Die Regierung Antich ist noch keine 100 Tage im Amt, da sieht
sie sich schon mit Rücktrittsforderungen und Demonstrationen
konfrontiert. An Letzterem ist vor allem pikant, dass sich auch
Regierungspartner unter die Protestler mischen. Den Neuen im
Consolat de Mar stehen schwere Zeiten bevor.
Dabei hatte für das Linksbündnis doch alles so gut angefangen.
Nach dem Fiasko seiner ersten Amtszeit vermied Ministerpräsident
Francesc Antich zunächst jede Konfrontation. Hatte er acht Jahre
zuvor mit seiner Urlauber-Steuer noch die Touristiker, sprich die
gesamte Balearen-Wirtschaft gegen sich aufgebracht, suchte er nun
den Konsens. Das wurde allenthalben mit Wohlwollen zur Kenntnis
genommen.
Erleichtert wurde der Traumstart durch eine kopflose Opposition.
Ex-Ministerpräsident Jaume Matas (PP) verabschiedete sich von heute
auf morgen in die USA und hinterließ die Geschäfte seiner
Stellvertreterin Rosa Estaràs. In dieser Zeit war die Volkspartei
ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, täglich
veröffentlichten die Tageszeitungen Ranglisten möglicher
Matas-Erben. Die PP-Chefs in Madrid beendeten die Personal-Debatte:
Rosa bleibt bis zum Parteikongress 2008 an der Spitze – basta! Die
PPler der Inseln fügten sich und machten sich endlich an die
Oppositionsarbeit. Das bekommt Antich nun zu spüren; die PP traut
sich sogar, das von ihr verschuldete Metro-Desaster den Neuen in
die Schuhe zu schieben.
Viel belastender für Antich ist jedoch die Tatsache, dass er an
seinen eigenen Worten gemessen wird. Er wollte neue
Verkehrskonzepte präsentieren – und musste doch erst einmal
Zuschüsse für weitere Straßen kassieren. Und er hatte versprochen,
den Klinik-Bau in Son Espases zu stoppen. Jetzt stellt er fest,
dass es dazu gar keine Alternative gibt. Antich in der Zwickmühle:
Entweder er bricht sein Wort und riskiert Krach mit den
Bündnispartnern, oder er sucht nach faulen Kompromissen.
Er sollte die Entscheidung treffen, die für die Bürger die beste
ist. Und in Zukunft vorsichtiger sein mit Versprechungen.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.