Auf den ersten Blick wirkt die Gruppe der EU-Ausländer auf den Balearen nicht wie ein wesentlicher Faktor bei den anstehenden Regional– und Kommunalwahlen. Weniger als drei Prozent aller im Wählerregister eingetragenen Personen sind Nichtspanier (19.570 von 719.486).
Genau besehen aber ergibt sich ein anderes Bild: Denn in einzelnen Gemeinden liegt der mögliche Stimmenanteil von Deutschen, Briten oder Italienern deutlich höher. Und genau hier haben die EU-Bürger Stimmrecht, in den Kommunen. Der eine oder andere Bürgermeister könnte dank einer gelungenen Kampagne unter den Ausländern seiner Gemeinde ins Rathaus einziehen.
Zwar sind nirgendwo so viele EU-Bürger wahlberechtigt wie in Palma (3813), bei der Entscheidung um die Besetzung des Bürgermeisterpostens spielen sie jedoch keine Rolle – angesichts einer Gesamtwählerzahl von 263.203. Entscheidend könnten sie dagegen in Andratx sein. Dort sind mehr als zwölf Prozent aller Wahlberechtigten EU-Ausländer (736 von 5983). Allein die Deutschen stellen sechs Prozent aller potenziellen Wähler (367).
Noch klarer ist das Verhältnis in Calvià, wo das Wahlregister 3423 EU-Bürger ausweist (mehr als 13 Prozent). 933 deutsche Wähler haben in der Küstengemeinde Stimmrecht. Aber wie schon bei den vergangenen Wahlen ist Deià auch diesmal Spitzenreiter. Jeder fünfte Wahlberechtigte ist dort Nichtspanier (86 von 412).
Allerdings ist die Zahl der ausländischen Wähler auf Mallorca nicht nur hoch – sie steigt auch rasant. Denn vor vier Jahren waren noch 12.249 EU-Bürger im Wahlregister eingetragen, 1999 lag die Zahl bei 6339. Seitdem hat sich diese Be völkerungsgruppe also mehr als verdreifacht.
Angesichts solcher Verhältnisse verwundert es nicht, dass inselweit kaum eine Partei ohne ausländischen Kandidaten antritt – und sei es auf einem der hinteren Listenplätze. Mehr als 60 Kandidaten kommen so zusammen, die meisten stammen aus Deutschland, schließlich stellen die Deutschen auch den größten An teil der ausländischen Wähler (6659).
Ob die Stimmen der EU-Bürger jedoch tatsächlich wahlentscheidend sind, ist offen. Dafür müssten die Ausländer einheitlich anders abstimmen als die Spanier. In Calvià beispielsweise ist die regierende PP überzeugt davon, dass dem so ist. Bürgermeister Carlos Delgado geriet erst kürzlich unter Beschuss, weil er auf Gemeindekosten mehrere Abendessen für die EU-Bürger des Ortes organisiert hatte.
Aber nicht nur die großen Parteien haben die EU-Bürger als potenzielle Wählerschaft entdeckt. Selbst die gerade erst neu gegründete „Unabhängige Zentrums-Gruppierung von Santa Margalida, Son Serra und Can Picafort” (ACIND) stellt eine Zusammenfassung ihres Wahlprogramms auf Deutsch zur Verfügung. „Weil wir für alle regieren wollen”, sagt Parteichef Miguel Perelló. Dass er mit einer Deutschen verheiratet ist, habe auch zu der Entscheidung beigetragen, räumt er ein.
Trotz der Rekordzahlen verrät die Wählerstatistik aber auch noch etwas anderes: Die knapp 20.000 EU-Bürger, die im Wahlregister eingetragen sind, repräsentieren noch nicht einmal ein Viertel aller Ausländer, die wahlberechtigt wären, wenn sie sich denn rechtzeitig gemeldet hätten.
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