Im Megapark neben Mickie Krause auf der Bühne stehen und "Schatzi, schenk mir ein Foto" singen – diese musikalische Ehre wurde der bekannten TV-Moderatorin Birgit Schrowange bei den Dreharbeiten für die Dokureihe "Unser Mallorca" im vergangenen Jahr zuteil. Dass Mallorca für Spaß, hemmungslose Freude und Feiern steht, dürfte jedem Urlauber bekannt sein. Doch während der Aufnahmen für die Sat.1-Sendung offenbarte sich der populären Fernsehfrau auch eine andere, weniger bekannte Schattenseite der Sonneninsel. Im MM-Gespräch sagte Schrowange:"Wir haben auch mit Obdachlosen und älteren Menschen gedreht. In Deutschland sind viele für ein Engagement mit Kindern zu gewinnen. Doch Senioren haben dabei etwas das Nachsehen." Schrowange setzt sich schon seit langem für Benachteiligte ein und hat für ihr Engagement gegen Kinderarmut im Jahr 2008 die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland erhalten.
Bei den Dreharbeiten für die Doku lernte sie vor und hinter der Kamera neben dem früheren Schwimmstar Franziska von Almsick, der Ex-Viva-Moderatorin Gülcan Kamps, Mallorca-Auswanderin Marion Pfaff, alias "Krümel", Modeunternehmer Thomas Rath und Schlagerstar Jenny Jürgens auch den Gründer der auf Mallorca ansässigen Herztat-Stiftung, Roland Werner, intensiver kennen. Und aufgrund der vielen sozialen Projekte Schrowanges lag es nahe, dass sie als das neue Gesicht und Aushängeschild von Herztat fungieren würde, um die Popularität der karitativen Organisation zu erhöhen. Auf die Frage nach dem Grund für ihren Einsatz für sozial Schwache, sagte Schrowange, die seit 1981 in diversen TV-Formaten zu sehen ist, Programmansagerin beim ZDF war und 25 Jahre lang das RTL-Magazin "Extra" moderierte: "Ich bin gesund und fit, und das Leben hat es sehr gut mit mir gemeint. Daher möchte ich einfach etwas zurückgeben."
Bereits als ihr heute erwachsener Sohn Laurin Schrowange, der aus ihrer früheren Beziehung mit TV-Moderator Markus Lanz hervorging, noch ein Kind war, seien Schrowange soziale Ungerechtigkeiten ein Dorn im Auge gewesen. Sie stellte fest: "Ich konnte meinem Sohn vieles ermöglichen, beispielsweise Klavierspielen. Gleichzeitig habe ich gesehen, dass viele arme Familien diese Chancen nicht haben. Diese Zweiklassen-Gesellschaft hat mich schon immer aufgeregt." Und auch auf Mallorca sei ihr eben diese Kluft zwischen Arm und Reich und die Schere zwischen Jung und Alt aufgefallen, wie sie sagte: "Es gibt ganz viele hier, die sind mit ihren Träumen auf die Insel gekommen, und dann plötzlich gestrandet. Auf einmal ist man alt, und das soziale Netz fängt hier nicht jeden wie in Deutschland auf." Bei den Filmaufnahmen sei sie auch mit den Tafeln und anderen Hilfsorganisationen in Berührung gekommen, die vorwiegend von Mallorquinern aufgesucht werden.
Dass das Leid auch Deutsche auf der Insel treffen kann, weiß Roland Werner genau zu berichten: "Vor allem ältere Menschen, bei denen der Lebenspartner verstorben ist, befinden sich oftmals in einer Abwärtsspirale aus Isolation und Einsamkeit." Von den beinah 4000 alleinstehenden Menschen, die aus Deutschland, Österreich und der Schweiz stammen, sind zwischen 1000 und 2000 wirtschaftlich schwächer und vom sozialen Leben ausgeschlossen. Diese Senioren seien die Zielgruppe der Herztat-Stiftung, die vor sechs Jahren in Zusammenarbeit mit der damaligen Mallorca-Pfarrerin Heike Stijohann ins Leben gerufen wurde. Mithilfe von Paten, die sich ehrenamtlich um die Betroffenen kümmern, indem sie sich wöchentlich mit ihnen treffen oder ihnen bei kleineren Aktivitäten zur Seite stehen, soll den älteren Menschen geholfen werden.
