„Raons Humanes” (menschliche Gründe) hat der Künstler sein Projekt überschrieben. Nach der Verherrlichung der Erotik und einer dem Mittelmeer gewidmeten Trilogie hat er damit eine neue Werkreihe begonnen. Mit ihr beschwört er die Werte, die die Menschheit in widrigen Situationen vorangebracht haben und die jetzt eine Krise zu durchlaufen scheinen, die so tief ist wie die Wirtschaftskrise nach dem Lockdown.
Großformatige Skulpturen säumen die Stufen, die zum
Kalvarienberg von Pollença emporführen. Foto: Lola Olmo
Der erste Teil des Projekts besteht aus einer Ausstellung unter freiem Himmel. Mehr als 30 großformatige Figuren mit menschlichen Formen säumen die 365 Stufen, die zum Kalvarienberg emporführen. Dass er diese Figuren aus Eisen, Drahtgitter und Beton just an diesem Ort aufgestellt hat, ist kein Zufall. Der Kalvarienberg steht für Anstrengungen, ohne Anstrengungen gebe es keine Errungenschaften. Und je höher man steige, desto mehr erweitere sich der Horizont, gab er der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” zu Protokoll.
Joan Bennàssar vor einem seiner Bilder in der Kirche
des ehemaligen Klosters Sant Domingo. Foto: Lola Olmo
„Els glaons de les fatigues i grandeses del cor” (Die Stufen der Mühen und die Größe des Herzens) ist dieser Teil der Ausstellung überschrieben. Der Titel verweist laut Bennàssar auf Werte wie die Würde, die Aufrichtigkeit und das Bemühen um Erfolg im Leben, Tugenden, die heutzutage verachtet würden.
Die entlang der Stufen ausgestellten Skulpturen hat Bennàssar dem „Leben” gewidmet. So stelle eine Figuren-Gruppe Darbringung und Aufnahmebereitschaft dar. Ein anderes Ensemble symbolisiere Leidenschaft und Gleichgewicht, denn das Leben sei ein großes Gleichgewicht.
„El foro dels negocis públics i les lleis” (Das Forum der öffentlichen Wirtschaft und des Rechts) lautet der Titel von Teil zwei der Ausstellung, der das „Zusammenleben” symbolisiert. In der Kirche des ehemaligen Klosters Sant Domingo laden die Skulpturen und Gemälde des Künstlers dazu ein, die Mäßigung und den kollektiven Stolz wiederzufinden, empfänglich und verfügbar zu sein für alles, was notwendig ist, um das Gemeinwohl zu erreichen – gerade auch in der gegenwärtigen, von der Corona-Pandemie geprägten Zeit. Es sei klar geworden, sagt er, dass es keinen Alleingang, sondern nur einen gemeinsamen Weg aus dieser Krise geben könne.
Gruppenbild mit Skulpturen: Joan Bennàssar (l.) und
Pollenças Bürgermeister Tomeu Cifre. Foto: Lola Olmo
Unterdessen arbeitet Bennàssar an einem dritten Teil der Schau, „La torre del jardí de les muses” (Der Turm im Garten der Musen), dessen Ort noch nicht bekannt ist. Er soll dem Publikum eine Betrachtungsweise über die Wiederbelebung der Wirtschaft und die Wiederherstellung von Werten erschließen. Außerdem will der Künstler Fotos einbeziehen, die Betrachter von seinen Werken gemacht haben.
Die Trilogie soll auf unbestimmte Zeit ausgestellt werden.
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