Hanne Holze und Friedrich Panizza in ihrem Korkenzieher-Museum in Vilafranca. Es ist das fünfte seiner Art in Europa. | Patricia Lozano

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Korken sind bei Sekt und Wein der klassische Flaschenverschluss. Dank dem Benediktinermönch Dom Pérignon. Weil ihm bei längeren Transporten die Holzstopfen aus den durchgeschüttelten Schaumweinflaschen schossen, stieg er um 1680 auf Kork um. Andere Champagnerhersteller, später auch die Winzer, folgten ihm. 115 Jahre später ließ ein weiterer Gottesmann, der Pfarrer Samuel Henshall aus Oxford, den ersten Korkenzieher patentieren. Inspiriert wurde der Erfinder vermutlich durch den Spindelbohrer des Stopfbüchsenziehers, der zum Reinigen von Vorderladern benutzt wurde.

Dies und mehr erfahren die Besucher des neuen Korkenzieher-Museums in Vilafranca, das fünfte seiner Art in Europa. Seine 150 Exponate aus verschiedenen Epochen und mit verschiedener Mechanismen stammen aus der Sammlung der deutschen Inselresidentin und Künstlerin Hanne Holze. Zusammen mit dem österreichischen Wahlmallorquiner Friedrich Panizza hat sie das Museum im Carrer de Bonany 7 eröffnet. „Wir waren der Ansicht, dass so etwas in eine Bodega gehört“, erzählt Panizza. „Aber keine Kellerei der Insel interessierte sich dafür. Da haben wir es selbst gemacht.“

Zu sehen sind in dem neuen Museum auch mehrere Exemplare des 1795 patentierten Hen-shall-Typ. Das älteste Ausstellungsexemplar stammt von ungefähr 1860. Ein Hütchen am Schraubgewinde verhindert, dass dieses zu tief in den Korken dringt. Mit einem Borstenpinsel am Handgriff aus Rosenholz wurden Wachsreste der Korkversiegelung und Staub von der Flasche entfernt.

Solche Pinsel enthalten auch die messingfarbenen englischen Regimentskorkenzieher, die gewöhnlich mit dem Wappen des jeweiligen Militärverbandes verziert waren. Das älteste Exponat dieser Art im Museum wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gefertigt. Es sieht aus wie der Prototyp des Glockenkorkenziehers, allerdings mit einem zweiten, horizontal angebrachten Gewinde. Mit ihm wurde das vertikale Gewinde samt Korken aus der Flasche gezogen.

Wer von Holze und Panizza eine Führung durch die Geschichte des Korkenziehers erhält, bekommt auch Kuriositäten zu Gesicht: Korkenzieher, die mit einem Stiefelknecht oder einer Gussform für Gewehrkugeln kombiniert sind, schmale Exemplare mit Perlmuttgriff zum Öffnen von Flakons, sogar Flaschenöffner im Erotik-Design.

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Am Ende der rund einstündigen Führung steht eine Verkostung von Weinen mallorquinischer Kleinwinzer. Sie und eine Flasche zum Mitnehmen sind im Eintritt inbegriffen. Er beträgt 20 Euro pro Person, bei Buchung vorab 18 Euro. Alle Eintrittsgelder gehen an den Reiterhof Finca Caballo Blanco bei Porreres, dessen 33 Pferde auch bei ausbleibenden Feriengästen unterhalten werden müssen. Das Museum ist mittwochs von 10 bis 15 Uhr geöffnet.

KORKENZIEHER MUSEUM MALLORCA
MUSEO SACACORCHOS

Carrer de Bonany, 7,
07250 Vilafranca de Bonany

Man findet es leicht neben der Apotheke des Ortes,
der Eingang ist unübersehbar.

Öffnungszeiten:
Mittwochs von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr