Rioja oder Ribera sind auf Mallorca ein alter Hut, um beim Essen miteinander anzustoßen. Eine inseltypische Alternative ist der "Manto Negro". Doch beim Genuss des fruchtigen Rotweins ist etwas Zurückhaltung angebracht.
13,5 bis 14 Prozent Alkohol und viel Zucker enthält der traditionelle Inselwein, der noch vor dem Callet der beliebteste einheimische Rotwein ist. Er steigt also schnell zu Kopf. Was je nach persönlicher Vorliebe von Vor- oder Nachteil sein kann, ist für die Winzer in jedem Fall ein Pluspunkt. „Der Wein wird dadurch haltbarer. Das ist bei anderen Inselweinen nicht der Fall”, sagt Ramon Servalls, Direktor der Traditions-Bodega Macià Batle in Santa Maria del Camí.
Angebaut wird Manto Negro bereits seit rund 150 Jahren auf der Insel. Besonders gut gedeiht er auf den steinigen Böden rund um Binissalem. Mit einer Anbaufläche von gut 175 Hektar ist er auch die am häufigsten kultivierte Rebsorte der Insel. Ob sie auch ursprünglich aus Mallorca stammt, ist unklar. „Im Unterschied zu anderen einheimischen Rebsorten hat der Manto Negro nämlich keinen mallorquinischen, sondern einen spanischen Namen”, erklärt Servalls.
Früher wurde der aromatische Wein meist noch im Erntejahr getrunken, auch heute ist er meist für den baldigen Genuss und weniger für eine lange Kellerreifung gedacht. „Typisch für den Manto Negro ist seine helle Farbe und der fruchtige, aromatische Geschmack. Seine Tannine können sehr ausgeprägt sein”, sagt Servalls. Um dem Wein eine attraktivere dunklere Farbe zu geben, sind heute vor allem Manto-Negro-Mischungen üblich, meistens mit der Inseltraube Callet, aber auch mit französischen Rebsorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah. Prominente Beispiele dafür sind die Sondereditionen, die Macià Batle seit 1998 in den Handel bringt. Die Flaschenetiketten wurden von diversen international bekannten Künstlern kreiert, die Basis der Edelweine aber ist stets die heimische Manto-Negro-Traube.
Mallorcas Winzer bemühen sich seit einigen Jahrzehnten um die Förderung einheimischer Weine. Nachdem Reb-lausplagen Ende des 19. Jahrhunderts den Anbauflächen den Garaus gemacht hatten, wurden erst in den 1970er Jahren wieder Weinberge mit einheimischen Rebsorten wie Manto Negro und Premsal sowie Merlot, Cabernet Sauvigon und Chardonnay-Trauben kultiviert. Heute wachen mehrere Organisationen über Anbau und Qualität der Inselweine. Die geschützte Herkunftsbezeichnung D.O. Binissalem schreibt beispielsweise vor, dass ein Manto Negro mindestens 30 Prozent der namensgebenden Traube enthalten muss. Seit vier Jahren verleiht die Organisation außerdem den „Manto Negro Award” an Winzer, die sich um die Rebsorte verdient gemacht haben.
Verkauft wird der Inselrote größtenteils auf Mallorca. Nur 15 bis 20 Prozent gehen in den Export. Festlandspanien hat mit nur einem Prozent dabei den geringsten Anteil. „Die Konkurrenz durch Rioja oder Ribeiro ist dort einfach zu groß”, sagt Servalls. Ab unter zehn Euro ist ein Manto Negro im Weinhandel zu haben. Die Vinoteca in der Nähe der Plaça de Toros in Palma hat beeindruckende 40 Sorten im Angebot, pur oder verschnitten, für sieben bis 42 Euro. Testen lässt sich der Wein beispielsweise auch in der Tapas-Bar „Manto Negro” in der Inselhauptstadt. Dort stehen diverse Manto-Negro-Weine – pur oder kombiniert mit anderen Rebsorten – von 19 bis 39 Euro auf der Karte.
(aus MM 52/2018)
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