In keinem anderen Land der Erde – außer in Japan – wird so viel
Fisch gegessen wie in Spanien. Allerdings liegen die Balearen beim
Konsum im hinteren Drittel der Verbrauchsskala aller spanischen
Regionen.
Fisch ist in ganz Spanien in den letzten zehn Jahren fast zum
Luxusartikel geworden, denn die meisten Fischsorten sind teuer. Wie
sich die Preissituation in den nächsten Monaten nach Havarie und
Untergang des Öltankers „Prestige” vor der galicischen Küste
entwickeln wird, wagt zur Zeit niemand zu sagen.
Dort, wo der Bärenanteil auch des auf den Balearen verzehrten
Fisches herkommt, herrscht für die nächsten vier Monate Fangverbot.
Das trifft die dortige Fischerei hart, denn die Region war bislang
der spanische Wirtschaftsführer in Sachen Fisch.
Die Fischer werden während des Fangverbotes mit einem
Ausfallgeld von 30 Euro pro Tag und Schiff bedacht. Das bedeutet im
Klartext, dass die Einkünfte fast gleich null sind. Das bedeutet
aber auch, dass das Fischangebot in Spanien und damit auch auf
Mallorca sinken wird und die Preise steigen werden. In welchem
Umfang kann auch Sebastiá Covas, Generaldirektor für Fischfang im
balearischen Landwirtschaftsministerium, nicht voraussagen. Er weiß
allerdings, dass es schwierig ist, zum Thema Fischpreise
Verbindliches zu sagen.
„Bis vor der Katastrophe hatten sich die Preise auf der hiesigen
Fischbörse seit Jahren nicht wesentlich erhöht. Das ist morgens in
der Lonja de Pescado nachprüfbar”, sagt er. „Gambas sind
hierzulande sogar oft preiswerter als auf dem spanischen Festland.”
Rund 80 Sorten Fisch und Schalentiere werden an der Fischbörse in
Palma gehandelt. Das Angebot reicht von preiswert – wie etwa bei
Sardinen – bis teuer. Das gilt für den auf Mallorca besonders
beliebten „Caproig” oder die frische Seezunge.
20 Prozent des Angebotes auf Mallorca stammt aus balearischen
Gewässern. „Natürlich wird dieser Frischfisch so hoch wie möglich
verkauft”, sagt Sebastiá Covas. „Es gibt eine sehr große Nachfrage
nach balearischem Fisch. Wir halten das für einen Erfolg auch
unserer Marketingstrategie, denn uns ist daran gelegen, den
Berufszweig des Fischers zu erhalten.”
Außerdem richtet sich das Angebot nicht nur nach der Nachfrage,
sondern auch nach den Erträgen: „Die mallorquinische Llampuga, die
es nur in den Herbstmonaten gibt, war in diesem Jahr rund 25
Prozent teurer als im Vorjahr, als die Fangerträge aufgrund
besserer Wetterverhältnisse weitaus größer waren.” Alles in allem
gilt, dass Fisch aus balearischen Gewässern im Schnitt rund 20
Prozent teurer ist als Fisch vom spanischen Festland. Alle
Fischangebote – sei es auf den Märkten, im Supermarkt oder in
kleineren Fischgeschäften – müssen nach den Normen der balearischen
Landesregierung ausgeschildert sein. Neben dem Preis ist auch eine
Herkunftsangabe gefordert. „Damit soll die grundsätzliche Angabe
,todo fresco y todo de aquí* (Alles frisch und alles von hier)
verhindert werden”, sagt Sebastiá Covas.
Ist es gerechtfertigt, wenn jemand in einem guten Restaurant für
eine frische Seezunge 30 Euro bezahlt? Katy Mir, die ihren Stand im
Mercado Olivar hat, sagt: „Seezunge, nicht gefroren, müssen wir
manchmal schon für 28 bis 30 Euro pro Kilo anbieten.” Bei
gefrorener Seezunge liegen die Preise zwischen 15 und 18 Euro.
Katy Mir und andere Händler auf den Märkten sagen
übereinstimmend, dass der Zwischenhandel und die Transportkosten
einen beachtlichen Preisfaktor bei Fisch ausmachen. Außerdem ist
das Ganze auch ein Risikogeschäft, denn die „Verfallsfrist” ist
äußerst kurz. Was am Samstag nicht verkauft wird, kann höchstens
gefroren und später zu kleinen Preisen verkauft werden.
Catalina, die mit ihrem mobilen Fischwagen auf die Dörfer fährt
und wie in alten Zeiten ins Muschelhorn bläst, um ihr Kommen
anzukündigen, sagt, dass sie nur Fisch im unteren Preissegment
anbietet. „Meine Kunden wollen gar nichts anderes.” Preislich
hochwertige Fische sind neben der besagten Seezunge auch
Seeteufel/Rape (bis 33 Euro), Caproig (18 bis 25 Euro) sowie
Steinbutt/Rodaballo (15 bis 18 Euro). Unter diesem Aspekt ist
Hummer/ Bogavante mit etwa 30 Euro im Preis gar nicht so hoch.
Außerdem gilt, dass der ganze Fisch teurer ist als Scheiben,
Schnitten oder Teile. Auch die kleineren Exemplare sind oft
preiswerter.
Als günstige Fische gelten etwa Makrele/Caballa für fünf bis
sieben Euro und Rotbarben/Salmonete für acht bis zehn Euro. Auch
Sardinen sind je nach Größe für drei bis acht Euro zu haben.
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal bei Fisch, das sich im
Preis niederschlägt, ist die Frage, ob das Tier aus dem Meer
gefischt wurde oder aus einer Zucht stammt. Die Renner unter den
günstigeren Zuchtfischen sind unter anderem die Goldbrasse/Dorada,
der Wolfsbarsch/Lubina sowie natürlich der Lachs.
Alle Fischangebote aus der Tentakelfamilie wie Calamares,
Chipirones, Pulpitos liegen bei 4 bis 6 Euro. Außnahme ist die
etwas edlere Sepia, die 8 bis 10 Euro kostet. Miesmuscheln sind für
2 bis 4 Euro zu bekommen. Andere Schalentiere wie Bugaros, Almejas,
Berberechos oder Cangrejos kosten ab 4 Euro aufwärts. Die teuersten
sind Percebes/Ziegenfüße mit 18 Euro. Alle Preise gelten pro
Kilo.
Absolute Hochsaison für Fisch ist die Weihnachtszeit. Dann
erhöhen sich die Preise in jedem Jahr. Heuer, nach dem
Tankerunglück, werden sie vermutlich astronomisch sein.
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