MM: Aus „ein bisschen“ wurden mittlerweile fünf Jahre, Album inklusive.
Wingenfelder: Seit 2017 machen wir nach dem Swingerclub-Prinzip weiter: Alles kann, nichts muss. Wenn einer nicht will, dann machen wir es halt nicht. Das hat gut funktioniert, in diesen fünf Jahren haben wir nicht einmal gestritten. Wir haben dann das Album „Now“ gemacht und sind von null auf zwei (Platz zwei der Charts; Anm. d. Red,) gegangen. Es läuft immer noch super, und wir haben beschlossen, einfach mal weiterzumachen. 2025 gucken wir uns wieder in die Augen und schauen, ob wir dann Schluss machen. Also ich möchte nicht wie Mick Jagger mit 75 noch wie ein Berufsjugendlicher auf der Bühne herumhüpfen.
MM: Wird das Projekt Wingenfelder, das Sie mit Ihrem Bruder Thorsten gegründet haben, neben Fury weiterlaufen?
Wingenfelder: Das läuft weiter, aber sozusagen mit gebremstem Schaum. Wir spielen keine Bandkonzerte, weil das neben Fury zu aufwendig und anstrengend ist. Wir müssen wir uns auf eine Sache konzentrieren und spielen mit Wingenfelder nur Trio-Shows. Wir wollen aber weiter Songs schreiben, und gerne auch wieder ein Album machen. Das wird sich schon ergeben.
MM: Brüder in einer Band, so wie Sie und ihr Bruder Thorsten bei Fury und Wingenfelder, das endet selten gut, siehe John und Tom Forgerty, Mark und David Knopfler oder Liam und Noel Gallagher. Bei Ihnen scheint das anders zu sein. Wie machen Sie das?
Wingenfelder: Bei uns ist das genauso, wir erzählen‘s nur halt keinem (lacht). Ich sage mal, wir beide haben relativ großes Glück gehabt. Aber wir haben uns auch schon in der Wolle gehabt. Wir waren die Einzigen in der Band, die sich jemals geprügelt haben, und alle hatten gedacht: Jetzt ist es mit der Band aus. Das war aber nicht so! Wir wohnten zusammen, waren zusammen im Studio und gingen zusammen auf Tour. Das war einfach zu viel. Wir sind Brüder, da ist immer das Problem, dass man die Menschen, denen man am nächsten steht oder bei denen man das Gefühl hat, dass man sie nicht verlieren kann, mit der wenigsten Rücksicht behandelt. Aber wir sind auch dankbar, dass wir uns haben. Wenn man mit jemandem so eng ist wie ich mit meinem Bruder, muss ich zum Beispiel beim Songschreiben nur einen Satz sagen und er weiß ganz genau, was ich meine.
MM: Wovon lebt heutzutage eine Rockband? Von Spotify ja nicht unbedingt.
Von Spotify gar nicht. Es sei denn, du hast ein eigenes Label und 40 Millionen Klicks pro Song auf Spotify, dann verdienst du was. Du lebst heute davon, live zu spielen, und bekommst auch noch Vergütungen von der GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte , Anm. d. Red.). Deswegen waren zwei oder drei Jahre Corona eine tödliche Variante für die Musikszene.
MM: Wie hat Fury in the Slaughterhouse diese Zeit überlebt?
Wingenfelder: Wir haben während der Corona-Zeit gespielt. Bei den Autokonzerten haben wir es bei drei Stück in Hannover belassen, weil wir das Gefühl hatten, vor der Tagesproduktion von Volkswagen zu spielen. Die drei haben wir aber besonders gespielt, so gut wie nichts daran verdient und den Leuten sogar vorm Konzert die Scheiben geputzt. Dann kamen die Strandkorb-Konzerte, und davon haben wir eine ganze Tour gemacht und versucht, es für die Leute so persönlich wie möglich zu machen, damit alle ein schönes Gemeinschaftserlebnis hatten. Das hat, glaube ich, ganz gut funktioniert. Deswegen haben wir damit ein bisschen Geld verdient. Wir hatten auch alle noch Reserven. Also wir waren ganz gut aufgestellt, und es war für uns nicht so schwierig wie für viele andere. Aber wir haben so die Crew mit durchgefüttert, die musste ja auch gucken.
MM: Foreigner-Sänger Kelly Hansen hat kürzlich im MM-Interview gesagt, dass es sich für die Band gar nicht lohne, ein neues Album zu produzieren, weil Spotify alle Mühen zunichte mache. Fury dagegen hat vergangenes Jahr das Album „Now“ veröffentlicht. Warum?
Wingenfelder: Weil wir Lust hatten und weil wir es können. Wir wollten einfach ein Album haben. Ich finde die Einschätzung von diesem guten Herrn nicht ganz richtig. Foreigner ist im gleichen Alterssegment tätig wie wir. Und wenn Menschen noch CDs kaufen, dann genau in diesem Segment. Wir haben 2021 auch eine Neuauflage von „Mono“ in Vinyl gemacht, von einem Album, von dem schon weltweit 750.000 Platten verkauft wurden, und wir landeten auf Platz 61 der deutschen Albumcharts, nur mit Vinyl. Es gibt auch Menschen, die noch CDs kaufen, weil sie gerne etwas Haptisches haben. Wir überlegen, ob wir jetzt ein neues Album machen. Wenn wir das tun, dann wird das auch wieder als CD und mit Vinyl-Variante erscheinen. Und wenn wir Bock haben machen wir sogar 'ne MC.
MM: Sie haben mal gesagt, dass Sie den Namen Fury in the Slaughterhouse bereuen. Aus welchem Grund?
Wingenfelder: Na ja, sexy ist er nicht, oder? Das ist eher ein Name für eine Death-Metal-Band. Aber der Chef von RCA Amerika hat uns damals gesagt: „Macht euch keinen Kopf. Der Name ist scheiße, aber schwer geht‘s rein, schwer geht‘s raus.“ Ich weiß auch nicht, was mich bei dem Namen geritten hat. Das war eine betrunkene Aktion. Wir hätten damals viele Plakate wegschmeißen müssen, wenn wir den Namen nochmal geändert hätten. Also haben wir ihn gelassen, und es hat ja gut funktioniert.
MM: Kennen Sie Mallorca schon?
Wingenfelder: Wir haben mit Wingenfelder bei der Zwanzigjahresfeier des Inselradios gespielt. Ansonsten sind vier Jungs aus der Kapelle öfter mal da. Ich bin am liebsten im Frühling und Herbst auf Mallorca, im Sommer ist mir die Insel zu heiß und überlaufen. Ich hab viele Freunde auf der Insel und die meisten haben ein Haus hier oder eine Wohnung, und immer wenn ich mal alleine Luft holen muss, ist das für mich auf der Insel wunderbar.
Infos zum Event
5 + 1: Die große Inselradio Mallorca Geburtstagsparty steigt am Montag, 1. August, ab 17 Uhr.
Line-up: Fury in the Slaughterhouse, Nacha Pop, Lunax, Larsito, Dennis Mansfeld, Juan Daniél, Nico Suave, One Man Rocks, Nobert Fimpel, Francesca Faggella und DJ T-Mark
Eintritt: 20 Euro, (bis 12 Jahre 10 Euro)
Tickets: www.inselradio.com
Ort: House of Son Amar, Ctra. Palma-Sóller, km 10,8, Palmanyola
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