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Mallorca Magazin: Was bringt Sie dazu, als gefragter Künstler in den USA eine Ausstellung in Ihrer alten Heimat Mallorca zu machen?

Domingo Zapata: Ich habe noch nie etwas auf Mallorca gemacht, nicht aus Mangel an Gelegenheit, sondern weil ich anderweitig Verpflichtungen hatte. Und das Schöne an dieser Retrospektive ist, dass ich mit allen ein bisschen von all dem teilen kann, was mir meine bisherige Laufbahn bedeutet hat. Natürlich spielt dabei auch eine Rollen, dass ich auf Mallorca geboren bin.

MM: Würden Sie sich eher der Pop-Art oder dem Neo-Expressionismus zuordnen?

Zapata: Ich male Gefühle und will sie mit anderen teilen. Welche Technik ich dann verwende, hängt davon ab, wie ich mich fühle oder was ich ausdrücken will. Und da will ich keine Beschränkung haben, sondern Spontaneität, Kraft, Farbe, Leidenschaft.

MM: Was hat Sie 1993 in die USA verschlagen?

Zapata: Ich ging in Palma an das Bellver International College. Später studierte ich erst an der Regent‘s University in London, dann an der American University in Washington. Nach dem Studium war ich eine Zeit lang mal da, mal dort und blieb dann in Manhattan.

MM: Hatten Sie anfangs nicht an der Wallstreet gearbeitet?

Zapata: Man lebt nicht vom ersten Tag an von der Kunst. Deshalb machte ich andere Dinge und arbeitete im Finanzmarketing. Damals lernte ich viel über den Finanzmarkt. Aber dann hatte ich das große Glück, meine Leidenschaft zum Beruf machen zu können.

MM: Stimmt es, dass Sie anfangs der Magnat George Soros gefördert hat?

Zapata: Jeder Künstler braucht seine ganze Laufbahn lang Gönner. George Soros kaufte am Anfang meiner Karriere eines meiner Werke. Damit half er natürlich sehr, wie auch andere, die in diesem Moment oder später kamen. Eine Karriere zu beginnen ist nicht so schwer. Schwierig ist es, 20 Jahre später immer noch die früheren und die neuen Gönner zu überraschen. Ich hatte das große Glück, immer unterstützt zu werden, nicht nur von großen Persönlichkeiten, sondern auch von anderen großen Künstlern.

MM: Zu diesen Persönlichkeiten gehören auch Filmstars. Wie kamen die an Sie?

Zapata: Auf einer Ausstellung, die ich in Los Angeles hatte, lernte ich Johnny Depp und Leonardo DiCaprio kennen. Als sie Arbeiten von mir kauften, wurden Freunde von ihnen auf mich aufmerksam. Ich glaube, diese Mund-zu-Mund-Propaganda ist trotz Twitter die beste Werbung. Ich bin sehr dankbar, dass so große Persönlichkeiten Werke von mir besitzen und sie schätzen. Das erfüllt mich mit Stolz.

MM: Sie haben Stars wie Lady Gaga und Scarlett Johansson porträtiert. Erstaunt Sie das manchmal selbst?

Zapata: Jeden Tag. Aber man gewöhnt sich daran. Dann ist das eine Arbeit, die man mit Liebe und mit all dem Respekt macht, den diese Frauen verdienen. In den Porträts möchte ich das Wesen von ihnen erfassen.

MM: Wie machen Sie das?

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Zapata: Mit Zeit, Geduld und Ruhe. Und dann schauen, was du fühlst und was hervorkommt und dieser Energie nachgehen. Aber das ist nicht so schwierig, weil viele dieser Frauen sehr bescheiden und arbeitsam sind. Ich empfinde eine große Zuneigung und Hochachtung für sie. Zuerst ist man natürlich nervös, und sie sind es auch. Ein Porträt ist ja viel persönlicher als ein Foto. Aber inzwischen sind wir das gewohnt und wissen, wie es geht.

MM: Was ist Ihr nächstes Projekt?

Zapata: Ich habe die Gelegenheit erhalten, eine Skulptur für die Vereinten Nationen zu machen, bei der es um das Umweltbewusstsein für die Ozeane geht. Wenn ich in die USA zurückkehre, werde ich mit dem Projekt beginnen und es hoffentlich nächsten Sommer beendet haben. Die Skulptur soll neben der berühmten Pistole vor dem UNO-Gebäude stehen. Ich glaube, es ist wichtig, etwas zu erschaffen. Wenn wir nichts erschaffen, sind wir niemand.

