Ikke Hüftgold (bürgerlich Matthias Distel) beim Vorentscheid «Eurovision Song Contest 2023 - Unser Lied für Liverpool». | Rolf Vennenbernd/dpa

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Achtungserfolg für Mallorca-Sänger Ikke Hüftgold beim Vorentscheid des Eurovision Songcontests: In seinem goldenen Anzug brachte es der bekannte Ballermann-Barde am Freitagabend auf Platz zwei, punktgleich mit dem Straßenmusiker Will Church. Damit wird Hüftgold, der somit hinter der Hamburger Band Lord of the Lost landete, Deutschland nicht bei European Song-Contest in Liverpool repräsentieren.

Bei der Punktevergabe durch die Juroren der acht Nationen, unter ihnen Deutschland, Spanien, die Schweiz und Litauen, war Ikke Hüftgold zunächst weit abgeschlagen auf dem letzten Platz gelandet. Den Profi-Bewertern hatte der Song „Lied mit gutem Text“ anscheinend gar nicht gefallen. Aus Spanien hatte es immerhin wenige Gnadenpunkte für den Beitrag gegeben.

Doch die anschließende Abstimmung der Zuschauer via SMS und Anrufe in den acht ESC-Nationen katapultierte Ikke Hüftgold samt Band auf Platz zwei. Seine Fans, von denen viele auch im Publikum der Show in ihren roten Ikke-Trainingsanzügen zu erkennen waren, hatte der Sänger, der sonst meist über Bier-Exzesse singt, demnach auch mit einem „sauberen“ Song überzeugen können.

Der Refrain seines Liedes mit gutem Text lautet:
Wir brauchen endlich mal ein Lied ohne Saufen
Wir brauchen endlich mal ein Lied ohne Sex
Wir brauchen endlich mal ein Lied ohne Drogen
endlich mal ein Lied mit gutem Text - und der geht!

Was dann folgt, ist ein gutturales „Lalala“ à la Hüftgold. Offenbar hatte dem Sänger da kein weiterer guter Text mehr aus der Feder fließen wollen ...

Den Live-Auftritt können Sie hier sehen

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Hüftgold, der den erstren Platz nur knapp verpasst hatte, zeigte sich danach aber durchaus kämpferisch, auch wenn er die schlechten Jury-Wertungen etwa aus Österreich („Österreich? Ich mache da Après-Ski-Auftritte, 100 Stück im Jahr!“) nicht ganz nachvollziehen konnte. „Ich schreibe nächste Woche schon wieder den nächsten Song. Ihr glaubt doch nicht, dass ihr mich hier loswerdet“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Ich überlege aber, ob ich das jetzt gemeinsam mit Ralph Siegel das nächste Mal mache.“

Acht weitere Künstler und Bands waren beim Vorentscheid angetreten, unter anderem TRONG, Will Church und Anica Russo. In einem Video kurz vor seinem Auftritt als Nummer 7 hatte Ikke Hüftgold, der bürgerlich Matthias Distel heißt, von sich erzählt, wie er in Limburg früher Songs für Rockbands sowie Kinderlieder schrieb. Dann kam ein Bekannter, der ihn aufforderte, den „Kinderkram“ sein zu lassen und einen richtigen Song für den Ballermann auf Mallorca zu texten. Das war vor über einem Jahrzehnt und die wahre Geburtsstunde des Ikke Hüftgold.

Seit 2011 ist er Kult im Bierkönig und aus seiner Feder stammen einige Hits. 2014 hatte er den Durchbruch mit "So gehn die Gauchos", der im Zusammenhang mit einem Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft nach dem WM-Sieg für Furore sorgte. Mit der Startnummer "Ich schwanke noch" feiert er aktuell seinen größten Erfolg. Der Song wurde auf Spotify knapp 36 Millionen Mal gestreamt.

2016 gründete Distel die Plattenfirma Summerfield Records. Er schreibt und produziert Partyschlager für sich und für andere. Mit seinem Label baute er etwa auch Lorenz Büffel und Mia Julia auf – die meisten Schlagzeilen bekam Summerfield Records aber für die Produktion von "Layla" (DJ Robin & Schürze): Der umstrittene Song stand neun Wochen auf Platz 1 der Charts und wurde die erfolgreichste Single des vergangenen Jahres.

Die Songs von Ikke Hüftgold sorgen generell textlich gerne mal für Diskussionen. "Lied mit gutem Text" kann als ironische Antwort darauf gelesen werden und ist ein Mallorca-Song im klassischen Sinne: eingängige Schalalala-Chöre, Techno-Beats und jede Menge Party.

Also, auch wenn es mit dem ESC nicht geklappt hat: Das „Lied mit gutem Text“ dürfte in diesem Jahr dennoch einer der großen Hits an der Playa de Palma sein.