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Unter den Leuchttürmen auf Mallorca fällt Portopí aus dem Rahmen. Im Unterschied zu den modernen Schiffswegweisern aus dem 19. und 20. Jahrhundert ist das Gebäude bereits im Mittelalter erwähnt und wird teilweise sogar als drittältester Leuchtturm der Welt bezeichnet - gleich nach der Torre de Hercules bei La Coruña (aus römischer Zeit) und der "Lanterna di Genova" in Italien aus dem Jahr 1126.

Der Leuchtturm von Portopí ist zwar schon im Jahr 1300 erwähnt, wurde aber erst im 17. Jahrhundert von der Festung San Carlos an seinen heutigen Standort verlegt. Bei der Hafenbehörde ist man sich über die Position im chronologischen Ranking deswegen nicht so ganz im Klaren.

Heute beherbergt das Gebäude ein Museum zur Leuchtturmgeschichte der Balearen, das selbst unter den Mallorquinern nur wenige kennen, da eine Besichtigung nur mit Voranmeldung möglich ist. Lohnend ist die Tour dennoch - nicht nur wegen der hervorragenden Aussicht über Stadt und Hafen und der vielen optischen und nautischen Geräte aus früheren Zeiten, sondern vor allem wegen Javier Pérez de Arévalo.

Der 51-jährige Musiker und Schriftsteller hat 12 Jahre lang als Turmwärter auf Formentera gelebt und über die Leuchtfeuer der Balearen eine Doktorarbeit geschrieben. Heute führt er die Gäste persönlich durch das 2004 eröffnete Museum im Hafen von Portopí und ist als Techniker für die Instandhaltung der Leuchttürme im gesamten Westen der Insel verantwortlich.

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Darüber, dass er nicht mehr in Türmen wohnen muss, ist Pérez de Arévalo eigentlich ganz froh: "Man darf sich das nicht allzu romantisch vorstellen. Auf Formentera habe ich die Bauern in ihren Häuschen mit gemütlichem Kamin beneidet, während wir in ungeheizten zugigen Gebäuden mit sechs Meter hohen Decken leben mussten und die Feuchtigkeit an der Wand hochsteigen sehen konnten." Vor allem der Wind sowie Blitz und Donner hätten dem Personal das Leben schwer gemacht.

Ein Hauch davon lässt sich noch erahnen, wenn man das Museum und das angegliederte Leuchtturm-Archiv besucht oder mit leichtem Schwindel die 41 Meter hohe Wendeltreppe besteigt. In den Unterlagen finden sich unter anderem eine Ehrenurkunde über die Rettung eines deutschen Piloten durch einen Leuchtturmwärter auf Formentera im Mai 1944 oder das Autogramm von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt, der sich am 29. Dezember 1979 am Kap Formentor im Gästebuch verewigte.

Besonders stolz ist Javier Pérez de Arévalo indes auf die riesigen Leuchtturm-Optiken in seiner didaktisch interessant gestalteten Ausstellung. Bis zu acht Millionen Dollar zahlen Sammler angeblich für die historischen Geräte, die teilweise mit Olivenöl und Acetylen betrieben wurden, teilweise aber auch schon seit Jahrzehnten mit elektrischer Energie.

Interessant ist auch der Überblick über sämtliche Türme der Balearen, inklusive der aufgegebenen. Dieses Schicksal drohte auch dem von Portopí, der 1972 durch Leuchtbojen ersetzt wurde. Erst 1977 entschied man, seine Optik aus nostalgischen Gründen nachts wieder einzuschalten. Verzichtet wird seitdem aber auf Flaggensignale bei der Einfahrt von Schiffen.

(aus MM 14/2014)