Der Blick von einem der umliegenden Hügel auf Mancor de la Vall. | I. Thor

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Es ist ein Labsal: Das erste, was einem im Februar an einem sonnigen Tag in Mancor de la Vall auf Mallorca entgegenwabert, ist ein besonderer Vorfrühlingsduft. Das Aroma von Zitrusfrüchten vermengt sich hier mit wohlriechenden Mandelblüten und dem Geruch sonstiger blühender Pflanzen. Hinzu gesellt sich eine nur durch gelegentliches leises Hundegebell und Vogelzwitschern unterbrochene Stille. Und flauschige Katzen schauen einen starr aus proper umrahmten Fenstern an.

Verliert man sich in und am Rande des Ortes am Fuß der Serra de Tramuntana, so gerät man in der lieblichen, saftig-grünen Hügellandschaft mitunter in einen gewissen Schwebezustand – erst recht dann, wenn man sich umschwirrt von Libellen einem alles beherrschenden Komplex auf einem Hügel nähert. Es handelt sich um das kirchliche Santa-Lucía-Haus, von wo man einen überwältigenden Fernblick auf einige Dörfer und die Stadt Inca genießen kann. Das Hauptgebäude stammt aus dem 20. Jahrhundert, von dem angrenzenden Kirchlein war bereits 1348 die Rede, der Höhepunkt des Jahres ist eine Prozession rauf auf den Berg an jedem Ostermontag.

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In Mancor gibt es durchaus auch historische Gebäude zu bestaunen.

Herzhafte Inselkost gibt es im Zentrum des Dorfs

Das spirituelle Große und Ganze weicht auch dann nicht von einem, wenn man im Umkreis der eher unscheinbaren San-Juan-Kirche des Dorfes unterwegs ist. Unmittelbar daneben befindet sich das Rathaus, das es hier seit nunmehr 100 Jahren gibt – seit der Unabhängigkeit von dem Nachbardorf Selva.

Von der profanen Realität wird man erst eingeholt, wenn man das Lokal Ca’s Puput betritt. Im Zentrum des 1500-Seelen-Ortes Mancor de la Vall, wo herzhafte Inselkost wie Arros Brut oder – so gerade Saison ist – Gerichte mit dem hier alljährlich Ende November mit einer Messe geehrten Blutreizker-Pilz zubereitet werden, ist beim MM-Besuch viel los.

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Das Zentrum des Ortes. Links: Die Bar Ca's Puptut.

Arbeiter aus umliegenden Baustellen füllen sich gerade die Mägen, urmallorquinisches Gebrabbel vermengt sich mit ecuadorianischem Spanisch. José stammt aus jenem südamerikanischen Land und ist guter Dinge: "Auf der Insel gibt es viel Arbeit für mich", freut er sich und langt mit seiner rechten Pranke in einen Brotkorb. "Hier im Dorf werden gerade mehrere neue Häuser gebaut."

In Mancor de la Vall geht es internationaler als früher zu. An einigen Stellen stehen moderne neue Wohnhäuser, aus den offenen Fenstern klingen englischsprachige Wortfetzen. Die "Wellness-Welt" aus dem mittel- und nordeuropäischen Ausland hat also inzwischen auch hierhin gefunden.

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Mit etwas Glück kann man am Rand des Ortes blühende Mandelbäume entdecken.

Zum internationaleren Flair trägt auch die Existenz des High-End-Landhotels Turuxant bei, das sich in einem Stadthaus aus dem 18. Jahrhundert befindet und über einen ansehnlichen rechteckigen Pool verfügt.

Mancor de la Vall ist ein stiller Winkel, der jeden stressgeplagten Großstädter in Minutenschnelle zur Ruhe kommen lassen dürfte. Eine solche Entrücktheit unterhalb hoher Tramuntana-Gipfel erwartet der Gast gar nicht und vergisst im Nu die Enge und den Krach anderer Inselgegenden. Es ist halt ein Labsal, hier zu sein.