Ein Selbstbildnis von Francisco de Goya ist das Kernstück einer
Ausstellung, die in der vergangenen Woche im Museu de Mallorca in
Palma veröffentlicht wurde. Die Arbeiten – Grafiken aus den Serien
„Caprichos”, „Los Toros de Burdeos”, „Tauromaquia” und „Desastres
de la guerra” – stammen aus dem Fundus des Kulturwerkes von
Ibercaja.
Ausstellungskommissar Gonzalo de Diego bezeichnete Goya als
einen der ersten wirklichen Intellektuellen der Neuzeit, der seine
Arbeiten direkt der Humanität gewidmet habe. Der kritische Blick
des Selbstporträts sei identisch mit den kritischen Blicken, mit
denen Goya die Welt betrachtet habe.
„Caprichos” – Einfälle – heißt eine 80–Blatt–Sammlung von
Francisco de Goya y Lucientes (1746 bis 1828), die zwischen 1795
und 1798 entstand: Sie wurde ein Jahr nach Fertigstellung zum
ersten Mal in Madrid in einer Auflage von 300 Stück gedruckt und
hatte sofort umwerfenden Erfolg. Doch schon wenige Tage nach Beginn
des Verkaufs mussten die Drucke – eines politischen Wechsels der
spanischen Regierung wegen – zurückgezogen werden. 1803 vermachte
Goya sie dem Nationalen Kupferstichkabinett in Madrid, wo sie
seither im „Gabinete Francisco Goya” der Öffentlichkeit zugänglich
sind. „Tauromaquia” und „Los toros de Burdeos”, entstanden um 1825,
zeigen Goyas Wertschätzung und Kritik am spanischen Stierkampf, der
zu seiner Zeit mehr als populär war.
Francisco de Goya wurde in Aragón geboren, in Madrid und
Zaragoza ausgebildet. 1770 ging er nach Italien. Seit 1775 war er
an der Teppichmanufaktur in Madrid tätig, ab 1799 war er erster
Hofmaler des Königs. 1824 emigrierte er nach Frankreich.
Goyas geniale Darstellungskunst umfasst verschiedenste
Techniken, von denen besonders die graphischen Reihen seinen Ruhm
begründeten. Die Kirchenbilder in der Frühzeit blieben noch
konventionell. In den Teppichkartons entwickelte Goya seinen ersten
Stil, in dem er das spanische Volksleben im heiteren Geist des
Rokoko mit hellen und bunten Lokalfarben schilderte.
Den Höhepunkt seiner höfischen Bildnismalerei stellen die
Portraits der königlichen Familie um 1800 dar, vor allem das Bild
der Familie Karls IV. im Prado. Gegen 1794 bildete sich der Stil
zur Reife. Zeitkritisch malte und radierte er Elend, Not, Krieg und
deckte unerbittlich die Schwächen seiner Zeit auf. In seiner
Spätzeit malte er düstere Bilder, von hintergründiger, spukhafter
Phantastik. Die „Caprichos” sowie die Stierkampfserien gehören zu
seinen bedeutendensten Werken.
Arbeiten von Francisco de Goya im Museu de Mallorca, Palma,
Carrer Portella 5. Geöffnet bis 1. Juli von Dienstag bis Samstag 10
bis 14 und von 17 bis 19 Uhr, Sonntag am Vormittag.
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