Besonders an Wochenenden füllt sich das Zelt. | Privat

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Er sieht aus, als würde er noch leben und vielleicht gleich blitzartig seine Arme ausstrecken. Doch der rötliche galicische Tintenfisch („pulpo”), der in der Küche des großen weißen Meeresfrüchtezeltes seiner routinierten Filetierung und Erhitzung harrt, ist tot. Gesalzen und mit Kartoffeln gereicht, zerfließt er dann fast wie von selbst im Munde.

„Pulpo a Feira” heißt das Gericht, bestellen kann man es derzeit bei der Meeresfrüchtewanderschau „Maris Galicia”, die noch bis zum 2. Oktober auf dem Son-Fusteret-Gelände in Palma besucht werden kann. 16 Euro kostet die magenfüllende Delikatesse, man kann sie mit einem Albariño-Weißwein oder einem Estrella-Galicia-Bier vertilgen. Neben diesem Gericht wird auch noch alles mögliche andere angeboten, was der Atlantik vor der Küste der feucht-kühlen nordwestspanischen Region hergibt: spitz zulaufende „Navaja”-Muscheln etwa, selbstredend Hummer, Jakobsmuscheln, Scampi und die berühmten galicischen Krabben. Wer besonders großen Hunger hat, der kann eine „Mariscada” für 79 Euro bestellen und hat von fast allem etwas auf dem Teller.

„Wir ziehen seit dem Jahr 2010 durch Spanien”, sagt Manuel Gómez. Der blond wie ein Wikinger aussehende Manager des Meeresgetier-Faszinosums entspricht nicht dem in Mitteleuropa vorherrschenden Bild des typischen rassigen Iberers. „Im Oktober sind wir in Valencia, dann in Tarragona.” Bevor man auf die Idee gekommen war, „Maris Galicia” zu gründen, sei man in der Region sesshaft gewesen. Den Atlantik habe man immer schon als großen Freund empfunden. „Mein Vater belieferte Restaurants mit Meeresfrüchten”, sagt Manuel Gómez. Und in Spanien wisse man, dass das, was in Galicien gefangen wird, mit den eher kleinen Mittelmeerkreaturen nur wenig zu tun hat.

Und deswegen füllt sich das Zelt vor allem an Freitagen und Samstagen fast bis auf den letzten Platz, so dass eine Online- (www.marisgalicia.es) oder telefonische Tischreservierung (633-040551) ratsam ist. „Es kommen große Familien, Arbeitskollegen und so weiter”, sagt Manuel Gómez. „Etwa 70 Prozent sind Spanier, der Rest stammt aus anderen Ländern, auch aus Deutschland.” Die meisten Gäste reisen im Auto an, ein großer Gratisparkplatz steht zur Verfügung. Das Geschäft laufe jetzt nach den beiden bleiernen Corona-Jahren endlich wieder. „Wir mussten eine harte Durststrecke durchstehen.”

Und um die Besucher auch mit etwas anderem als den Speisen bei Laune zu halten, werden an Wochenenden zum Abschluss gegen 23.30 Uhr keltisch anmutende Dudelsackklänge aufgeboten. „Damit erweisen wir unserer von Hexen und Zauberern durchsetzten Kultur die Ehre”, sagt Manuel Gómez. Die zu dieser Uhrzeit satten Besucher würden die für Mitteleuropäer eher irisch oder schottisch anmutende Musik dankbar zur Kenntnis nehmen.

Wer auf die befremdlichen Klänge verzichten und nur essen will, kann an allen Wochentagen auch mittags kommen, und zwar von 13 bis 16.30 Uhr. Oder abends innerhalb der Woche von 20 bis 23 Uhr. Und wer generell keine Zeit hat, kann darauf hoffen, dieses wandernde Meeresfrüchtefest beizeiten auch in Deutschland oder Österreich zu genießen, denn, wie Manuel Gómez sagt: „Wir planen eine baldige Internationalisierung.”