Typisch mallorquinische Wurstwaren wie etwa Sobrassada oder spanischer Schinken sind bei Einheimischen und Urlaubern immer gefragt. | Patricia Lozano

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Wenn es einen Ort mitten in Palma gibt, wo man den Tag vormittags aufs Schönste verbringen kann, dann ist das der Mercado del Olivar – katalanisch Mercat de l’Olivar. Schließlich bietet er sich nicht nur zum Einkaufen ideal an. Er ist der Ort, um das pralle, bunte Leben zu spüren. Und das seit sieben Jahrzehnten! Das Angebot in der Markthalle im Herzen der Mallorca-Hauptstadt an der Plaça de l’Olivar zwischen dem Carrer Sant Miquel und der Plaça d’Espanya ist einfach riesig und dazu verführerisch dargeboten, allen voran die beinahe überbordenden Obst- und Gemüsestände, die Stände mit den Fleisch-, Wurst- und Schinkenwaren oder die separate Fischhalle. Es gibt typisch Mallorquinisches genauso wie Delikatessen aus der ganzen Welt, Sobrassada vom schwarzen Schwein und Ramallet-Tomaten, genauso wie Salz vom Himalaya oder exotische Drachenfrüchte.

Und alles ist so appetitlich präsentiert, dass den Besuchern das Herz aufgeht. Der Markt zieht dabei längst nicht nur Einkaufstouristen an, sondern auch viele Schaulustige und andere Urlauber. Und in den frühen Morgenstunden lässt sich dort auch so mancher Inselkoch sehen, manche von ihnen sternedekoriert. Denn der Mercado del Olivar ist eine lukullische Institution – bestens geeignet, sich vor Ort von der Vielfalt der Waren inspirieren zu lassen.

Doch längst nicht nur Lebensmittel findet man im Mercado. Denn auch Töpfe, Pfannen, Hundeleinen, Korbtaschen und Blumen sind zu haben. Schuhe können besohlt, Schlüssel nachgemacht werden, Zeitungen und Zeitschriften gekauft und der Hunger gestillt werden.

2021 beging Palmas größte Markthalle ihr 70-jähriges Bestehen. Denn 1951 wurde sie nach fünf Jahren Bauzeit eingeweiht und öffnete ihre großen Türen. Nach Umwandlungen und Restaurierungen bieten heute 16 Stände Obst und Gemüse, 23 Fisch und Meeresfrüchte, zehn Fleisch sowie neun Käse und Wurstwaren. Und natürlich sind mittlerweile auch Biowaren im Angebot, etwa bei Va de Bio, wo neben Öko-Gemüse und -Früchten auch Getreide, Brot und Trockenfrüchte in der Auslage zu finden sind. Auch Spezialitäten sind zu bekommen, Kaffee etwa aus aller Herren Länder. Genau darauf ist das alteingesessene Unternehmen Cafès Llofriu spezialisiert, es existiert seit 1866! Seit 2019 betreibt es nicht nur das traditionsreiche Geschäft gleich neben der Markthalle, sondern lässt die braunen Bohnen auch an einem Stand in der Markthalle duften.

Nicht weniger verführerische Aromen versprüht der Stand Liagiba Los Sabores del Mundo. Gewürze, wohin man schaut. Allein diese Auswahl an unterschiedlichen Currys und Salzen! Nicht nur die verschiedenen Salzblüten, Flor de Sal, von Mallorca, sondern auch schmackhafte Kristalle zum Beispiel vom Murray River in Australien, das Wikinger-Salz aus Norwegen oder das Kala Namak aus Indien sind zu haben. Dazu Salz mit Shiso, Salz mit Kokos, Salz mit Chili, Salz geräuchert ... Sie möchten Ihre eigene Gewürzmischung? Auch das ist bei Christian Bustos möglich. Übrigens sind bei ihm auch Kräutertees zu bekommen.

Von Anfang an hält Can Gelabert die Stellung im Mercat Olivar. Seit 1951 ist die Firma vertreten. Das nennt man Durchhaltevermögen! Lust auf eine Riesenauswahl an Trockenfrüchten von Pistazien, Para- und Erdnüssen über Aprikosen und Rosinen bis hin zu Goji-Beeren? Dann ist das Can Gelabert haargenau die richtige Marktadresse.

