Es stinkt buchstäblich zum Himmel: In der Nacht zu Dienstag
wurden an der Einfahrt zur Rennstrecke von Llucmajor zwei
Wagenladungen Fäkalien abgeladen. Tausende von Autofahrern
passierten die Berge im Laufe der nächsten Stunden und wunderten
sich. Wie MM erfuhr, handelte es sich um Protest gegen die
neuen Betreiber des Motodroms, die das Areal seit einigen Wochen
renovieren. Sie seien mallorquinischen Firmen Geld schuldig.
Die Vertreter von „Motor Fun S.L.” fühlen sich allerdings nicht
betroffen. Geschäftsführer Dieter Fietz: „Wir haben keine Schulden
bei hiesigen Firmen. Anders sieht das bei dem Generalunternehmer
aus, von dem wir uns schon vor vier Wochen getrennt haben, weil
einiges nicht so funktionierte wie geplant. Es handelt sich um
einen Deutschen, der am Sonntag die Insel verlassen hat.”
Ob die betroffenen Firmen mit diesen Aussagen zufrieden sind,
bleibt abzuwarten. Nichtsdestotrotz hat man in Llucmajor Großes
vor. Und gegenüber MM offenbarte man jetzt erstmals, dass
tatsächlich Schumacher-Manager Willi Weber hinter dem Renn-Projekt
steckt. Bisher gab es diesbezüglich nur Mutmaßungen. „Der Ring
wurde von einer internationalen Investorengruppe gekauft und an die
Betreibergesellschaft ,Motor Fun S.L.' vermietet. Deren Präsident
ist Willi Weber”, verraten Geschäftsführer Fietz und Edgar Schupp,
Gesellschafter und Berater der Firma, im Gespräch mit MM.
Zudem sei Weber auch Präsident des Paddock-Clubs, einem zukünftigen
Treff der VIPs auf dem Rennbahngelände.
Die ersten provisorischen Gebäude auf dem Areal an der Straße
zwischen Arenal und Llucmajor stehen bereits, an der Ausbesserung
und am Umbau der Strecke wurde und wird gearbeitet. Für die
Änderungen am Kurs zeichnet Hermann Tilke verantwortlich, der in
der Motorsport-Szene als absoluter Fachmann für den Bau von
Rennstrecken gilt. Laut Edgar Schupp komme es vor allem darauf an,
gravierende Sicherheitsmängel zu beheben. „Wir wollen den Ring so
ausbauen, dass hier ohne versicherungsrechtliche Probleme
Formel-1-Tests durchgeführt werden können.”
160.000 Kubikmeter Kies, zwölf Kilometer Leitplanken und 68.000
Reifen seien nötig, um die strengen Auflagen der FIA zu erfüllen.
Bei Kauf und Umbau sei es mit einem Kostenaufwand von insgesamt
„zehn Millionen Euro wohl nicht getan”, so Fietz.
Wie bereits im Mai bekannt wurde (MM 21/2002), basiert das
Konzept des Motodroms auf mehreren Komponenten: Die bis zu 3'6
Kilometer lange Rennstrecke sowie die maximal 1260 Meter lange
Kartbahn werden für Firmen-Incentives genutzt, sollen außerdem für
die einheimischen Bevölkerung zur Verfügung stehen. Bisher kam nur
der Toshiba-Konzern für einen Event, der Betrieb wurde noch nicht
aufgenommen.
In der Driver's Academy kann man sich auf Fahrzeugen der „Motor
Fun S.L.” zum Rennfahrer schulen lassen – bis zur Formel-1-Lizenz.
„Wir werden mindestens ein Formel-1-Auto hier fest stehen haben,
eher zwei”, so Edgar Schupp. An der Lizenz für den großen Rennsport
werden auch die Mitglieder des Paddock-Clubs Interesse haben.
Dieser Club, mit schöner Aussicht im zweiten Stock eines weißen
Provisoriums untergebracht, steht nur den Mitgliedern und ihren
Gästen offen. 100 Gründungsmitglieder soll es geben – „natürlich
auch Ehrenmitglieder”, meint Schupp, ohne Namen zu nennen. Aber
natürlich denkt jeder bei der Funktion Willi Webers sofort an die
Schumacher-Brüder ...
Schon weit fortgeschritten sind die Arbeiten an der ehemaligen
Rennbahn-Kantine. Dort entsteht eine Sportbar, die den Namen
„Speed” tragen und jedermann zugänglich sein soll.
Zurzeit hinkt man dem Zeitplan etwas hinterher, doch Schupp
hofft, den Motodrom noch in diesem Jahr eröffnen zu können.
„Teilbereiche wohl schon in einigen Wochen.” Zum großen
Eröffnungsevent soll es aber erst im nächsten Jahr kommen. „Es wäre
ein Traum, ein neues Formel-1-Auto präsentieren zu können. Aber es
gibt diesbezüglich bisher keine konkreten Gespräche.”
Für den regulären Betrieb kann sich Schupp auch andere
Nutzungsmöglichkeiten vorstellen als Motorsport, so zum Beispiel
Laufzeiten für Inline- Skater. Oder TV-Shows: „Wir haben bereits
Gespräche mit ,Wetten dass..?' geführt, die wollen vielleicht mal
eine Außenwette hier machen.” Bleibt zu hoffen, dass das aktuelle
Problem mit den Baufirmen dann ausgestanden ist, und die
Kamerawagen sich nicht ihren Weg durch Fäkalien bahnen müssen
...
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