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Wenn ein deutsches Hightech-Unternehmen seinen 100. Geburtstag mit einem wissenschaftlichen Kongress auf Mallorca begeht, dann muss das ein besonderes Unternehmen sein. Nahezu 500 Kieferorthopäden aus 42 Ländern weilten am vergangenen Wochenende in Palma, um sich mit den renommiertesten Spitzenvertretern ihrer Zunft über die neuesten Methoden der Zahnregulierung auszutauschen.

Seit 1907 widmete sich die Bernhard Förster GmbH im badischen Pforzheim der Herstellung von Schmuck und Uhren, 1974 schwenkte sie um auf die Produktion von kieferorthopädischen Apparaturen. Das sind all die Metallteile – Federn, Schrauben, Klemmen – aus denen Spangen und Klammern gefertigt werden, um schief stehende Zähne in eine neue, optimale Stellung zu bewegen.

Mit ihrem zahnmedizinischen Zubehör unter dem Markennamen Forestadent ist die Bernhard Förster GmbH im Bereich hochwertiger Produkte der Kieferorthopädie nach eigenen Angaben Weltmarktführer, „was Qualität und Präzision” betrifft.

„Wir haben unsere Erfahrungen – die Präzision aus der Uhrenindustrie und die Oberflächenbehandlung von Metallen aus der Schmuckindustrie – vereint zur Herstellung von kieferorthopädischen Apparaturen”, beschreibt Rolf Förster das Konzept des mittelständischen Familienbetriebes. Rund 250 Mitarbeiter beschäftigt die Firma im nördlichen Schwarzwald. Die Produkte werden in 70 Länder weltweit geliefert. In Spanien gibt es in Barcelona und Madrid zwei Niederlassungen, von der Hauptstadt aus wird der Vertrieb nach ganz Lateinamerika organisiert.

Nicht immer lief das Geschäft so rund wie zum 100. Geburtstag, erinnert sich Seniorchef Rolf Förster, der die Firma mit seiner Tochter und seinem Neffen leitet. 1972 hatte Förster die weltweit erste digitale Armbanduhr entwickelt, die neben der Zeit auch den Wochentag und das Datum anzeigte. Nach dieser Neuheit drängten asiatische Chronometer mit LCD-Anzeige, also Flüssigkristallen, auf den Markt und würgten die traditionsreiche Uhrenindustrie im Länderdreieck

Baden, Schweiz, Elsass nahezu ab. Rolf Förster, der kurz zuvor in seinem Werk vollautomatische Fertigungsstraßen vom Rohstoff zum Endprodukt installiert hatte, musste sich schleunigst nach einem neuen Präzisionsprodukt umsehen, um zu überleben. In Zusammenarbeit mit Universitäten setzte er auf winzige kieferorthopädische Gerätschaften für die Mundhöhle. Seitdem hat sich auf dem Gebiet eine permanente technologische Innovation abgezeichnet: Die Methoden wurden immer weiter verfeinert, seit 1974 hat Forestadent 258 Patente angemeldet.

Heute ist Rolf Förster, stolz darauf, den Familienbetrieb unbeschadet durch den krisenreichen Strukturwandel der Uhrenindustrie geführt und Arbeitsplätze gerettet zu haben. „Ich hätte wie andere einfach verkaufen können, aber was wäre dann aus meinen Mitarbeitern und ihren Familien geworden?”, fragt Rolf Förster. Der Einsatz hat sich gelohnt. Für seine vorbildliche soziale Verantwortung ist das „unternehmerische Urgestein” von der baden-württembergischen Regierung wiederholt gewürdigt geworden.