Das Archivfoto zeigt Matthias Kühn bei einem früheren Termin auf dem Weg zu einem Gerichtsverfahren. | Archiv Ultima Hora

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Der deutsche Immobilienunternehmer Matthias Kühn, der auf Mallorca jahrzehntelang ein Firmenimperium geleitet hatte, muss vorerst weiter auf die ihm gerichtlich zugesprochene Entschädigung in Höhe von 96 Millionen Euro warten. Zwar hatte die Balearen-Regierung das Geld fristgerecht ausgezahlt. Es ging jedoch nicht direkt an Matthias Kühn, sondern auf ein Treuhandkonto der balearischen Justiz.

Der Oberste Gerichtshof der Balearen (TSJIB) hatte dies angeordnet. Das Geld soll zur Begleichung der Schulden der diversen Unternehmen des gebürtigen Hamburgers verwendet werden, die sich derzeit in Insolvenzverfahren befinden, berichtet die spanische MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" am Freitag. Die Regierung hat die 96 Millionen Euro als Entschädigung an Kühn zahlen müssen, da sie ein Bauprojekt für die Wohnsiedlung Muleta II in Sóller untersagt hatte.

Die Prozesskammer des TSJIB-Gerichtshofs hat beschlossen, die Gelder einzufrieren und die Entscheidung des Handelsgerichts 1 von Palma abzuwarten, das für die Konkursverfahren der Gläubiger von Matthias Kühns Firmengruppe zuständig ist. Die Millionen-Entschädigung war formell einer der Gesellschaften der Gruppe, Birdie Son Vida, als Eigentümerin des Grundstücks in Sóller zugesprochen worden.

Das übliche Verfahren in diesem Fall wäre gewesen, dass der Gerichtshof, sobald er über diese Gelder verfügt, diese an das Unternehmen überweist, damit der Insolvenzverwalter das Insolvenzverfahren abwickeln kann, in dem noch Schulden in Höhe von rund vier Millionen Euro bestehen, berichtete das Blatt. Die Komplexität des Kühn'schen Unternehmensgeflechts mit rund 25 Gesellschaften unter dem Dach der Gruppe Birdie, von denen sich mehr als die Hälfte im Insolvenzverfahren befinden soll, hat die Entscheidungen der Justiz über die Zukunft dieser Gelder jedoch wesentlich verkompliziert. Die Unternehmen besitzen den Angaben zufolge gegenseitige Beteiligungen, sodass das Handelsgericht erst noch entscheiden muss, wie mit dieser Verteilungen umzugehen sei und wie die verschiedenen Schulden zu begleichen seien.

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Parallel zum Insolvenzverfahren muss Matthias Kühn weiter abwarten, was sich an einer anderen gerichtlichen Front ereignet, bevor er in den Genuss der Entschädigung kommen könnte. Denn derzeit ermittelt ein Gericht in Palma gegen ihn. Dem Geschäftsmann wird vorgeworfen, Gelder hinterzogen zu haben, um die Zahlung von mehr als 13 Millionen Euro an die Steuerbehörden zu vermeiden.

Die Staatsanwaltschaft wirft Kühn darüber hinaus vor, seinerseits Maßnahmen vorbereitet zu haben, um die 96 Muleta-Millionen dem Zugriff der Steuerbehörden zu entziehen. Wie "Ultima Hora" unter Berufung auf die Justiz weiter schreibt, befand sich die Gruppe Birdie Son Vida, der die Entschädigung zugesprochen wurde, im Besitz eines anderen Unternehmens der Kühn-Gruppe. Im Jahr 2021 wurde die Gruppe jedoch mit Genehmigung des Insolvenzverwalters an ein anderes Unternehmen verkauft.

Den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft zufolge soll der damalige Firmenchef nicht gewusst haben, dass es sich bei den Käufern um die beiden Söhne von Matthias Kühn handelte. All diese Details seien nun Gegenstand der Ermittlungen. Dazu zähle auch, dass der Sohn von Matthias Kühns Ehefrau, der spanischen TV-Moderatorin Norma Duval, ein Verwalter dieser Firma sein soll. Duval selbst werde von den Ermittlern als mögliche Gewinnbeteiligte an den Geschäften ihres Mannes in Betracht gezogen.

Wann und wie die Ermittlungen in dieser Angelegenheit abgeschlossen sein werden, steht nicht fest. Das hängt auch von der Auswertung der Datenträger, Mobiltelefone und Computer ab, die die Polizei- und Steuerbehörden Mitte März im Rahmen einer Hausdurchsuchung bei Matthias Kühn auf Mallorca sichergestellt hatten. Die Steuerbehörden reklamieren bei Matthias Kühn den Angaben zufolge Steuerschulden in Höhe von 13 Millionen Euro. Darin eingerechnet seien auch die Schulden der insolventen Firmen. Die Entschädigung von 96 Millionen Euro, die Kühn zugesprochen wurde, würde ausreichen, um alle eventuellen Schulden bei den Behörden auszugleichen, schrieb "Ultima Hora" weiter.

Unterdessen widersprach der Rechtsbeistand des Immobilienmaklers in Teilen der Darstellung. Die Mittel seien vom Gerichtshof keinesfalls blockiert worden, sagte ein Anwalt gegenüber MM. Es sei das normale Prozedere, dass der Gerichtshof das Geld an das Handelsgericht überweist, das für die Insolvenz der Gruppe Birdie Son Vida zuständig sei. Es sei Aufgabe dieses Gerichts, die Gläubiger in dem Verfahren auszuzahlen und den Restbetrag, der übrigbleibt, an die insolvente Gesellschaft zu überweisen, die dann – wieder solvent – ihre Aktivitäten erneut aufnehmen könnte. Die anderen Verfahren würden davon nicht berührt werden. Es gebe auch keine Bündelung aller weiterhin noch anstehenden Insolvenzverfahren zu einem einzigen Gesamtverfahren.