Derzeit seien 40 Ehrenamtliche bei Herztat aktiv, doch für die zahlreichen Hilfebedürftigen werden noch mehr benötigt. Unter denjenigen, die eigentlich auf Unterstützung angewiesen wären, würde die Hemmschwelle, in Kontakt zu treten, sehr hoch sein. Mit einer neuen Aktion, den sogenannten Telefonherzen, die am 13. April startete, will die Stiftung eine größere Reichweite erzielen. Werner erklärt das folgendermaßen: "Jeder kann bei unserer Hotline anrufen und bekommt unter Wahrung seiner Privatsphäre ein Telefonherz. Auch Menschen aus Deutschland können per WhatsApp einen Senior auf Mallorca kontaktieren." Mithilfe von einem mindestens einmal pro Woche getätigten Anruf kann so ein Kontakt zwischen dem Paten und dem Hilfsbedürftigen hergestellt und auf einer Vertrauensbasis intensiviert werden. Schrowange sagte diesbezüglich: "Vor allem ältere Menschen sind oft sehr mit Scham behaftet. Sie tun nach außen so, als würde es ihnen gutgehen, doch ist das in Wahrheit nicht der Fall. Umso wichtiger ist es, auf sie zuzugehen."
Auch jenseits ihres sozialen Engagements denkt Schrowange beruflich nach Jahrzehnten im TV-Business noch lange nicht ans Aufhören: "Ich bin in der Lage, dass ich nur noch Dinge tun kann, die mich erfüllen und mir Spaß machen. Das habe ich mir nach über 40 Jahren im Berufsleben auch verdient." Sie werde derzeit für Finanz-Seminare gebucht, würde jungen Frauen zu Vermögensfragen aufklären und Lesungen zu ihrem Buch "Birgit ungeschminkt" auf dem Luxus-Kreuzfahrtschiff "Queen Mary 2" darbieten.
Erst am Karfreitag feierte Schrowange übrigens ihren 65. Geburtstag auf der Insel, wobei ihr Verlobter, Frank Spothelfer, für sie gesungen haben soll. Zusammen mit ihrem acht Jahre jüngeren Lebenspartner besitzt sie in Santa Ponça auch eine Ferienwohnung mit Blick aufs Meer, die sie im mallorquinischen Stil eingerichtet hat: "Die Insel ist meine zweite Heimat, wo ich zwei bis drei Monate im Jahr verbringe. Es war schon immer mein Wunsch, hier etwas Eigenes zu besitzen, und den habe ich mir nun erfüllt." Übrigens habe Schrowange eigenen Angaben zufolge schon früh Mallorca bei einer Urlaubsreise mit einer Freundin nach Cala Rajada für sich entdeckt: "Wir waren damals jung und haben ausgelassen gefeiert. Zu dem Zeitpunkt habe ich die Schönheit der Insel noch gar nicht richtig wahrgenommen."
Infos zu Herztat
Herztat wurde 2017 in Zusammenarbeit mit der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde der Balearen ins Leben gerufen und möchte älteren Menschen Zeit, Mut und Zuversicht schenken. Hierbei engagieren sich Paten ehrenamtlich und helfen alleinstehenden Senioren auf Mallorca, indem sie sie regelmäßig besuchen. Für die neue "Telefonherz"-Aktion, die am 13. April startete, sucht die Stiftung derzeit noch Paten, auch aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diesen wird anonym ein älterer, hilfsbedürftiger Mensch auf Mallorca zugeteilt. Mit kontinuierlichen Anrufen sollen den Senioren auf der Insel Kontaktangebote geschaffen werden, die sie vor Einsamkeit und Isolation bewahren und sie sozial ins Leben holen.
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