Im MM-Interview erzählt Saxofonist Maceo Parker, wie er zu seinem Stil fand und warum seine Konzerte bis zu drei Stunden dauern. Am Sonntag, 3. Dezember, tritt er mit seiner Band in Palma auf.
Mallorca Magazin: Herr Parker, um einen Satz auf Ihrer Website aufzugreifen: Wer war zuerst da, Maceo oder der Funk?
Maceo Parker: Natürlich die funky Musik, nicht ich (lacht).
MM: Sie haben mit acht Jahren angefangen, Saxofon zu spielen. Warum gerade dieses Instrument?
Parker: Ich erinnere mich noch an die Zeit, bevor ich Teenager wurde. Egal ob man im Radio Rock'n'Roll, Soul oder Black Music hörte, meistens gab es dabei Saxofon-Solos. Das erweckte meine Aufmerksamkeit. Aber als kleiner Junge, als ich etwa drei Jahre alt war, spielte ich schon Klavier. Es faszinierte mich, darauf zu klimpern, und anfangs dachte ich, dass ich Klavierspieler werden würde.
MM: Was brachte Sie dann zum Saxofon?
Parker: Ich weiß noch, als ich das erste Mal eine Marching Band erlebte. Die Bläser, die Trommeln, die laute Musik, das fand ich wahnsinnig toll. Da wollte ich kein Klavier mehr spielen, weil das kein Marching-Band-Instrument ist. Zur gleichen Zeit hatten wir Nachbarn, die jede Menge Schallplatten hatten. Und ich konnte nicht genug hören von Saxofonisten wie Charlie Parker und Cannonball Adderley. Irgendwie entschied ich mich dann für dieses Instrument.
MM: Mit 15 hatten Sie bereits Ihren eigenen Stil entwickelt. Wie kamen Sie dazu?
Parker: Wissen Sie, manche Menschen haben ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl. Meine Eltern waren sehr gute Tänzer, mein Vater spielte Schlagzeug und Klavier, meine Mutter sang im Gospelchor. Es ist hilfreich, in eine Familie hineingeboren zu werden, die den Rhythmus in den Genen hat. Mein Bruder und ich versuchten außerdem, alles zu hören, was es auf Schallplatte gab. Ich wollte aber nicht wie jemand anderes sein. Ich wollte keine gewöhnliche Kopie von Charlie Parker sein.
MM: Warum nicht?
Parker: Maceo Parker spielt Charlie Parker: Seinen Stil und alle seine Stücke lernen und einfach ein weiterer Charlie Parker sein? Das wäre nicht gut gewesen, es hätte einen anderen geben können, der besser als ich Charlie Parker gespielt hätte. Ich fragte mich also, wie es wäre, wenn Maceo Parker wie Maceo Parker spielt. Ich musste nur in mich hineinhören und meinen eigenen Stil spielen, der sehr funky ist.
MM: Ihre Solo-Karriere starteten Sie aber erst Anfang der 90er Jahre. Was war der Auslöser dafür?
Parker: Ich hatte Anfang der 70er mit Maceo & All The Kings Men schon mal eine eigene Gruppe. So oder so, man sollte möglichst erkennen, an welchem Punkt man steht. Und dann muss man auch mal einen großen Schritt nach vorne machen, nicht immer nur zur Seite. Und 1990 war es an der Zeit, mich auf Maceo Parker und seine Karriere zu konzentrieren. In London fand ich eine vertrauenswürdige Managerin und wir legten los. Das hält bis heute an, und damit fühle ich mich sehr wohl.
MM: Bei einem Konzert spielen Sie oft drei Stunden lang. Vergessen Sie einfach die Zeit?
Parker: Nein, das liegt daran, dass es mir Spaß macht, zu beobachten, wenn Leute Spaß haben. Musikalische Ereignisse sind dazu da, sich wohlzufühlen und mit einem Lächeln herauszukommen, selbst aus einer tragischen Oper. Das ist Unterhaltung. Sie wird gemacht, damit die Leute sie genießen und sich danach besser fühlen. Deshalb kommen sie zu uns, was sie ja nicht tun müssten. Ich mag es einfach, wenn die Leute lächeln. Ich denke dann darüber nach, wen sie lieben und dass sie hoffentlich auch jemand liebt. Ich kann nichts dafür, ich bin wie ein Amor und will einfach Liebe verbreiten. Mir ist es sehr wichtig geworden, bei meinen Konzerten zu sagen: Alles geht um die Liebe, und wir lieben euch!
