MM: Was war für Sie in den vergangenen zwölf Monaten prägender:
Die Ernennung zum Ibatur-Direktor oder Ihre Hochzeit?
Raimundo Alabern: Als die drei größten Stress-Faktoren gelten:
Neuer Job, neue Frau, neue Wohnung. Ich habe alles gemacht:
geheiratet, wir sind gemeinsam in ein neues Haus gezogen, ich habe
neue Arbeit.
MM: Und irgendeinen dieser Schritte bereut?
Alabern: Kein bisschen, mir geht es ausgezeichnet.
MM: Ihr Zwischenfazit nach einem Jahr als Ibatur-Chef?
Alabern: Für mich war es eine große berufliche Herausforderung,
die mich außerordentlich motiviert und bereichert hat. Für
Iberostar war ich lange im Ausland, in Mexiko und Venezuela, danach
in Spanien für die Reisebüros als Marketing-Chef. Nach vielen
Jahren in einem Unternehmen arbeite ich jetzt für einen
Staatsbetrieb, das ist ein großer Unterschied.
MM: Inwiefern?
Alabern: Erstmal macht es mich stolz, jetzt für das Image meiner
Heimat zu arbeiten. Das Management funktioniert anders, wobei ich
großes Glück habe, mit Tourismusminister Joan Flaquer arbeiten zu
dürfen. Auch das Personal und die Mittel sind anders.
MM: Weniger Geld und wenige Leute.
Alabern: Wir müssen uns zur Decke strecken. Aber wir wollen so
viel Geld wie möglich in die Werbung stecken und nicht in Struktur
und Mitarbeiter.
MM: Dafür bekommen Sie vermutlich umso mehr gute Ratschläge von
außen.
Alabern: Das ist wie beim Fußball: Alle wissen Bescheid und
reden mit.
MM: Ein Fußballtrainer hat immer dann recht, wenn er einen Pokal
holt. Und Sie?
Alabern: Erfolg ist in einem Unternehmen leicht messbar: Stimmen
die Gewinne, oder hat man zumindest sein Soll erfüllt? Ich bin
sicher, dass man die Verbesserung des Images der Balearen und die
deutliche Steigerung der Besucherzahlen an unserer Arbeit
festmachen kann. Aber beweisen lässt sich das nicht.
MM: Womit waren Sie im vergangenen Jahr erfolgreich?
Alabern: Vor allem mit den Marketing-Kooperationen mit
Reiseveranstaltern und Airlines. Dadurch haben wir viel mehr
Konsumentenkontakte erreicht, als wir alleine geschafft hätten.
MM: Was hat das bewirkt?
Alabern: Eins vor allem: Die Urlauber wissen wieder, dass sie
hier willkommen sind. Und zwar alle; das war zu Zeiten der
Vorgängerregierung leider nicht so. Wir wollen zwar auch neue
Zielgruppen erschließen, sind uns aber im klaren darüber, dass
Sonne und Strand immer das Fundament bleiben wird.
MM: Hat sich die gesteigerte Messepräsenz gelohnt?
Alabern: Nicht nur die. Sehr gut gelaufen sind auch die
Workshops mit spezialisierten Reiseunternehmen hier vor Ort.
Dadurch konnten konkrete Geschäfte angebahnt werden.
MM: Was planen Sie für 2006?
Alabern: Der Haushalt muss erst durchs Parlament, ich hoffe,
unser Etat steigt, in diesem Jahr hatten wir 21'5 Millionen Euro
zur Verfügung. Wir wollen grundsätzlich so weitermachen wie bisher,
aber die Bemühungen verstärken, die Saisonzeiten zu verlängern.
Also mehr Golf–, Rad–, Kongress– und Wandertourismus, um einige
Beispiele zu nennen.
MM: Mallorca für alle – ist das als Werbeaussage nicht ein
bisschen schwammig?
Alabern: Die Vielfältigkeit Mallorcas macht das Marketing nicht
leicht. Aber sie ist gleichzeitig unsere größte Stärke, weil hier
wirklich jeder toll Urlaub machen kann. Nur Skifahrer nicht.
Mit Raimundo Alabern sprach MM-Redakteur Michael Blum
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