Am 16. Dezember, nur vier Tage vor der anstehenden Zwangsräumung, tut sich für Anna eine neue Wohnung auf. Sie liegt an der Playa de Palma und besteht nur aus einem einzigen Raum. Für das Studio bezahlt sie ab jetzt knapp 1000 Euro im Monat – ihre absolute Schmerzgrenze. Da die Kleine in einer Einrichtung für Kinder mit Behinderungen betreut wird, ist Anna bei der Wohnungssuche örtlich gebunden. „Deshalb musste die Wohnung in den Meeresvierteln der Stadt liegen, beispielsweise in Coll d’en Rabassa oder Can Pastilla”, so die Mutter. Einen entsprechenden Aufruf hatte MM online am 11. Dezember veröffentlicht.
Dass Anna einen unbefristeten Arbeitsvertrag in guter Position und mit festem Einkommen hat, half ihr trotzdem kaum weiter. „Ich bin nicht die Einzige, der es so geht”, berichtet sie von den Erfahrungen anderer Frauen in ihrem Umfeld. Nach dem von MM veröffentlichten Artikel hätten sich viele Freunde und Bekannte bei ihr gemeldet. „So viele haben mir erzählt, dass es ihnen auch so ergangen ist, dass sie einfach keine Wohnung finden”, erzählt sie. „Das ist doch unmenschlich.”
Wochenlang lebte die Frau mit der Angst, mitten im Winter auf der Straße zu sitzen. Am Freitag, 20. Dezember, sollte die alte Wohnung geräumt werden, denn ihr Vermieter hatte angekündigt, die Immobilie anderweitig zu nutzen. Deswegen war Anna schon seit Monaten auf der Suche nach einer neuen Bleibe für sich und ihre Tochter. Wie schwer es ist, bezahlbare Unterkünfte auf der Insel zu finden, hat sie am eigenen Leib erlebt. „Manchmal konnte ich nicht einmal einen Termin zur Besichtigung ausmachen”, berichtet sie. In ihren Profilen auf Immobilien-Suchseiten habe sie die Information, ein Kind zu haben, nicht geteilt. „Kein Vermieter will an eine alleinerziehende Mutter vermieten, sie wollen keine Kinder”, sagt sie ernüchtert.
Anna stammt nicht aus Deutschland, spricht die Sprache aber auf Muttersprachenniveau. Sie ist seit über 20 Jahren Residentin auf Mallorca. Seit anderthalb Jahren lebt sie mit ihrer vierjährigen Tochter alleine in der Inselhauptstadt. Ihr Kind ist sehbehindert und hat „besondere Bedürfnisse”, Anna kümmert sich liebevoll um sie. „Es ist hart”, gibt sie zu.
Jetzt packt sie in Windeseile ihre Siebensachen, in nur zwei Tagen wird der Umzug hoffentlich erledigt sein. Die Frau ist froh, dass sie Freunde hat, die ihr beim Umzug helfen. Wie stressig diese Tage für sie sind, hört man aus ihrer Stimme heraus. Aber auch Erleichterung darüber, endlich und auf den letzten Drücker ein neues Zuhause gefunden zu haben.
1 Kommentar
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Zum Glück hat Anna mit ihrem Kind noch Rechtzeitig eine Wohnung gefunden. Wünsche ihr frohe Weihnachten ! Aber, für ein Studio 1000€ zu nehmen, ist schon eine Frechheit. Die Behörden tuen nix Auch die vielen Eigentumswohnungen , die fast das ganze Jahr leerstehen und die illegalen Ferienwohnungen tragen dazu bei, dass sich die Eohnungsnot nicht verbessert.