Was die beiden Chinesen am anderen Ende der Welt so lustig
finden, ist nicht zu verstehen. Offensichtlich haben sie aber
mächtig Spaß. Dabei ist es bei ihnen gerade vier Uhr morgens und
sie müssen die Nacht durcharbeiten. Die beiden Männer sind
Sportreporter des chinesischen Fernsehsenders Guangdong und
kommentieren gerade das Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund
und dem VfL Bochum. Sie tragen deutsche Fußballtrikots und bemühen
sich, Spielernamen wie Dabrowski, Ilicevic und Brzenska über die
Lippen zu bringen.
Unter Fußball-Süchtigen hat sich längst herumgesprochen, dass es
die Bundesliga auch im Internet zu sehen gibt. Die Popularität
deutscher Kicker ist offenbar so groß, dass es selbst in der
Volksrepublik China Menschen gibt, die sich deren Ballkünste nicht
entgehen lassen wollen.
Mehrere TV-Sender haben Übertragungsrechte erworben – die Bilder
landen im Internet: live. Wer sie sehen will, muss ein Programm
herunterladen und darf nicht allzu hohe Ansprüche haben. Die
Bedienung muss man sich im Blindflug aneignen – es sei denn, man
beherrscht Chinesisch. Die Bildqualität ist zum Teil nicht nur
schlecht, sondern nicht vorhanden: Üblicherweise bricht die
Verbindung ausgerechnet dann zusammen, wenn es gerade spannend
wird.
Dass die Bundesliga ein ziemlich wackeliges Bild abgibt, ist
aber nicht Tom Benders Hauptsorge. Laut dem Pressesprecher der
Deutschen Fußball-Liga (DFL) sind es nicht die chinesischen Sender,
die die Bilder ins Internet einspeisen. Dafür hätten sie keine
Lizenz erworben. Beim Bundesliga-Fußball im Internet handele es
sich um Piraterie. Hacker würden das Satellitensignal abgreifen und
illegalerweise im Netz frei zugänglich machen. „Wir haben gerade
begonnen, in dieser Sache sehr aktiv zu werden”, sagt Bender.
Aber es lässt sich längst nicht nur Bundesliga-Fußball per
Internet verfolgen. Hunderte, wenn nicht Tausende Fernsehsender aus
praktisch jedem Land der Welt sind ganz ohne Satellitenschüssel
empfangbar. Wer immer schon einmal wissen wollte, was in indischen
Kochsendungen auf den Herd kommt, oder wie derbe es in peruanischen
Talkshows zur Sache geht, der kann sich hier selbst ein Bild davon
machen.
Das Angebot aus Deutschland ist dagegen noch recht dürftig.
Lokale Kleinstsender und Nischenprogramme übernehmen hier die
Vorreiterrolle. ARD und ZDF sind live nur ausnahmsweise per
Internet zu empfangen. „Aus finanziellen Gründen gibt es das bisher
nur zu besonderen Anlässen”, sagt Thassilo Forchheimer,
stellvertretender ARD-Sprecher. Das Fernsehprogramm live ins Netz
einzuspeisen sei einfach zu teuer. „Da sich die Mediennutzung aber
immer mehr ins Internet verlagert, wird sich etwas ändern
müssen.”
Angesichts dieses Sparangebots der Öffentlich-Rechtlichen ist
auf den ersten Blick nicht einzusehen, warum in Deutschland ab 2007
nun auch für PCs eine Rundfunkgebühr fällig wird. Die ARD
rechtfertigt das mit der „fast 100-prozentigen Abdeckung, was Radio
angeht”. Tatsächlich bieten die verschiedenen ARD-Anstalten ihre
Radioprogramme ziemlich umfassend im Internet an – der PC wird zum
Empfangsgerät. „Zunächst wird nur die Gebühr fällig, die auch ein
Radio kostet”, sagt Forchheimer: 5'52 Euro. Betroffen ist
allerdings nur, wer noch keinen Empfänger (TV oder Radio)
angemeldet hat, wohl aber einen internetfähigen PC besitzt.
Während die Öffentlich-Rechtlichen also bereits eine Möglichkeit
gefunden haben, für ihr Internetangebot zu kassieren, fürchtet die
Deutsche Fußball-Liga durch die Konkurrenz aus Fernost um ihr
Finanzierungsmodell. Wer gibt noch Geld für Bezahl-TV aus, wenn die
Spiele nun auch live im Internet zu sehen sind, fragt sich
Pressesprecher Bender. Die deutschen Fußball-Klubs seien jedoch
abhängig von den Einnahmen aus der Vermarktung der Fernsehrechte:
„Fans, die im Internet gratis gucken, schaden letztendlich ihrem
Verein.”
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