Traditionell waren sie schon immer Frühstücksmuffel, die
Spanier, da mochten Ernährungsexperten sich den Mund fusselig
reden. Selbst wenn die „erste Mahlzeit des Tages die wichtigste
überhaupt”, möglichst gesund und abwechslungsreich ausfallen sollte
– was soll's? Ein Cortado oder Café con leche, ein paar Kekse, das
musste reichen. Hier scheint sich zur Zeit eine deutliche
Trendwende abzuzeichnen: Mallorca entdeckt das Frühstück.
Dabei hatten sich Residenten wie Touristen hier inzwischen
notgedrungen abgewöhnt, Wochenende oder den ersten Urlaubstag
genussvoll einläuten zu wollen. „Jetzt gehen wir erstmal richtig
schön frühstücken”: Auf dieses, gerade in Deutschland so beliebte
Freizeitvergnügen musste man auf Mallorca lange verzichten – es sei
denn, man war Hotelgast.
Die hochklassigen Inselherbergen bieten ihren Gästen seit jeher
ein wohlsortiertes Frühstücksbuffet an: Von frischen Früchten und
Säften, einem reichhaltigen Wurst- und Käseangebot bis hin zu
Ensaimada, Camaiot oder einem kleinen Steak bleibt heute kaum ein
kulinarischer Wunsch unerfüllt. In den Fünf-Sterne-Hotels auf
Mallorca weiß man, wie wichtig „ein gemütlicher Start in den Tag”
für den zufriedenen Gast ist. Deshalb gibt's inzwischen neben
Muntermachern wie „Show-Cooking” auch Traum-Frühstückszeiten bis 11
Uhr, der Brunch am Sonntag darf auch mal bis 16 Uhr gehen.
Ganz so üppig geht es in den Cafés von Palma noch nicht zu, doch
einige Frühstückskarten wie die im „Cappuccino” können sich
durchaus sehen lassen. Am Wochenende wissen das zunehmend auch die
Einheimischen zu schätzen und lassen es sich bei opulenten
Spiegeleiern und Pfannkuchen gutgehen.
Und die Entdeckung des Frühstücks geht weiter. Verstärkt wendet
man sich jetzt auch an die junge Generation, um sie frühzeitig auf
die Relevanz der „wichtigsten Mahlzeit des Tages” aufmerksam zu
machen. Gerade ließ die Leiterin der Gesundheitsbehörde in Palma,
Begoña Morageus, verlauten, dass insgesamt 1398 Grundschüler am
Programm „Gesundes Frühstück” (Desayuno Saludable) teilnehmen
werden.
Das Aufklärungsprojekt, das im Oktober letzten Jahres begann und
noch bis zum 30. Mai läuft, soll dazu beitragen, „dass sich die
Jungen und Mädchen unserer Stadt schon von frühem Kindesalter an
gesunde Ernährungsgewohnheiten aneignen”, so Begoña Morageus. „Es
soll den Kindern klarmachen, dass das Frühstück die wichtigste
Mahlzeit ist.” Das Projekt wird an verschiedenen auserwählten
Schulen realisiert. Neben Theorie gibt's auch praktische
Anleitungen zur Zubereitung eines gesunden Frühstücks.
Gabriele Fritsch, Leiterin der Deutschen Schule in Palma,
begrüßt das Programm: „Je früher Kinder dafür sensibilisiert
werden, umso besser.” Sie hat festgestellt, dass gerade im
Kindergarten ihrer Schule auf ein gemeinsames Frühstück viel Wert
gelegt wird: „Wenn einer zu essen beginnt, dann wollen alle.” Zudem
verbrauchen Vierbis Fünfjährige einfach viel Energie: „Sie brauchen
öfter eine kleine Zwischenmahlzeit. Manchmal reicht da schon ein
halber Apfel oder ein Joghurt, manchmal ist es auch ein
Vollkornbrot.” Hauptsache, der Snack zwischendurch ist gesund.
An eine etwas ältere Zielgruppe wendet sich eine weitere
Innovation auf dem Frühstücksmarkt in Palma: Einige Bars – unter
anderem am Fischereihafen – bieten ein „Desayuno” vor Sonnenaufgang
an – speziell für Nachtschwärmer.
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