MM: Ein ganz anderes Kunstwerk von Ihnen kann man seit vier Monaten auf einem gigantischen Bildschirm an einem Gebäude mitten auf dem Times Square in New York sehen.

Zapata: Dazu kam es, weil die Besitzer des Gebäudes etwas Künstlerisches machen wollten, also an einem kommerziellen Ort etwas mit ein bisschen mehr Gefühl. Ich hatte einen Monat Zeit, um dann alle 30 Sekunden eine Minute langt etwas zu zeigen, was ich wollte, und das 24 Stunden am Tag. Später dachte ich: Warum nicht auch etwas mit anderen Leuten machen? Also malte ich gemeinsam mit Freunden wie Alejandro Sanz, dem Reggaeton-Sänger Nicky Jam, dann mit Fernando Alonso.

MM: Wen würden Sie unbedingt noch porträtieren wollen?

Zapata: Seit ich zusammen mit dem Papst gemalt habe, bin ich ruhig. Ich glaube nicht, dass viele Leute geblieben sind, die ich noch porträtieren will.

MM: Wie kam es zu dem gemeinsamen Gemälde?

Zapata: Ich wurde angerufen, um zur Förderung der Kunsterziehung bei der gemeinnützigen Stiftung „Scholas Occurrentes” mitzuwirken, die der Papst initiiert hat. Weil ich das Projekt am Times Square machte, schlug ich vor, gemeinsam mit dem Papst ein Bild zu machen und dies mit einer Botschaft für die Kunsterziehung dann am Times Square zu zeigen. Zwei Stunden später riefen sie mich an und sagten, der Papst würde das gerne mit mir machen.

MM: Welche Erfahrung machten Sie dann im Vatikan?

Zapata: Papst Franziskus ist ganz besonders. Er ließ mich vergessen, dass ich beim Papst war. Als wir anfingen zu malen, fragte er: „Domingo, was soll ich malen?“ – „Heiligkeit, malen Sie, was Sie wollen.“ – „Und welche Farbe?“ – „Malen Sie mit den Farben, die sie wollen.“ Ich schrieb dann auf das Bild: „Die Erziehung beginnt mit der Kunst.“ Als wir fertig waren, sagte er: „Domingo, wir haben das ‚n’ vergessen!“ Tatsächlich hatte ich beim Wort „educación“ (Erziehung) das „n“ vergessen. Er musste ja denken, dass ich nicht schreiben kann, und ich fügte das „n“ schnell noch hinzu (lacht). Also, wir hatten eine gute Zeit, und er war sehr liebenswürdig.

MM: Was passiert mit diesem Bild?

Zapata: Im September werden wir das Werk in New York versteigern. Wir hoffen, dass es zwei oder zweieinhalb Millionen Dollar einbringt. Das wird dann „Scholas Occurrentes” zugute kommen, um die Kunsterziehung zu fördern.

MM: Ein Gericht in Palma hat Sie im Januar zu 1,5 Millionen Euro wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Hat das Ihrem Image geschadet?

Zapata:Ich widme mich der Malerei und dem Erschaffen. Da gebe ich manchmal andere Dinge in die Hände von Agenten. Wir haben etwas Falsches gemacht, und da stehle ich mich nicht aus der Verantwortung. Ich habe aus den Fehlern gelernt, und das wird nicht wieder vorkommen.

ZUR PERSON DOMINGO ZAPATA: Er malt Bilder, macht Skulpturen, kreiert Mode, hat einen Roman geschrieben und an einem Songtext für Michael Jackson mitgewirkt. Domingo Zapata, der in Palma de Mallorca geboren wurde und in London und Washington Kunst studierte, ist in den USA ein gefragter Künstler. Einst von Börsenguru George Soros gefördert, verkehrt er mit Stars aus Film, Musik und Sport, und im vergangenen Mai schwang er für einen guten Zweck gar gemeinsam mit Papst Franziskus den Pinsel. Bevor er die professionelle Laufbahn eines Künstlers einschlug, war er an der Wallstreet und kurz auch in der Musikindustrie tätig. Zapata lebt seit 1999 in Manhattan. Weitere Ateliers hat er in Kalifornien und in Miami, wo er regelmäßig bei der Art Basel ausstellte. 2014 zeigte die Kathedrale in Palma Zapatas Darstellung der Kreuzigung Jesu, die der Künstler dem Bistum Mallorca geschenkt und zuvor schon bei der Biennale in Venedig ausgestellt hatte. Seine Kurzausstellung in der Ahoy-Galerie in Palma ist am 10. August zu Ende gegangen.