Der Besuch von TUI-Vorstandschef Michael Frenzel beim
wichtigsten Hotelpartner, Carmen Riu, über den MM vor zwei
Wochen (Ausgabe 34/2004) exklusiv berichtet hat, zieht weitere
Kreise.
Bei der Blitz-Visite, bei der Frenzel in Begleitung der
Vorstandskollegen Sebastian Eben und Rainer Feuerhake im Privatjet
nach Palma flog, ging es zunächst wohl nur um die Besorgnis der
Riu-Geschwister Carmen und Luis, dass bei einer möglichen Übernahme
der von der West-LB zum Verkauf stehenden 31-Prozent der
TUI-Anteile durch die Barceló-Gruppe plötzlich ein Konkurrent im
Aufsichtsrat sitzen könnte.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldete, ging es in dem
Gespräch auch darum, dass RIU die TUI-Aktien kaufen könnte.
Offensichtlich ist Frenzel mit einer Art Auftrag der Landesbank
unterwegs, das Paket an einen Käufer zu bringen, der das Konzept
des integrierten Touristik-Konzerns unangetastet lässt.
Analysten gehen davon aus, dass man nicht die gesamten 31
Prozent braucht, um die TUI AG zu kontrollieren; kauft man weniger
als 30 Prozent, ist auch nicht das nach deutschem Aktienrecht
erforderliche Kaufangebot an die restlichen Aktionäre notwendig,
was die Operation deutlich weniger teuer machen würde.
Am Mittwoch meldete die neue Internet-Zeitung
www.mallorcadiario.com nun, der Vorstand von RIU, also die
Geschwister Luis und Carmen, hätten beschlossen, der West LB ein
Angebot für zehn Prozent der TUI-Anteile zu unterbreiten. Damit, so
die Nachricht weiter, habe man eine ausreichend große
Sperrminorität, um unliebsame Konkurrenten aus dem eigenen
Aufsichtsrat herauszuhalten. Der Kaufpreis würde etwa 300 Millionen
Euro betragen.
Bei RIU, TUI und der West LB heißt es unisono: Dazu können wir
nichts sagen.
Da das Interesse von Barceló an der TUI mittlerweise als sicher
gilt (unabhängig davon, ob es zu einer Übernahme wirklich kommen
wird), muss man auch die RIU-Abwehrmaßnahmen ernst nehmen. Die
Meldung von mallorcadiario.com gewinnt vor allem dadurch an
Bedeutung, dass die Netz-Zeitung von Rafael Caballero herausgegeben
wird, zu dessen kleinem Imperium auch die Fachzeitschriften
„Desarrollo” und „Preferente” gehören. Vor allem hat Caballero
ausgeprochen gute Kontakte in höchste mallorquinische
Hotelierskreise.
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