moratorium zu reagieren. Genau das müsse man verhindern,
wenn ein Baustopp die gewünschte Wirkung erzielen soll, hatte
Antich ursprünglich erklärt.
Am Freitag war es nun soweit: Der Regierungsrat einigte sich auf
die Verabschiedung des Gesetzesdekrets, das den Stopp von 16
Bauvorhaben vorsieht, elf auf Mallorca, der Rest auf Ibiza.
Betroffen sind mehrere umstrittene Projekte.
Auf der Baustelle in Monport (Andratx), wo 20 Apartmenthäuser
entstehen, ruht die Arbeit. Dieses Projekt sorgt seit Monaten für
Wirbel und war Ausgangspunkt der Ermittlungen der
Staatsanwaltschaft gegen den unter Korruptionsverdacht stehenden
Ex-Bürgermeister des Küstenortes. Zu Unrecht sollen hier
Baugenehmigungen vergeben worden sein.
Auch das in Cala Blanca (Andratx) geplante Hotel samt 200
Chalets wird nun nicht gebaut. Das Gelände soll in
Naturschutzgebiet umgewidmet werden. Möglicherweise bekommt das
geplante Hotel einen neuen Standort in der angrenzenden
Siedlung.
In Can Vairet (Calvià) sollen eine Urbanisation und ein
Themenpark geplant gewesen sein. Daraus wird nun nichts, das
Gelände soll nicht mal als Bauland genutzt werden können.
Die Gemeinde Llucmajor möchte gerne die Cala Regana
städtebaulich erschließen – ein Vorhaben, dem die
Balearen-Regierung nun einen Riegel vorgeschoben hat.
Innerhalb der Regierung umstritten ist die Cala Marçal
(Felanitx), die nun nicht vollständig, sondern nur teilweise
geschützt wird. Dort sollen rund 200 Chalets gebaut werden.
Keinen Golfplatz wird es in Son Real (Santa Margalida) geben.
Das Gelände wird umgewidmet in Naturschutzgebiet.
Ein Teil der Halbinsel von Alcanada (Alcúdia) soll
Naturschutzgebiet werden, um eine künftige Bebauung unmöglich zu
machen.
Die Urbanisation Es Vilar darf nicht weiter wachsen. Das gilt
auch für die Siedlung in der Cala Carbó (beide Pollença).
Muleta (Sóller) ist Bauland, soll aber in Naturschutzgebiet
umgewidmet werden. Ursprünglich sollten dort 33 Einfamilienhäuser
entstehen.
Besonders umstritten aber ist das Feuchtgebiet Ses Fontanelles
an der Playa de Palma (siehe nebenstehenden Text). Dort ist ein
Vergnügungszentrum geplant, das nun nicht gebaut werden darf.
Insgesamt 1516 Hektar Fläche hat die Balearen-Regierung auf
diese Weise geschützt. Allerdings muss das Gesetzesdekret mit den
Sofortmaßnahmen innerhalb von 30 Tagen vom Balearen-Parlament durch
ein Gesetz bestätigt werden. Dieses soll nun in allen Details
ausgearbeitet werden. Unklar ist noch, wie teuer die Umwidmungen
den Steuerzahler zu stehen kommen. Mehrere Bauunternehmen hatten
schon auf die ersten Gerüchte eines Baustopps reagiert und
Schadensersatzklagen angekündigt.
Bereits am 8. November sickerte zum ersten Mal die Nachricht
durch, die Regierung plane an mehreren Orten ein Moratorium.
Tatsächlich berieten die Koalitionsparteien am darauffolgenden Tag,
konnten sich jedoch nicht einigen.
Besonders zwischen Linksbündnis Bloc und den Regionalisten der
Uniò Mallorquina gab es Differenzen, die Ministerpräsident Antich
nicht ausgleichen konnte. Für den Sozialisten geht es bei der
Entscheidung für den Baustopp bereits um seine politische
Glaubwürdigkeit: Im Widerspruch zu seinem Wahlversprechen hatte er
zuletzt den Bau des Krankenhauses in Son Espases genehmigt und sich
damit den Zorn vieler Naturschützer zugezogen.
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