Um die Wende des 19./20. Jahrhunderts kamen Künstler aus aller Welt nach Mallorca. Angezogen vom Image der Insel-Idylle - schon Jahrzehnte zuvor propagiert von George Sand und ihr Buch "Ein Winter auf Mallorca", durch das vielbändige Compendium des Erzherzogs Ludwig Salvator "Die Balearen - in Wort und Bild geschildert" - blätterten sie einen bunten Bilderbogen auf, der das Bild Mallorcas über lange Zeit prägte:
Als "Insel der Stille", wie durch Santiago Rusiñol aufgezeigt, als Insel des Lichts mit vielfältiger, abwechslungsreicher Landschaft, einem gemäßigten Klima, intakten, ländlich geprägten Dörfern und einer im Vergleich zu heute kleinen, aber lebendigen Hauptstadt. Palma hatte um 1920 etwa 80.000 Einwohner, heute sind es 450.000.
Mallorca selbst hatte zu diesem Zeitpunkt bereits eine funktionierende, kreative Kunstszene. Hier lebten Maler, deren Renommee und Reputation über die Inselgrenzen hinausging, so dass Austausch möglich war. Die damalige "Academia Provincial de Bellas Artes", die an die Madrider Kunstakademie angeschlossen war, hatte einen hervorragenden Ruf. Viele Künstler kombinierten ihre eigene Karriere mit einer Lehrtätigkeit.
Den hiesigen und den Malern aus anderen Regionen widmet das Museum für Moderne und Zeitgenössische Kunst Es Baluard eine Ausstellung mit Landschaftsmalerei: "Mallorca y la Interpretación del Paisaje" (Mallorca und die Interpretation der Landschaft).
Die knapp dreißig Bilder stammen aus dem Fundus des Museums, das vor neun Jahren zur Eröffnung mit Arbeiten der Fundación Serra, der Sparkasse Sa Nostra, des Inselrates, der Landesregierung und der Stadt Palma bestückt wurde. Die Bilder datieren aus den Jahren 1872 bis 1934, etliche von ihnen waren bereits in früheren Ausstellungen zu sehen. Dennoch: Der jetzige Kontext macht die Schau noch interessanter.
Ende des 19. Jahrhunderts pflegte man in der Malerei einen Stil zwischen Romantizismus und Realismus, der vor allem aus Frankreich kam. So widmen sich die Künstler dem "Schönen Mallorca", das vor allem die Landschaften und Dörfer der Tramuntana zeigt: Deià, Bunyola, Valldemossa, Sóller, Pollença. Und immer wieder auch das städtische Leben in Palma.
Der mallorquinische Maler Joan O'Neille (1828 bis 1907) hatte 1862 ein Grundsatzwerk zur Landschaftsmalerei veröffentlicht, "Tratado de Paisaje", wonach sich etliche Künstler richteten. Wichtigstes Reglement: Malerei vor Ort, draußen, im Freien.
Man merkt es den Bildern an, die sich am Motiv, an der Wirklichkeit orientieren. Doch manche Interpretation ist subjektiv, die Farben changieren oft ins Dunkle, nur wenige Bilder zeigen ein sonnendurchflutetes Mallorca. Alle Künstler haben eines gemeinsam: Sie spielen mit Licht und Schatten, mit Transparenz. Die Formen sind meist klar erkennbar, bei den späteren Arbeiten verschwimmen die Konturen.
Die ausgestellten Maler sind: Ricardo Anckermann, Hermen Anglada-Camarasa, Francisco Bernareggi, Pedro Blanes Viale, Llorenç Cerdà, Tito Cittadini, Vicenç Furió Kobs, Joan Fuster Bonnín, Joan Antoni Fuster Valiente, Antoni Gelabert, Sebastià Junyer Vidal, Eliseu Meifren, Joaquim Mir, William Degouve de Nuncques, Cristòfol Pizà, Antoni Ribas, Francesc Rosselló, Santiago Rusiñol, Joaquín Sorolla.
INFO
"Mallorca y la Interpretación del Paisaje" - Mallorca und die Interpretation der Landschaft im Museum Es Baluard, Palma, Porta Santa Catalina. Geöffnet bis 26 Mai.
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Samstag 10 bis 20 Uhr
Sonntag 10 bis 15 Uhr
Eintritt:
Allgemeiner Eintritt: 6 Euro
Temporäre Ausstellungen: 4 Euro
Entscheiden Sie selbst die Höhe des Entritts, ab 10 Cent, jeweils Freitag
Wenn Sie mit dem Fahrrad kommen: 2 Euro
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