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Für Cineasten ist es eine Sensation, für Mallorca-Liebhaber mit kulturellem Raffinement eine einzigartige Rarität. Nur den kundigsten Filmfreunden und -historikern war bislang bekannt, dass die legendäre deutsche Universum Film AG (Ufa) in ihren Glanzzeiten zwei Kinoproduktionen auf der Insel gedreht hatte. Der Stummfilm "Die Schmugglerbraut von Mallorca" wurde im Jahre 1929 auf Filmstreifen gebannt, 1933 folgte der Tonfilm "Der Stern von Valencia".

Lange Jahrzehnte galten die genannten Arbeiten der beiden Ufa-Regisseure Hans Behrendt und Alfred Zeisler als nicht vorführbar. Als Rechte-Inhaberin bewahrte die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden das empfindliche Filmmaterial vor dem Verfall und wachte eisern darüber, die Werke vor unbefugter Auswertung und nicht-genehmigter Vermarktung zu schützen.

2011 gelang es dem Ton- und Bild-Archiv des mallorquinischen Inselrates, "Arxiu del Sol i de la Imatge (Asim)", aus Wiesbaden je eine Kopie zu erhalten. Im Rahmen eines kulturwissenschaftlichen Filmzyklus präsentiert die Institution nun die beiden für Mallorcas Geschichte bedeutsamen Filme in Palma. Flankiert werden die historischen Werken von zwei deutschen Produktionen aus jüngerer Zeit (siehe Info unten).

Die Vorteile, die die Insel als Drehort zu bieten hat - und wie sie von der heute offiziellen Förderbehörde "Mallorca Film Commission (MFC)" stets beschworen werden, um neue Produktionen samt Investitionen anzulocken - lagen bereits für die Kreativen der Filmindustrie in den 1920er und 30er Jahren auf der Hand: Mallorca wartete im Freien mit besten Licht- und Wetterverhältnissen auf, war für Filmteams von den Lebenskosten her vergleichsweise günstig und bot zudem imposante Naturkulissen, wie sie dem damaligen Publikum nördlich der Alpen geradezu exotisch erscheinen mussten.

Für die 1917 gegründete Ufa war es demnach naheliegend, ihren Filmstoff mitunter in südliche Gefilde zu verlagern. "Die Ufa war in jener Zeit eines der wichtigsten - wenn nicht das wichtigste - Filmunternehmen der Welt. Wir können nicht ausschließen, dass auf Mallorca noch mehr Produktionen in Planung waren", sagt Asim-Direktor Xisco Bonnin.

Beiden Filmen gemeinsam ist, dass sich die Thematik - neben Liebe, Mord und Totschlag - um Schmuggler und illegalen (Mädchen-)Handel dreht. "Der Schmuggel von Tabak war damals in vielen Dörfern unweit der Küste an der Tagesordnung", sagte der Vize-Kulturdezernent des Inselrates, Joan Rotger, bei der Präsentation des Zyklus am Mittwoch.

Kurios ist darüber hinaus, dass die deutschen Ufa-Schauspieler mallorquinische Charaktere darstellen. Sie agieren als Fischer, Schmuggler, Matrosen, Polizisten, Kaufleute. Auch die rassigen Inselschönheiten Rosita ("Schmugglerbraut") und Marion ("Stern") werden von Jenny Jugo beziehungsweise Liane Haid als feurige Spanierinnen auf die Leinwand gezaubert. Da die Drehbücher in Deutschland entstanden, ist davon auszugehen, dass die Spielfilme reichlich zeitgenössische Spanien-Klischees aus der deutschen Perspektive in Szene gesetzt haben werden.

Zu sehen sind Originalschauplätze der Insel: Die "Schmugglerbraut" zeigt in bewegten Bildern, wie die Dorffrauen an der Cala Sant Vicenç im Meer Wäsche waschen. Und wenn das Polizeiboot "Leone" in den Hafen von Palma einläuft, taucht aus der Vergangenheit das Panorama der Stadt auf.

Die beiden Werke zeigen Mallorca, wie es vor dem Spanischen Bürgerkrieg auf Deutsche wirkte. Die Filme selbst waren noch nie an ihrem Ursprungsort zu sehen. Letztlich ist die Inselpremiere auch eine Hommage an Hans Behrendt. Der exilierte Regisseur starb 1942 beim Transport von Paris nach Auschwitz.

 

INFO

„Mallorca und das deutsche Kino – eine Liebesgeschichte” heißt der Filmzyklus, den der Inselrat an vier Mittwochabenden im Vereins-Kino Cine Ciutat (Ex-Renoir) im Kulturzentrum S’Escorxador in Palma, Carrer Emperadriu Eugènia 6, veranstaltet. Eintritt für Mitglieder gratis, für Auswärtige zwei Euro. Keine Reservierung möglich.

17. Oktober, 20 Uhr:
„Die Schmugglerbraut von Mallorca”, 1929, Regisseur Hans Behrendt. Stummfilm mit musikalischer Begleitung am Klavier durch Miquel Brunet. Darsteller: Enrico Benfer, Jutta Jol, Jenny Jugo. Thematische Einführung: J.A. Mendiola. Länge: 108 Minuten.

24. Oktober, 20 Uhr:
„Der Stern von Valencia”, 1933, Regisseur Alfred Zeisler, Tonfilm in deutscher Version mit katalanischen Untertiteln. Darsteller: Hans Deppe, Peter Erkelenz, Friedrich Ettel, Liane Haid. Thematische Einführung: Alexander Sepasgosarian. Länge: 90 Minuten.

31. Oktober, 20 Uhr:
„Meins”, 2006, Regisseur Christian Pfleger, Deutsche Version. Darsteller: Tina Grawe, Johannes Helmig, Anna Rosa Cacciapuoti. Thematische Einführung: Christian Pfleger. Länge: 80 Minuten.

7. November, 20 Uhr:
„Implosion”, 2010, Regisseur Sören Vogt, Katalanische Version. Darsteller: Sven Gielnik. Eye Haidara, Carolina Clemente, Hans-Jochen Wagner. Thematische Einführung: Enrique Fernández. Länge: 100 Minuten.