Die "Doors" dienten als Inspiration: Guillem Nadal vor seiner Installation "La puerta del bosque" (Die Waldpforte).

TW
0

Müsste man die Schau "La mirada del foc" (Der Blick des Feuers) von Guillem Nadal mit nur einem Wort beschreiben, käme man ihr mit "elementar" wohl am nächsten. Erstmals widmet das Casal Solleric in Palma dem Künstler aus Sant Llorenç in der Beletage eine Einzelausstellung, die bereits Anfang April eröffnet wurde. Die Ausstellung ist als Rundweg aufgebaut. Jeder Saal enthält eine andere Arbeit oder Werkreihe, die für sich steht und doch mit den anderen verbunden ist, wie einzelnen Kapitel einer Erzählung jenseits der Worte.

Wie der Titel der Schau anklingen lässt, ist der Nexus das Feuer: im wörtlichen Sinn als Element, im übertragenen Sinn als Sonne und auch als schöpferische Idee, in deren Licht die Dinge ihre Schatten werfen. "Das Feuer bedeutet nicht nur Zerstörung, sondern auch Durchbruch. Und wenn man etwas zerstört, schafft man am Ende etwas Neues. Es geht also auch um einen Prozess von Leben, Tod und Schöpfung", erklärt Nadal.

Der Rundweg beginnt mit einem Entwurf aus dem Jahr 2005, aus dem elf Jahre später die raumfüllende Installation "La puerta del bosque" (Die Waldpforte) wurde, eine weiße Leinwand mit Durchlass zwischen wurzelförmigen schwarzen Zweigen. Wenn Nadal sagt, dass diese Arbeit viel mit Musik zu tun hat, bezieht er sich dabei auf die "Doors", eine Rockgruppe der 60er Jahre. Bei ihrer Namensfindung ließen sich die Musiker von einem Essay mit dem Titel "The Doors of Perception" (Die Pforten der Wahrnehmung) inspirieren. Nadal hatte bei seiner Arbeit gleichwohl keinen Trip mit bewusstseinserweiternden Drogen im Sinn, sondern dies: "Man weiß erst nicht, was hinter der Tür ist. Ist sie aber einmal geöffnet, führt kein Weg zurück", erläutert der Künstler die Idee hinter seinem Werk.

Weiter geht der Rundgang mit "Caos" und "Illes del Sol" (Sonneninseln), bei denen der Künstler schon Jahre zuvor das Feuer als schöpferisches Element einsetzte. Aus der Vergangenheit führt der Weg in die Gegenwart: "Mirals" (Spiegel) heißt eine Landschaft aus großformatigen Papierbögen, auf denen Nadal mit Feuer Schädel gezeichnet, zum Teil auch perforiert hat.

Ähnliche Nachrichten

Mit "La mirada del fuego" geht es in der Zeit wieder zurück. Ebenso mit "El paisaje de la memoria". Die "Landschaft der Erinnerung" erstreckt sich zwischen zwei Schädelhälften. Nach einem Video über die Kreation der "Mapes del foc" (Feuerkarten) trifft der Besucher schließlich auf eine Serie von Feuerbildern.

Mit einer hohen Bronzeskulptur greift Nadal aus der "Sonneninsel" das Motiv eines menschlichen Oberkörpers auf mächtigen Wurzeln auf. Hier schließt sich der Kreis, der im Heute begonnen hat und im Gestern endet. Eine Retrospektive sei dennoch nie seine Absicht gewesen, beteuert der Künstler. Allerdings sei ihm klar geworden, dass er all die Jahre einem roten Faden gefolgt sei.

Die Ausstellung als Rundgang zu gestalten sei das Schwierigste gewesen, meint Nadal und begründet dies so: "Wenn eine Arbeit versagt, versagen alle. Das Zerbrechen der Verbindung würde sich sofort bemerkbar machen." Doch die Werke der Schau sind fest miteinander verbunden. So fest, dass durchaus der Wunsch entsteht, den Rundgang noch einmal zu gehen, um im "Blick des Feuers" weitere Dinge zu entdecken.

INFOS ZUR AUSSTELLUNG
Guillem Nadal: "La mirada del foc", bis Sonntag, 28. August
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag, 11 bis 14 Uhr, Sonn- und Feiertage 11 bis 14.30 Uhr; montags geschlossen
Eintritt: frei
Ort: Casal Solleric, Paseo del Born 27, Palma
Parkmöglichkeiten: Parkhaus unterhalb der Kathedrale; Parkhaus Plaça Major; Parkplätze auf der Alten Mole (an Werktagen gebührenpflichtig, Samstagnachmittag sowie an Sonn- und Feiertagen gebührenfrei).

(aus MM 15/2016)