Nach „Zeiten des Wandels” und „Seiten der Sehnsucht” ist bei Heyne offiziell „Zeiten des Umbruchs” erschienen – der dritte Band der Mallorca-Saga von Carmen Bellmonte. Dies gleich vorab: Carmen Bellmonte ist das Pseudonym, unter dem die Autorinnen Elke Becker und Ute Köhler firmieren, die beide auf Mallorca leben.
Im Mittelpunkt der vierbändigen Saga steht die Familie Delgado, die ein kleines Weingut in Sencelles führt. Gleich zu Beginn des ersten Bands „Zeiten des Wandels”, der im Jahr 1913 beginnt und 1928 endet, bricht die Weinwirtschaft auf der Insel zusammen. Die Delgados sehen sich gezwungen, von Reben auf Mandeln und Aprikosen umzustellen. Mit weitreichenden Konsequenzen. Antonia, die ältere Schwester, emigriert nach Kuba, um von dort aus die Familie zu unterstützen. Die jüngere Carla stellt sich dem Existenzkampf unterdessen auf der heimatlichen Insel und Leo will mit allen Mitteln den Obstanbau verhindern und weiter Wein kultivieren. Er schlägt einen nicht immer legalen Weg ein, der ihn zunehmend von seiner Familie entfernt.
In Band 2, „Zeiten der Sehnsucht”, wird die Geschichte der Familie bis 1944 weitergeführt. Antonia führt in Kuba ein Leben an der Seite eines Zigarrenfabrikanten und betreibt ein Weingut. Leo und Carla haben sich auf Mallorca eine Existenz aufgebaut. Sie sind in tiefer Abneigung entzweit, seit Leo in seinem fanatischen Kampf um den Weinanbau den Tod des Vaters verschuldet hat. Unterdessen wächst die nächste Generation heran, denn auf ihrem Lebensweg, der von Erfolg und Verlust, Liebe und Hass, Treue und Verrat gepflastert ist, haben die Protagonisten längst ihre eigenen Familien gegründet. Und zwischen Leos Frau Alba und dessen Schwester Carla entsteht eine herzliche Freundschaft.
In „Zeiten des Umbruchs” sind die Kinder unserer Protagonisten flügge geworden und schicken sich nun an, selbst eine Familie zu gründen. Genauer, die Kinder der Protagonistinnen. Denn die Handlungsträgerinnen des dritten Bands der Saga, der 1945 die Schicksalsfäden der Delgados aufnimmt, sind die Schwestern Antonia und Carla sowie deren Schwägerin Alba.
Nach langen Jahren des Exils – erst in Kuba, wo die Mafia ihre Klaue nach der Tabakfabrik ausstreckt, dann in Kalifornien – kehrt Antonia schließlich in ihre geliebte Heimat Mallorca zurück – sehr zur Freude Carlas und ganz zum Missfallen Leos. Beide Seiten der Familie stehen sich unversöhnlich gegenüber, und Leo schreckt weder vor Lügen noch Intrigen zurück, um seiner Schwester Carla zu schaden, während sich Antonia um eine Beilegung des Familienkrieges bemüht.
Auch Alba hat zu kämpfen. Nach dem Bürgerkrieg und mit dem aufkommenden Tourismus hat die Hotelbetreiberin große Pläne. Aber auch große Sorgen. Tochter Lilia will in die Fußstapfen ihres Vaters Leo treten und begibt sich zwischen alle Familienstühle. Und um den Hotelbetrieb und ihren homosexuellen Sohn Gerardo zu schützen, muss Alba ihre Liebe zu dem Architekten Mateo hintanstellen. Was seine Folgen haben wird.
Gekonnt halten die Autorinnen ihre Leserschaft mit einem Wechselspiel aus eitel Sonnenschein, Unglück und Intrige bei der Stange. Manchmal wird es geradezu zuckersüß, doch dann schlägt unverhofft und hammerhart das Schicksal zu, und was eben noch ein Liebesroman war, ist auf einmal ein handfestes Drama. „Wir haben versucht, das normale Leben abzubilden. Und da gehört alles dazu, die Liebe, das Drama, das Unglück, die Freude, das Schicksal”, erklärt Ute Köhler das Konzept der Saga.
Nebenbei erfahren die Leser Wissenswertes, zum Beispiel, warum es klug ist, zwischen Weinreben Rosen zu pflanzen, oder warum man Schafen, die auf der Seite liegen, auf die Sprünge helfen sollte. Wie bei den ersten beiden Bänden gilt auch für „Zeiten des Umbruchs”: Die 544 Seiten sind zu Ende, ehe man sich versieht, und die Neugier auf Band vier, „Zeiten der Versöhnung”, ist geweckt. Erscheinen wird er kommenden August.
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