Mallorca gilt weltweit nicht gerade als Hochburg der Bierherstellung, dennoch drängen in den letzten zwei Jahren immer mehr neue Gerstensaft-Anbieter auf den lokalen Markt.
Mit "Tramuntana" aus Inca, "Sullerica" aus Sóller oder "Mayurka" aus Alaró wird die Auswahl immer unübersichtlicher - zumal das unter Kennern beliebte "Galatzó"-Bier mit seiner markanten Bügelflasche aus markenrechtlichen Gründen kürzlich zu "Galilea" umfirmieren musste. "Uns wurde überraschend die Markeneintragung verweigert, weil es unter dem Namen Galatzó noch einen Betrieb gibt, der auch etwas mit Getränken zu tun hat", so der deutsch-mallorquinische Brauer und Firmengründer Sebastiá Morey.
In den letzten Monaten sind außerdem noch die "Beerlovers" aus Alcúdia sowie "Molí del Pla" aus Algaida hinzugekommen. Selbst ein Getränk, dessen Maische aus Heilkräutern und Früchten des Johannisbrotbaums besteht, ist unter dem Namen "Garrova" im Angebot. "Von der lebensmittelrechtlichen Definition her handelt es sich nicht um Bier", so Sebastiá Morey. Den Erfindern Andreu Ferriol und Julio Cantos dürfte das eher gleichgültig sein, sie vermarkten ihr Gebräu ohnehin nur hobbymäßig über einen ökologischen Verein und ein vegetarisches Restaurant.
Ernster nehmen die Inselbrauer die Konkurrenz von großen kommerziellen Firmen, die nun offenbar ebenfalls "balearisches" Bier auf den Markt bringen wollen. Für ein Produkt nach dem anderen wird mit lokaler Marketing-Strategie geworben, angefangen mit "Illa" aus Menorca über "Ibosim" und "Isleña" aus Ibiza bis hin zu "Molí Balear" und "Balearis Major" aus Mallorca. Gemein haben diese Produkte vor allem eines: Keines von ihnen wird auf den Inseln abgefüllt, sondern auf dem Festland oder in Ländern mit Brautradition. "Unser Bier wird in Deutschland hergestellt, wir streben aber eine Produktion auf Mallorca an", sagt Mateo Crespí vom Getränkevertrieb Goethe S.A., der für das Lagerbier "Balearis Major" verantwortlich zeichnet.
Belgische Braukunst steht dagegen hinter der 2013 etablierten Marke "Molí Balear". Das bestätigt Initiator Lucas Viçens Charbonneau. "Gebraut in der Europäischen Union" heißt es auf dem Etikett etwas irreführend. Immerhin ist das Produkt geschmacklich recht interessant. Es handelt sich um ein für Spanien eher ungewöhnliches obergäriges Weizenbier mit unfiltrierter Hefe sowie einem Hauch Bitter-Orange und Koriander. Zwar nicht gerade das, was Bierpuristen schätzen - Stichwort "Deutsches Reinheitsgebot" - aber allemal erfrischend und möglicherweise auch erfolgversprechend, da es an eine in den 60er Jahren verbreitete Biermarke anknüpft, die für ihre originellen bauchigen Flaschen bekannt war. Bei der Vermarktung gibt es Unterstützung von den mallorquinischen Mühlenfans der Denkmalschutzvereinigung "ARCA".
Möglicherweise kann das belgisch-mallorquinische Joint-Venture also an die Zeiten vor 1997 anknüpfen, als es auf der Insel tatsächlich noch eine nennenswerte Bierproduktion gab. Damals wurde die "Dorada-Balear"-Brauerei von "Estrella Damm" übernommen und stillgelegt. Zeitweise hatte die Firma unter dem Namen Pribs mit deutschem Braumeister gearbeitet. Vielleicht geht es aber auch wie bei den relativ kurzlebigen Hausbrauereien in El Arenal (Wurstkönig Horst Abel, 1996 bis 1998) sowie in S'Escorxador in Palma (1999 bis 2004).
Lebendig ist die Szene derzeit allemal: Die sechs handwerklichen Kleinbrauer haben sich zusammen getan und präsentieren sich bei Ferias in den Orten der Insel - unter anderem bei der "BirraNostrum" die künftig alle zwei Monate in Consell stattfinden soll, sowie bei einem Bierfest am 13. September in Mancor de la Vall.
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