MM: Geben Sie immer noch um die 200 Konzerte im Jahr?
Parker: Das weiß ich nicht, wirklich nicht. Darüber weiß meine Managerin wohl besser Bescheid.
MM: Sind Sie mehr unterwegs oder zu Hause?
Parker: Vielleicht ein bisschen mehr unterwegs, aber nicht mehr so viel wie früher. Es ist fast halbe-halbe, denke ich.
MM: James Brown, George Clinton, Pee Wee Ellis - welche Musiker, mit denen Sie zusammengearbeitet haben, würden Sie als Meilenstein bezeichnen?
Parker: James Brown. Denn seine Musik ging um die ganze Welt, und mit ihr mein Name. Ich bin Leuten begegnet, die ihre Kinder wegen mir Maceo genannt haben. In Frankreich gibt es eine Gruppe von jungen Männern, die Maceo heißt. Da kann ich James Brown immer wieder nur danken. Ich habe früher alle Saxofonisten gehört: King Curtis, Cannonball Adderley, John Coltrane, Charlie Parker, auch die ganzen Leute aus New Orleans. Das war eine lange Liste, und ich hatte das Glück, zur richtigen Zeit bei der richtigen Band zu sein. Die Leute hörten mich und erkannten: Aha, das ist Maceo. Ich selbst hatte ja kein positives Bild von mir.
MM: In die Band von James Brown sind Sie 1964 eingestiegen. Wie sehr haben Sie den Funkstil des "Godfather of Soul" mitgeprägt?
Parker: Mein Stil entsprach dem, was er auf der Bühne machen wollte. Er wollte, dass die Leute meinen Stil kennenlernen und ihn zugleich mit seinem verbinden. Und auf viele Platten setzte er meinen Namen. Ich schätzte das, und die Zusammenarbeit hat gut funktioniert. Ich bin ihm absolut dankbar dafür, dass er erkannte, was ich in mir hatte, und dass er sich entschied, es als Teil seiner Sache zu nutzen. Das eröffnete mir den Weg, mein Ding zu machen.
MM: Sie haben als Gastmusiker mit so unterschiedlichen Kollegen wie Prince, De La Soul, den Red Hot Chili Peppers und auch mit Ihrem Sohn Corey gespielt. Was für Erfahrungen haben Sie da mitgenommen?
Parker: Nun, wo immer ich hingehe, werde ich halt noch gebraucht. Verschiedene Gruppen oder Leute sagten damals: "Was für ein toller Beat, aber mit Maceo könnten wir da noch mehr rausholen." Aber es war cool. Vor allem die Nähe zu Prince war großartig. Oh Mann, wir reden über die Vergangenheit, aber ich genoss diese Zeit, sie war wirklich großartig. Aber nochmal: Eigentlich geht es darum, sich dem zu widmen, was ich im Inneren fühle, mich daran zu halten und letztendlich stolz auf das zu sein, was ich mache, und darauf, was ich denjenigen beisteuern kann, die nach oben kommen wollen und sagen, dass sie meine Art zu spielen mögen.
MM: Was würde Maceo von Maceo annehmen?
Parker: Ich denke, ich würde nicht wie Maceo spielen wollen. Denn jetzt bin ich Teil der Liste der vielen bekannten Saxofonisten, die die jungen Leute hören.
MM: Ich würde Sie gerne bitten, diesen Satz zu ergänzen: Ohne Saxofon …
Parker: … wäre ich ein Klavierspieler (lacht).
MM: Spielen Sie zu Hause auch Klavier?
Parker: Ja, aber nur für mich und nicht wirklich gut. Ach, und Trompete und Flügelhorn mag ich auch sehr. Ich habe das zwar nie ausprobiert, aber von einem richtig schönen Trompetenklang bin ich hin und weg. Trotzdem, in einem Leben ohne Saxofon wäre ich wahrscheinlich ein Keyboard-Player.
Die Fragen stellte Martin Breuninger
(aus MM 47/2017)
Die weiteren Termine des Jazz Voyeur Festival finden Sie auch hier
Sonntag, 3. Dezember, 21 Uhr: Maceo Parker Band
Eintritt: 29 bis 45 Euro.
Mittwoch, 13. Dezember, 21 Uhr: South Carolina Gospel Chorale
Eintritt: 25 bis 40 Euro.
Tickets: jazzvoyeur.koobin.com; Trui Teatre, Discos Oh
Ort: Trui Teatre, Camí de Son Rapinya 29, Palma
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