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Genusserlebnisse von Tapas bis Austern

Einkaufsparadies trifft Gastrotempel: Seit einiger Zeit ist auch das kulinarische Angebot im Mercado immer größer geworden. Denn insgesamt 17 Stände laden ein, sich lässig an eine der Theken zu stellen, an Tischen oder auf Hockern Platz zu nehmen, ein paar köstliche Tapas oder auch mehr zu bestellen – und damit den Mittagsappetit zu stillen. In der Fischabteilung Pescadería ist die Bandbreite besonders groß. Wo einst Platzhirsch Bar del Peix die Gäste quasi im Alleingang mit Tapas mit frittierten Chipirones, gegrilltem Kalmar und Knoblauchgarnelen aus dem Tongeschirr verwöhnte, finden sich nun auch stylische Stände für Sekt & Champagner, Sushi und Lachshäppchen, Austern und Jakobsmuscheln. Und ja, die Bar del Peix ist immer noch vor Ort, hat sich sogar vergrößert – zur Freude aller, die bodenständige Kost mögen und liebend gern die Gabel in Einheimisches wie Frito Mallorquín piksen. Und wie war die Aufregung 2016 groß, als der seit Jahren angestammte Betreiber José Manuel Gómez den gut gehenden Stand aus Altersgründen abgeben und den chinesischen Betreibern vom Sushi-King-Stand gegenüber übergeben wollte. Doch man hatte – wie so oft – die Rechnung ohne den neuen Wirt gemacht, der alsbald die Wogen glättete. Und versprach: Alles bleibt beim Alten!

Auf Gambas und Lachs wiederum sind Pink Gamba & Pink Salmon spezialisiert. Nomen est omen, klar. Und wer 
Ideen braucht, auf welch‘ vielfältige Art sich Garnelen und Lachs darbieten lassen – nun, dort wird er fündig! Das nennt man raffiniert variiert. Thomas Wilden, Chef der trendigen Stände, war übrigens auch der erste, der in der Markthalle Sushi angeboten hatte.

Marktglück etagenweise

Marktglück erfahren die Besucher nicht nur im Erdgeschoss. Denn Rolltreppen führen in die erste Etage. Dort sind die Supermarktkette Mercadona zur Stelle, sowie die beiden Restaurants Gastroteca Mauricio und die Cervecería Anfos. Mauricio Ginard ist der Chef der Gastroteca mit einer wahren Leidenschaft fürs Grillen. „Wir verwenden hier im Restaurant nur marktfrische und saisonale Zutaten, die allesamt auf dem Rost zubereitet werden“, sagt er. Dabei hat bei ihm ein hochwertiger Josper-Grillofen seinen großen Auftritt, eine Kombination aus Grill und Backofen. Das kommt nicht von ungefähr: Mauricio ist auch Präsident der Vereinigung „Chaîne des Rotisseurs“ auf Mallorca, eine Art internationaler Feinschmecker-Club. In der Cervecería Anfos verwöhnt indes Inhaber Manolo Ligero Rodríguez seine Gäste mit Spezialitäten aus dem Meer. Auch er ist ein Freund des Grillens und hat einen speziellen Service parat: Bei ihm kann jeder Gast den Fisch oder die Meeresfrüchte zubereiten lassen, den er gerade zuvor im Markt gekauft hat. Vom Verkaufsstand direkt auf Manolos Tisch sozusagen. „Bis 16 Uhr kann man bei uns von Dienstag bis Samstag speisen, mindestens, wir schließen nämlich erst, wenn keine Gäste mehr da sind“, betont er. Und wer Fleisch möchte? „Das ist doch kein Problem, das bringen uns dann die Kollegen unten aus der Markthalle einfach hoch!“ Teamwork unter Marktleuten und Win-win-Situation in einem!

In der ersten Etage des Mercado del Olivar befindet sich zudem der Espai Gastronòmic – wie gemacht, um auf rund 100 Quadratmetern Raum für Events wie zum Beispiel Kochkurse oder Verkostungen zu bieten. Unter anderem steht dort eine Show-Cooking-Küche zur Verfügung. „Wir konzipieren gerade das Programm für 2022”, sagt Xisco Planas, der für den Espai verantwortlich zeichnet. „Ende Januar 2022 ist zum Beispiel eine Verkostung mallorquinischer Weine vorgesehen, wir hoffen, dass das angesichts Corona auch klappt.” Xisco kann dabei auf Tropfen aus seinem eigenen Bestand zurückgreifen. Er betreibt nämlich den Weinstand D’Origen im Mercado del Olivar … (lk)

(aus MM 1/2022)