Mitglieder des "Mallorca Deutscher Club" bei einem Ausflug auf der Insel. | Archiv

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Beinahe 30 Jahre ist es her, dass der „Mallorca Deutscher Club” seine Tore für all diejenigen aus der Bundesrepublik, Österreich und der Schweiz öffnete, die auf der Baleareninsel fern von ihrer Heimat ein neues Leben beginnen wollten. Einer seiner acht Initiatoren, der heute 72-jährige Egon Garding, erinnert sich zurück: „Es herrschte in den 90-er Jahren eine regelrechte ‚Flucht’ von Deutschen auf die Insel. Da kam mir die Idee, diesen Club zu gründen, damit die Neuankömmlinge einen Anlaufpunkt auf Mallorca haben.”

Ein Beiwerk des am 1. April 1994 ins Leben gerufenen „Mallorca Deutschen Clubs” war eine Vereinszeitung – der sogenannte „Blickpunkt Mallorca”. „Damals gab es auf der Insel nur das große Mallorca Magazin und wir wollten ein Gegenpol dazu sein”, so Garding, der seinerzeit von Beruf Journalist war. Zu den ersten Sponsoren des Blatts, das zunächst acht Schwarz-weiß-Seiten umfasste, gehörten der schillernde „Auto-König” Hasso Schützendorf und namhafte Immobilienunternehmer. Im Laufe der Jahre konnte der „Blickpunkt Mallorca” seine Auflage bis auf 8000 Exemplare steigern, wurde auf 56 Seiten in Farbe gedruckt und konnte inhaltlich mit Interviews mit prominenten Inselresidenten wie Michael Douglas und Peter Ustinov aufwarten. Doch all das reichte nicht – die Monatszeitung wurde 2007 eingestellt.

moscari egon garding
Der frühere Journalist und Unternehmer Egon Garding wohnt in dem malerischen Dorf Moscari im Inselnorden, von wo er die Aktivitäten des deutschsprachigen Clubs leitet.

Der „Mallorca Deutscher Club” jedoch hatte weiterhin Bestand, gewann mehr und mehr Zulauf und galt als größte Vereinigung von Deutschen auf der Sonneninsel. Der Monatsbeitrag betrug damals zehn Deutsche Mark, wofür den Mitgliedern einiges geboten wurde: Es gab eine 24-Stunden-Notfallhilfe, einen Reparatur-Service und einen Pflegedienst. Der Verein wurde zu einer Lobby für Gewerbetreibende, die auf die Insel kamen und half ihnen bei Firmengründungen, dem Ummelden des Autos und der Beantragung der Residencia.

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Garding zufolge kamen viele mit unausgegorenen Geschäftsplänen und naiven Vorstellungen vom Inselleben nach Mallorca: „Ein Mitglied kontaktierte mich und erzählte mir, es komme mit 20 Softeis-Maschinen in drei Tagen auf die Insel, um sich eine neue Existenz aufzubauen.” Doch habe sich diese Person weder um die entsprechenden Genehmigungen, noch um den Starkstrom für die Maschinen gekümmert, fügt Garding dem hinzu. „Ich könnte viele Anekdoten erzählen, und habe viele auf die Insel kommen und bald wieder gehen sehen”, fasst der frühere „Schreiberling” zusammen.

Egon Garding selbst hingegen gelang es, sich auf der Insel mit harter Arbeit und seiner Firma, die in Fünf-Sterne-Hotels einen Spa-Service anbot, eine Existenz aufzubauen. Mittlerweile wird sein Unternehmen Mallorca Wellness von einem seiner beiden Söhne weitergeführt.

Bea Garding-Schubert mit einer früheren Ausgabe des "Blickpunkt Mallorca".

Und sein Verein? Der ruhte sieben Jahre lang und ist seit 2022 wieder aktiv. Garding, der den „Mallorca Deutscher Club” nach wie vor leitet, wohnt in der Gemeinde Moscari im Norden der Insel. In der Geschäftsstelle des Vereins, wo auch seine Frau Bea Garding-Schubert ein Atelier hat, bearbeitet der Deutsche zwei Stunden täglich die fast 30 Neuanträge zur Mitgliedschaft, die an jedem Tag an ihn herangetragen werden. Im Laufe der Zeit ist der Verein mit seinen 7000 Mitgliedern zum größten deutschsprachigen Club seiner Art herangewachsen.

Mittlerweile bietet die Vereinigung ausschließlich kulturelle Veranstaltungen, gemeinsame Wanderausflüge und Workshops an. Alle 14 Tage gibt es zwei Stammtische in Port d’Alcúdia und Manacor.