In der Liste der bedeutendsten Mallorquiner der Geschichte darf Antoni Despuig i Dameto nicht fehlen. Der Spross des dritten Grafen von Montenegro, der 1745 in Palma geboren wurde, begann seine geistliche Karriere als Bischof von Orihuela, war Erzbischof von Valencia und Sevilla, wurde zum Lateinischen Patriarchen von Antiochien ernannt und von Papst Pius VII. zum Kardinal befördert.
Dieser Titel bewahrte ihn nicht davor, 1809 von Napoleons Truppen festgesetzt und als Gefangener nach Paris verschleppt zu werden. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit und auf Vermittlung des mit Napoleon verwandten Kardinals Fesch erhielt er schließlich die Erlaubnis, die Heilbäder in Lucca zu besuchen. In der toskanischen Stadt starb der Kardinal 1813 im Alter von 68 Jahren. Bestattet wurde er in der Kathedrale San Martino in Lucca, sein Herz jedoch in der Kirche des Klosters Santa Magdalena in Palma beigesetzt – neben dem Grab der Santa Catalina Thomás. 1993 wurden auch seine übrigen sterblichen Überreste in diese Kirche gebracht.
Die posthume Nachbarschaft zur heiligen Katharina von Palma war kein Zufall. Denn dass die mallorquinische Nonne 1792 selig- und 1930 heiliggesprochen wurde, geht auf den Kardinal zurück. Er förderte nicht nur maßgeblich ihre Kanonisierung, sondern auch den Bau ihrer prächtigen Grabstätte.
Dies blieb nicht seine einzige Hinterlassenschaft auf Mallorca. Der Kardinal verlieh dem gräflichen Familiensitz Raixa bei Bun-yola sein heutiges italienisches Aussehen. Bis heute hängt zudem in vielen Gutshöfen Mallorcas die Kopie einer Landkarte des Kardinals Despuig. Auf der Karte, die der Kleriker 1785 in Auftrag gab, sind mehr als 2500 Ortsnamen festgehalten, darunter auch 1250 Landgüter, die es damals gab.
Eine umfangreiche Sammlung römischer Statuen und Inschriften befindet sich heute in Palmas Stadtmuseum im Castell de Bellver. Despuig hatte sie zwischen 1786 und 1797 nach Ausgrabungen in einer römischen Villa an der Via Appia nach Raixa gebracht. Nachdem einer seiner Erben das Landgut bei Bunyola verkaufte, erwarb die Stadt Palma den Hauptteil der Sammlung.
Vermutlich aus diesen Ausgrabungen stammt auch eine Marmorbüste der ägyptischen Königin Kleopatra VII., die zwischen 40 und 30 v. Chr. entstanden sein muss. Die 29,5 Zentimeter hohe Statuette weist noch Spuren einer rötlichen Färbung auf, die als Grundierung für eine Vergoldung gedient haben könnte.
Zu sehen ist die Büste jedoch nicht im Castell de Bellver. Auf Umwegen kam sie 1976 nach Deutschland und wurde dort der Antikensammlung Berlin einverleibt. Im Alten Museum Berlin steht sie neben der Büste ihres einstigen Geliebten Julius Caesar.
Wie es auf der Website des Alten Museums heißt, ähnelt die Büste Münzen mit dem Konterfei Kleopatras aus Alexandria ab 51 v. Chr. und aus Askalon ab 49 v. Chr. „Die breite Königsbinde der ptolemäischen Herrscher, die traditionelle ,Melonen‘-Frisur mit Nackenknoten und kleinen Stirnlöckchen, ihre Hakennase mit hochgezogenen Flügeln, der selbstbewusst geschwungene Mund und das energische Kinn finden sich veristisch scharf auf den Münzbildern und idealisiert bei dem Marmorkopf.“
Bei der Statuette kommen nicht nur Altertumsforscher ins Schwärmen. „Das mallorquinische Werk zeichnet sich durch die Treue aus, mit welcher der Künstler versuchte, Kleopatra darzustellen“, schrieb ein spanischer Journalist. Was freilich eine steile These ist. Denn wie Ägyptens letzte Königin tatsächlich ausgesehen hat, weiß heute kein Mensch mehr.
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