Christine Neubauer an ihrem Geburtstag am Montag auf Mallorca. | José Campos

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Ich bin heute gelassener denn je”, antwortet Christine Neubauer auf die Frage des MM-Redakteurs, ob sie auch Momente der Rastlosigkeit verspüre. Diese Gelassenheit, erklärt die Film-Diva, sei einer der großen Vorteile des Älterwerdens, das ihr augenscheinlich ohnehin wenig Kopfzerbrechen zu bereiten scheint. Am Montagabend hat das bayrische „Vollweib” mit Wohnsitz auf Mallorca seinen 62. Geburtstag gefeiert – im kleinen Kreis mit Freunden, Blumen, Rosé-Wein und Blick auf die Bucht von Palma.

Doch so gelassen Neubauer auch sein mag, von Ruhe kann in ihrem Leben eigentlich keine Rede sein. Im Gegenteil, denn die Münchnerin hat sich in dem Alter, in dem andere in Rente gehen, noch einmal neu erfunden und ist in diesem Jahr ins Produktionsgeschäft eingestiegen. „Das war immer ein Traum von mir”, erzählt sie. Eine fordernde Aufgabe, die über das „rein Künstlerische” hinausgehe. „Das gibt mir die Möglichkeit, bei Projekten noch tiefgreifendere Entscheidungen zu treffen, was mir ganz neue Kraft verleiht.”

Der erste Film, bei dem Neubauer als Schauspielerin und Co-Produzentin in Erscheinung tritt, ist der Heimat-Thriller „Hundswut”, der im März dieses Jahres in den deutschen Kinos angelaufen ist und den Neubauer als Beitrag beim Evolution Mallorca International Film Festival eingereicht hat. „Ich hoffe sehr, dass den Machern das Werk gefällt und er im Herbst auf der Insel gezeigt wird” sagt sie. „Das ist wirklich einer meiner intensivsten Filme, der mich selbst völlig gelähmt vor Emotion zurückgelassen hat.”

Der Streifen erzählt die Geschichte unheimlicher Morde in einem bayrischen Dorf im Jahr 1932. Der Gemeinderat schiebt die Tat einem tollwütigen Wolf zu („Hundswut” ist das altbayrische Wort für Tollwut), um die Dorfbewohner zu beruhigen. Als aber Gerüchte über einen menschlichen Mörder aufkommen, wird ein Einsiedler als Verdächtiger verhaftet. Als er hartnäckig bestreitet, die Taten begangen zu haben, eskaliert die Stimmung und gipfelt schließlich in Gewalt. „Es ist die Geschichte einer Gemeinschaft, die wegsieht, obwohl Unrecht geschieht”, so Neubauer. „Ich finde, das ist in vielerlei Hinsicht aktueller denn je.”

Sein Schatz ist sein liebstes Motiv: José Campos macht ein Foto von Christine Neubauer.

Für die Mimin waren Dreh und Produktion auch eine Rückkehr in die süddeutsche Heimat, ihre Rolle spricht sie in breitem Dialekt. Den beherrscht sie übrigens bis heute, auch wenn sie neben Bayern längst mehr als eine Heimat hat.

Auf Mallorca kann Neubauer entspannen, bei sich sein, genießt das mediterrane Leben, den Blick aufs Meer zum Sonnenuntergang. Und dann ist da Chile, das Herkunftsland ihres Lebenspartners, dem Fotografen und Produzenten José Campos – auch dort, im Süden der Welt, ist Heimat für sie. In Santiago schlendert Neubauer, abseits der sonst von Ausländern frequentierten Nobelviertel am Fuß der Anden, am liebsten über einfache Flohmärkte oder besucht Kunsthandwerksgeschäfte im bohèmen Lastarria-Viertel. „Man kann dort wunderbar essen, die Menschen sind unfassbar freundlich und hilfsbereit”, sagt sie. Sie selbst fühle sich in der Millionenmetropole längst wie eine Einheimische.

Kein Wunder, dass Neubauer und ihr Partner planen, dort einen Film unter Campos’ Leitung zu drehen. Einen Roadmovie über zwei unterschiedliche Frauen, die das Schicksal zusammenführt. Einen „packenden Thriller” über deutsch-chilenische Geschichte, Drogen, Freundschaft und Liebe. „Dank der Tatsache, dass wir jetzt eine eigene Produktionsfirma haben, können wir solche Projekte endlich angehen”, sagt Christine Neubauer. Und falls aufgrund der zahlreichen Vorhaben aus der Gelassenheit doch einmal Stress werden sollte, dann ist da ja immer ihr Mallorca, der Herzensort, an dem die Schauspielerin wieder zu sich finden kann. Denn auch wenn sie sich noch einmal neu erfunden hat, so bleibt sie ihrer Insel ganz bestimmt treu.