Auch nach dem Schock in Fußball-Deutschland nach der
überraschenden Niederlage gegen Italien im Halbfinale: Die WM ist
noch nicht vorbei – und die Euphorie erst recht nicht.
„Sie glauben nicht, was hier los ist”, sagt Axel Lange,
Versicherungsunternehmer in Berlin mit Wohnsitz auf Mallorca, der
das WM-Fieber täglich vor Augen hat. Auch „am Tag danach” sei die
gute Stimmung weiterhin auf den Straßen spürbar. „Der Ausgang des
Halbfinales ändert nichts daran, dass Deutschland – und natürlich
die deutsche Elf mit Klinsmann – im Ausland durch und durch positiv
gesehen wird.”
Alle hätten eine hervorragende Leistung gebracht, und das werde
auch nach der WM nicht in Vergessenheit geraten, davon ist Axel
Lange überzeugt: „Ich habe ja viele Hotels hier in Berlin
versichert. Es gibt bereits zahlreiche Buchungen aus dem Ausland
für die Hotels, in denen die deutsche Nationalmannschaft gewohnt
hat.”
Das sei zweifellos ein hoffnungsvolles Signal für die Zukunft,
findet der Unternehmer. „Da kann man nur sagen: Weiter so,
Deutschland”, findet Axel Lange und ergänzt noch schnell: „Bis auf
die Mehrwertsteuer.”
Auch die deutsche Konsulin Karin Köller – obwohl enttäuscht wie
alle über die überraschende Niederlage der deutschen Elf gegen
Italien – hält es mit dem Bundestrainer: „Jürgen Klinsmann blickt
schon wieder nach vorn.”
Die Spielfreude und der Kampfgeist seiner Kicker und die heitere
Internationalität der Deutschen habe dem Land eine nie dagewesene
Sympathie im Ausland beschert, die es auch nach der WM zu pflegen
gelte: „Jetzt müssen wir sehen, ob wir dieses Miteinander
fortsetzen können”, so Karin Köller. „Wenn wir schaffen, dieses
Wir-Gefühl weiter nach außen zu tragen, wäre das sensationell.”
„Die Gesamtorganisation perfekt, das Klima ideal, die Stadien
voll”: So hat der Pressesprecher der TUI-AG für Spanien, Juan
Carlos Alia, der das Spiel Spanien–Frankreich in Hannover live
verfolgt hat, Deutschland als Gastgeberland in Erinnerung. „Sicher
wird es wieder ruhiger werden. Doch die Infrastruktur bleibt –
genauso wie das positive Image, das auch nach der WM in den
Hinterköpfen bleiben wird”, davon ist er überzeugt.
Für Ex-Fußballprofi Jochen Kientz (ehemals Real Mallorca) geht
Deutschland klar als Sieger aus der WM hervor – so oder so. „Wir
haben gesehen, wer bei dieser WM dominiert hat und können stolz auf
unsere Jungs sein”, findet er. „Was sie und Klinsmann geleistet
haben, ist einfach großartig.” Auch das Halbfinal-Spiel gegen
Italien sei eines „der besten Spiele, das ich in den letzten Jahren
gesehen habe”.
Ganz wichtig findet er auch, wie die deutsche Elf ausgeschieden
ist: „Dass man als guter Verlierer rausgeht – so wie Klinsmann das
getan hat, als er dem Gegner gratulierte –, bringt schon viel für
die Welt.” Dieser sportliche Kampfgeist gepaart mit ebensolcher
Fairness dürfte die ganze Nation positiv geprägt haben: „Ich denke,
dass wir Deutschen jetzt mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein
durch die Welt gehen.”
Für Schlagersänger Bernd Clüver steht die „völkerverständigende
Wirkung” der WM im Vordergrund: „Dass wir ganz ohne narzisstische
und rassistische Ausschreitungen und ohne Krawall so weit gekommen
sind, ist einfach großartig.” Jeder „kreische schließlich für seine
Mannschaft”: „Dann dürfen wir das auch.”
Schließlich hätte die deutsche Mannschaft auch noch als „fairer
Verlierer” geglänzt, so der Sänger. „Wir können stolz auf unser
Land sein, das mental so gestärkt wurde. Ich hoffe für Deutschland,
dass das auch so bleibt.” Und noch einen weiteren Wunsch äußert
Bernd Clüver – dass „Klinsi” bleibt: „Die Vision muss
weitergehen.”
Der in Italien geborene und in Deutschland aufgewachsene Inhaber
des Restaurants „Campino” in Camp de Mar, Pino Persico, war erst
„gar nicht glücklich über die beiden Halbfinalgegner”: „Bei jedem
anderen Spiel wäre ich natürlich für Deutschland gewesen, aber
so?”
Er ist glücklich über den Italien-Sieg, habe sich aber auch
„riesig für die Deutschen gefreut, die sich so toll in dieser WM
präsentiert haben”: „Dieser Schwung hat das Land nicht nur
sportlich, sondern auch wirtschaftlich und menschlich nach oben
gebracht. Dieser Elan wird sicher anhalten.”
Auch Mallorca hätte die WM gutgetan: Der Umsatz sei um 30
Prozent höher gewesen als im Vorjahr. Bei aller Deutschland-Liebe:
Einen kleinen Scherz konnte sich Pino Persico doch nicht
verkneifen. Mit seinem Cinquecento plus Italien-Flagge fuhr er ins
Restaurant und fragte die verdutzten Gäste: „Wo geht's denn hier
nach Berlin?”
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