Das Kamel hieß "Mohamed", war eigentlich ein Dromedar (mit einem Höcker), und da das Tier beim Gehen schwankte, gingen die Freunde lieber zu Fuß: "Da oben wurde einem ganz schwindelig - besonders, wenn man was getrunken hatte", sagt Gustavo.
Auch heute kommen sie beim Erzählen kaum aus dem Lachen heraus: 48 Jahre ist es her, dass der Maler aus Capdepera und sein Freund Miguel Vidal, Sportreporter aus Consell, eine knapp vierwöchige Inselrundreise mit einem "Kamel" unternehmen, um daraus ein Buch zu machen: "Mallorca a paso de camello."
Miguel schreibt - und schon während ihrer Reise können sich die Leser einer Lokalzeitung jeden zweiten Tag ein Bild vom aktuellen Standort der beiden Abenteurer machen. Gustavo illustriert das Werk: Seine rund 70 Zeichnungen geben ein historisches Bild der damaligen Architektur von Fassaden und Plätzen in fast allen Dörfern Mallorcas wieder. Die "so realen, verrückten wie herzlichen Begegnungen" habe er bis heute in lebhafter Erinnerung, so Miguel Vidal.
Und damit sie auch künftig nicht in Vergessenheit geraten, ist zurzeit nicht nur eine digitale Neuauflage des Buches in Arbeit: Der mallorquinische Regisseur Toni Bestard ("El perfecto desconocido") will es verfilmen. Seine Schwarz-Weiß-Dokumentation besteht vor allem aus historischen Fotos, die mit den heutigen O-Tönen der beiden Protagonisten unterlegt sind.
Der Film "Mallorca a paso de camello" kommt Anfang 2013 in die spanischen Kinos - im Januar, dem Monat also vor 48 Jahren, in dem sich auch seine Protagonisten auf den Weg machen. Nach "Niño vudú" und "El anónimo Caronte" ist dieser Film der dritte einer Trilogie über das Mallorca der 1970 Jahre (der zweite des in Bunyola geborenen Regisseurs war für den "Goya" in der Kategorie "Beste Kurz-Dokumentation" nominiert).
Und "filmreif" war er ja tatsächlich - Gustavos, Miguels und Mohameds "Einzug" in die mallorquinischen Dörfer. Schon Tage vorher seien ihnen Jugendliche auf Vespas entgegengeeilt, um zu fragen: "Wann kommt ihr zu uns?", die Leser der Lokalzeitung rechneten sich anhand der "Routenpläne" aus, wann ihr Dorf von dem Trio beglückt werden würde. Es waren "ganz andere Zeiten", TV-Unterhaltung noch nicht mal am Start und "Attraktionen" im Dorfalltag so rar wie ersehnt.
Ihren exotischen Vierbeiner hatten die Freunde übrigens einem Bauern aus Sant Jordi abgeschwatzt, der mit diesem ungewöhnlichem Fotomotiv im Sommer Touristen in El Arenal anlockte. Im Januar 1964 indes war es kalt auf Mallorca, wegen plötzlich einsetzender Schneefälle musste das Abenteuer denn auch vorzeitig beendet werden - das Kamel starb übrigens kurz darauf. Aus Erschöpfung oder - Erfüllung? Man weiß es nicht.
Andere Zeiten, andere Prioritäten (nicht nur beim Tierschutz!): Autos gab es kaum, "richtige" Straßen auch nicht, es herrschte das Franco-Regime. Da hatte ihr Projekt schon was leicht "Anarchisch-Subversives", lacht Gustavo. Und erinnert sich, wie sie fürchteten, die erste Etappe (Algaida) nicht vor Einbruch der Dunkelheit zu erreichen.
Zwei strenge Beamte der "Guardia Civil" auf Motorrädern hätten sie und das Kamel angehalten. "Haben Sie nicht eine Laterne, die wir dem Tier an den Schwanz binden können, um uns den Weg zu leuchten?", hat Gustavo sie gefragt. Antwort? Nicht so wichtig - aber ihren Blick vergisst er nie.
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