Das Land ist flach, die Vegetation spärlich und ein scharfer
Wind fegt über die Ebene. Und doch ließen sich wahrscheinlich
gerade hier die ersten Menschen auf Mallorca nieder. An der
Landstraße nach Cap Blanc findet sich nach zwölf Kilometern (aus
Llucmajor kommend) eines der frühesten Zeugnisse menschlicher
Besiedelung der Insel. Die in einem Mandelhain gelegenen Reste der
Talayot–Siedlung „Capocorp Vell” stammen aus der Zeit um 1000 vor
Christus. In dem Dorf fanden vermutlich rund 500 Menschen
Schutz.
Einst gab es auf Mallorca über 200 solcher Siedlungen,
allerdings wurden die Steine in späterer Zeit für den Haus– und
Kirchenbau abgetragen. Die Talayots stellen von 1450 bis 123 vor
Christus die erste Hochkultur auf Mallorca dar. Die Gründung der
Siedlungen fällt noch in die Bronzezeit.
Für zwei Euro Eintritt können Interessierte in Capocorp Vell die
Mauerreste begehen und erhalten einen aus einem Faltblatt
bestehenden, sichtlich schon oft benutzen Führer. Zu sehen sind in
der Anlage die alten Megalith–Türme (griechische Bezeichnung für
große Steine) und eine labyrinthartige Anordnung von Mauern, die 28
Behausungen bilden. Wissenschaftler vermuten, dass die Bauweise
auch eine religiöse und mythologische Bedeutung gehabt habe.
Wer sich eingehender mit der Frühgeschichte Mallorcas befassen
möchte, dem sei ferner das Museu de Mallora in Palma empfohlen.
Dort wurden einige Behausungen nachgebaut.
Die Bar von Capocorp Vell ist nicht nur bei Historikern beliebt,
sondern auch bei den vielen Radfahrern, die derzeit das Straßenbild
prägen.
Verbinden lässt sich die Besichtigung der Ruinen gut mit einem
Abstecher nach Cala Pi. In dem verschlafenen, gepflegten Urlaubsort
mit Villen und kleinen Hotels befindet sich eine der tiefsten und
engsten Buchten der ganzen Insel. Vom 1663 erbauten Wachturm aus
eröffnet sich ein traumhafter Blick über das Meer, und unter einem
Baum am Rand der Klippen steht für die eine oder andere romantische
Stunde eine Bank bereit.
Eine lange Treppe führt zur Bucht hinunter, die derzeit mit
glasklarem Wasser und einem kurzen, aber weit ins Land führenden
Sandstrand lockt. Einige in die Jahre gekommene Bootshäuser auf der
einen Seite machen den besonderen Charme des ruhigen, und durch
seine Lage windgeschützten Strandes aus.
An den Booten vorbei führen Stufen die Klippen empor; oben
empfängt einen der rauhe Wind. Wer festes Schuhwerk trägt, kann von
hier aus eine kleine Wanderung in Richtung Cap Blanc beginnen.
Gekennzeichnete Wege gibt es nicht, dafür aber einen schönen Blick
auf das offene Meer und eine recht eigenartige Pflanzenwelt. Aus
der anfänglichen Baumlandschaft mit Kiefern und Olivenbäumen wird
schnell eine Buschsteppe mit felsigem Boden. Hier wachsen unter
anderem Meerzwiebeln und Rosmarinsträucher. Früher war das Gebiet
militärische Sperrzone, und so stehen einige verlassene
Bunkeranlagen einsam in der Landschaft. Es ist eine Versuchung,
sich bis an den Rand der über 90 Meter hohen Klippen zu wagen. Doch
angesichts der kräftigen Böen, die über die Ebene sausen, ist
Vorsicht angeraten.
Der Spaziergang auf dem Plateau, das Naturschutzgebiet ist,
endet am alten Leuchtturm von Cap Blanc. Dort versperren Zäune der
neuen Leuchtturmanlage den Weg. Auf dem Rückweg bietet es sich an,
in Cala Pi noch ein erfrischendes Bad zu nehmen oder in eine der
kleinen Bars im Ort einzukehren. Wer zurück nach Palma will, kann
auch die langsamere und ruhigere Landstraße entlang der Küste in
Richtung Arenal nehmen, die über Cap Blanc führt.
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