Beinah randvoll befüllt Salva Bastida das bauchige Cocktailglas mit Eiswürfeln aus Osmosewasser. Langsam, mit einer sanften Handbewegung gießt er sodann fünf Zentiliter Gin aus einem speziellen Kupferbecher über das Eis. Hinzu kommen eine Limonenspalte und die Scheibe einer dehydrierten Orange für das Aroma. Ganz zum Schluss füllt der 32-jährige Barkeeper das Tonicwater, in diesem Fall Schweppes, in das Cocktailglas und verrührt es mit einem 20 Zentimeter langen, verzierten Metalllöffel. Fertig ist der mallorquinische Gin Tonic!
„Das Endprodukt muss ästhetisch ansprechend, aber grundsätzlich einfach sein”, erklärt der Barmann hinter dem Tresen des noblen Lokals Brassclub am Paseo de Mallorca in Palma.Zwar ist es keine Magie, die die aus Valencia stammende Tresenkraft beim Mixen des beliebten Cocktails anwendet. Trotzdem verzaubert ein guter Gin Tonic die Augen und den Gaumen seiner Genießer. Für den Cocktail, der in Spanien beinah ein Kultgetränk ist, hält sich Bastida an eine einfache Formel. Das Verhältnis zwischen Gin und dem Tonicwater ist bei ihm 1:4.
Von hoher Bedeutung sei vor allem die Qualität des Eises. Das Leitungswasser auf Mallorca sei aufgrund seines Kalkgehalts hierfür nicht geeignet. Der Brassclub stellt daher seine Eiswürfel selbst her. Für den Trend-Cocktail benutzt Bastida vor allem mallorquinische Gin-Sorten wie Maior Gin, Cabraboc und Gin Eva. Der Alkoholgrad der Spirituose mit Wacholder variiert von 40 bis 46 Prozent, per Gesetz vorgeschrieben ist ein Minimum von 37,5 Prozent. Der Alkohol-Endgehalt im Getränk liegt bei rund acht Prozent.
An sich hat der Cocktail immer einen leicht bitteren Beigeschmack. „Es wäre eine Todsünde, Zucker zum Gin Tonic hinzuzufügen”, erklärt der Barmann. Falls man das Getränk lieber etwas süßer mag, sollte man einen anderen Gin als Basisgetränk wählen – etwa mit Erdbeer- oder Pfirsich-Aroma. Auf die Frage nach der wichtigsten Ingredienz bei dem Longdrink antwortet Bastida: „Die wichtigste Zutat ist die Liebe zum Detail.” Und beim Genuss des Gin Tonic dürfe auch ein Glas Wasser nicht fehlen, fügt er hinzu. Das beuge dem Kater am kommenden Tag vor.
Um ein guter Bartender zu sein, ist nach Bastidas Worten viel Erfahrung nötig. Er selbst steht schon seit neun Jahren hinter dem Tresen und hat Tausende Gin Tonics gemixt, viele Weiterbildungen besucht und an zahlreichen Verkostungen und Wettbewerben teilgenommen. Erst Anfang September hatte er mit Kollegen beim spanienweiten Contest Spirit Essence in Barcelona die Balearen vertreten.
Ihren eigenen Gin auf Mallorca zu verkaufen – diesen Traum haben sich Sandra und Patrick Lohfink bereits vor einigen Jahren erfüllt. 2012 eröffneten sie ihren kleinen Laden namens Can Gourmet mit mallorquinischen Produkten in Palmas Altstadt. Hier findet man in den Holzregalen neben Wein, Olivenöl, Mandelprodukten und Likören von der Insel nun eben auch mehrere ihrer Gins vor. Ihre hochprozentigen Spirituosen lassen sie seit 2014 von zwei kleinen Destillerien auf der Insel produzieren. „Auf Mallorca gibt es rund 20 verschiedene Gins”, erklärt der 52-jährige Patrick Lohfink, der ursprünglich aus Stuttgart kommt. „Zunächst wird der Grundalkohol, meistens ein Getreidebrand oder ein Weinalkohol, mazeriert. Neben dem Wacholder, der stets die Basis bildet, können noch weitere pflanzliche Zusätze, die sogenannten Botanicals, wie Thymian, Piniennadeln oder Rosmarin als Kräuternoten hinzukommen.”
Im Prinzip könne ein Gin schnell entworfen und produziert werden, so der deutsche Ladenbesitzer. Nach dem Brennen sei er schon trinkfertig – im Gegensatz zu Getränken wie Rum und Whisky, die noch gelagert werden. Patrick Lohfink sagt: „Wenn es sich um einen Dry Gin handelt, wird nach dem Wasser, das den Gin auf Trinkstärke bringt, nichts mehr hinzugefügt. Fertig ist der Dry Gin.”
Unter ihren eigenen Kreationen findet sich auch ein 45-prozentiger Mallorca Dry Gin mit Orangen-Note. Jährlich lassen Patrick und Sandra Lohfink zwischen 1000 und 1500 Flaschen abfüllen, die sie auch durch ihren Online-Shop nach Deutschland verschicken. Um einen guten Gin zu erkennen, muss man Patrick Lohfink zufolge am besten viele Sinne einsetzen. „Ich rieche erst einmal am Gin und schaue, was in der Nase ankommt. Erst dann schmecke ich ihn.”
Zu den auf Mallorca erfolgreichen Brennereien gehört unter anderem die Mallorca Gin Distillery am nördlichen Stadtrand von Palma. Die Gründer, das Ehepaar Byron und Amber Holland aus Newcastle in England, arbeiteten lange mit dem Brennmeister James Gibbons an der Perfektionierung des ersten Produkts. Nach acht Monaten Einsatz war dann 2018 ihr Palma Gin mit frischen mallorquinischen Botanicals auf dem Markt. Ihre preisgekrönte Spirituose lassen sie in einem maßgefertigten 500-Liter-Kupferbrenner destillieren. Dieser hochwertige Wacholderbranntwein mit 46,8 Prozent Alkoholgehalt wird sodann in der biozertifizierten Handwerksbrennerei in spezielle Flaschen abgefüllt. Ihr Design ist von traditionellen mallorquinischen Fliesenmustern inspiriert. Der Clou: Das Firmenlogo auf dem Etikett ist eine Hommage an die ikonische Fensterrose der Kathedrale La Seu.
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