Die Autorin Sabine Heß schrieb weite Teile ihres Buches "Die Kunst des Bittens" in ihrer Ferienwohnung an der Costa de la Calma. | Patricia Lozano

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Ihre Kinder und ihr Ehemann lagen noch im Bett, als Sabine Heß sich ihr Paddle schnappte, um erst einmal eine Runde auf dem Wasser zu drehen. Danach kochte sie sich eine Tasse Kaffee und setzte sich an ihr Notebook. In der Ruhe am Morgen konnte die Autorin gleich einige Seiten am Stück an ihrem Buch schreiben. Brauchte sie eine Pause, um ihre Gedanken zu sortieren, blickte sie aufs Meer. Erst vor wenigen Wochen ist ihr erstes Werk erschienen. "Die Kunst des Bittens" hat die 54-Jährige in weiten Teilen in der Ferienimmobilie der Familie an der Costa de la Calma auf Mallorca verfasst.

In diesem Winkel der Insel ist der Name Programm. Von der sonnendurchfluteten Terrasse aus hat man einen unbebauten Ausblick ins Blaue. "Aufs Meer schauen zu können, macht mich einfach glücklich", sagt die Autorin, die in der Nähe von Hamburg lebt. Noch heute ist sie dankbar dafür, dass ihre Eltern die Ferienwohnung in den 1990er Jahren kauften: "Ich betrachte mich deshalb als komplettes Glückskind."

Darum dreht sich ihr Buch: Wie kann man es schaffen, Unterstützung für seine Projekte und Ideen zu finden? Welche Worte sollte man wählen, wie baut man eine Bitte richtig auf, bevor man sie ausspricht? Und wen fragt man eigentlich um Hilfe? In ihrem Ratgeber hat Sabine Heß eine "Toolbox" geschaffen, mit der sie ihren Lesern helfen will, sich richtig für ein "Herzensprojekt" einzusetzen.

"Ich muss jeden Tag bitten", beschreibt die Autorin ihren Arbeitsalltag. Seit 14 Jahren ist sie bei einer Hamburger Stiftung tätig und hat es sich zur Aufgabe gemacht, für soziale Projekte einzustehen. So muss sie ihre Gesprächspartner fast täglich zu Spenden und zum Mitwirken animieren. Als Betriebswirtin, Marketingexpertin und Fundraiserin blickt sie auf jahrzehntelange Erfahrung zurück.

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Die Idee, ein Buch zu schreiben und ihr Wissen mit Anderen zu teilen, trug sie rund sechs Jahre in sich. Von ihrer Tochter kam der eigentliche Impuls, ihr Wissen zu verschriftlichen. "Sie sagte: 'Mama, du kannst so schön bildlich erklären. Du solltest ein Buch schreiben'", erinnert sich die Autorin und ergänzt zufrieden: "Wenn ich heute nur einem Menschen damit helfen kann, habe ich alles erreicht."

Dabei sei es völlig egal, um welches Anliegen der Leser es ginge, betont die Mutter von drei Kindern. Wünscht man sich eine Gehaltserhöhung bei der Arbeit? Eine bessere Zusammenarbeit mit den Kollegen? Oder soll der Partner endlich sein dreckiges Geschirr selbstständig in die Spülmaschine räumen, anstatt es im Waschbecken zu stapeln?

Sabine Heß schafft es, den Leser abzuholen und ihn an die Hand zu nehmen. Sie fordert ihn auf, ehrlich, offen und authentisch zu sein, während er andere um Hilfe bittet. Und sie gibt Tipps, wie man humorvoll und schlagfertig mit unangenehmen Situationen umgehen kann. Anhand von Grafiken und kleinen Anekdoten aus ihrem Leben macht sie den Ratgeber "Die Kunst des Bittens" zu einem menschlichen Werk, in dem sie viel von sich selbst preisgibt.

Dass Ängste und auch Scham zu einer Bitte gehören können, sind für die Autorin selbstverständlich. In ihrem Buch macht sie dem Leser nicht nur Mut, sondern gibt auch Vorschläge und Übungen, mit denen man Nervosität in den Griff bekommt.

"Mach dich frei und go for your vision!" – die 54-Jährige ist kaum zu bremsen, wenn sie über Projekte redet. Das Funkeln in ihren Augen ist fast ansteckend und macht einem Mut. Nach dem Gespräch mit der Hamburgerin hat man das Gefühl, man kann alles schaffen. Was ja auch stimmt.