Es war ein Szene, die eigentlich kaum jemanden zur Weiß-glut bringen würde: Vier ausländische Touristinnen stellten unlängst einfach einen Tisch auf die Plaça de Sant Jeroni in Palmas Altstadtviertel Sa Calatrava und frühstückten. Barsch wurden sie von Anwohnern mit den Worten zurechtgewiesen, dass dies auf öffentlichem Grund nicht gestattet sei. Die Urlauberinnen argumentierten, ihre Ferienwohnung sei kleiner als vereinbart, deswegen sei man auf den Platz gekommen. Der Vorfall schaffte es in die Medien. Er zeigt auf, wie gespannt die Lage ob der Wohnungssituation inzwischen ist.
Die Nerven liegen blank in Palma. Wenige Wochen vor der Regionalwahl am 28. Mai tut das regierende Linksbündnis denn auch alles, um Luft aus dem Kessel zu lassen: Vor allem hofft Regierungschefin Francina Armengol, bald die Mieten deckeln zu können. Doch hier ist erstmal Madrid gefragt, ein entsprechendes Gesetzesvorhaben im von Linksparteien dominierten spanischen Abgeordnetenhaus ist immerhin auf den Weg gebracht worden. In diesem Regelwerk soll klar definiert werden, in welchen Gebieten eine Deckelung möglich sein wird. Was die Balearen anbelangt, so sind hier 95 Prozent der Immobilien betroffen. Um als „Spannungszone” gelten zu können, müssen die Regionalbehörden aber vorher einen formellen Antrag bei der Zentralregierung stellen.
Außerdem will der „Govern” kurzfristig 447 Wohnungen aquirieren, die während der schweren Wirtschaftskrise vor etwas mehr als zehn Jahren angesichts zahlloser geplatzter Hypotheken von Madrid einer Institution namens Sareb zugeführt worden waren, die im Volksmund „banco malo” („schlechte Bank”) heißt. Die Immobilien sollen Bedürftigen zur Verfügung gestellt werden, denn im Augenblick ist es sehr schwer, in Palma und auch woanders erschwinglichen Wohnraum zur Miete zu bekommen. Doch das Ganze gestaltet sich kompliziert: Die Immobilienbesitzerkammer „Apis” verlautbarte, dass ein großer Teil dieser Wohnungen gar nicht bewohnbar sei. 120 dieser Einheiten könnten auf den Markt gebracht werden. Doch damit dies geschieht, müsse die Balearenregierung diese erst einmal kaufen, so die Sareb. Von Seiten der Regionalregierung hieß es, dass man bereit sei, dort zu renovieren, wo es sein müsse. Wichtig sei, dass diese Wohnungen schnell auf den Markt kommen.
Auch an einer anderen Stellschraube wird gedreht, um die Lage ein wenig zu entspannen. Hypothekenzahlern, die in Schwierigkeiten geraten sind, soll mit zwei Maßnahmen unter die Arme gegriffen werden: Zum einen will man den Menschen mit Erleichterungen bei der Zahlung von Schulden für Hypotheken, die vor dem Jahr 2011 abgeschlossen worden waren, entgegenkommen. Es ist geplant, den Betroffenen die Neuverhandlung von Monatsbeiträgen zu ihren Gunsten mit den Banken zu ermöglichen. Auch durch Absetzungen von der Einkommensteuer sollen die durch höhere Zinsen in Schwierigkeiten geratenen Bürger entlastet werden.
Die angespannte Situation am Wohnungsmarkt beschränkt sich nicht nur auf die Hauptstadt Palma. Auch woanders ist die Lage bedenklich, und dies örtlich sogar auf groteske Weise: In der Orangen-Kleinstadt Sóller und dem Hafen Port d Sóller etwa sind Ladenmieten wegen eines sehr knappen Angebotes und einer deutlich gestiegenen Nachfrage derart in die Höhe geschnellt, dass in guten Lagen wie der Lluna-Straße und rund um die Plaça Constitució bis zu 11.000 Euro pro Monat verlangt werden.
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