Der seitliche Blick auf die Wall Street scheint verheißungsvoll. Schon Frank Sinatra sang davon, dass man es entweder in New York schafft oder nirgendwo. Und als Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheinen die USA doch ein idealer Ort für die Erfüllung jeglicher Wünsche oder Träume zu sein. 
 | T. C. O.

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Der folgende Text ist der MM-Kolumne "Unter vier Augen" von Talia Christa Oberbacher entnommen. Die Autorin ist Hypnose-Therapeutin und Coach in der Palma Clinic auf Mallorca.

Es ist, wie es immer ist. Das alte Jahr ist beinahe vorbei, das neue liegt direkt vor meiner Nase und ich beginne mir Gedanken darüber zu machen, was ich dann jetzt endlich, direkt Anfang Januar, also in den ersten Wochen, na, sagen wir im Laufe des Jahres alles ändern, anpassen oder optimieren möchte. Mir wird schon ganz schwindelig bei dem Gedanken daran, dass ich jetzt mehr Sport (oder besser überhaupt Sport) machen sollte, weniger Kaffee trinken, vielleicht sogar weniger Schokolade essen.

Gut, das nicht, wir wollen ja nicht übertreiben und die Vorfreude auf das nächste Jahr bremsen, bevor es richtig „Hallo” gesagt hat. Dann sollte ich meine Buchführung immer gleich machen, mein Auto öfter waschen und meine Tassen sofort in den Geschirrspüler räumen und nicht darauf hoffen, dass sich vielleicht doch ein kleines deutsches Heinzelmännchen nach Mallorca verirrt hat. Ich bin sicher, auch Sie haben so eine Liste mit den Dingen, die Sie sich immer wieder zum Anfang des Jahres vornehmen, um sie dann ganz bald wieder zu vergessen. Hauptsache, so tun als ob.

Das möchte ich in diesem Jahr nicht mehr. Ich will nicht das neue, jungfräulich vor mir liegende Jahr gleich damit vergiften, dass ich mich auf Dinge konzentriere, die ich einfach nicht mag, die mir sehr schwerfallen oder deren Sinnhaftigkeit mir im Laufe meines Lebens einfach nicht wirklich in den Kopf gehen will. Oder fährt ein Auto besser, schneller oder gar energiesparender, wenn man auf der Motorhaube keine freundlichen Grüße hinterlassen oder zumindest „Saubär” darauf schreiben kann? Ich habe mir etwas anderes überlegt. Ich werde eine Liste schreiben mit all dem, was ich mir für das nächste Jahr wünsche. Quasi einen Wunschzettel, der dann nicht vom Weihnachtsmann oder Christkind, sondern vom Leben abgearbeitet werden kann. Natürlich werde ich etwas mithelfen und mich auch darum kümmern, nicht, dass es noch durch Missverständnisse zu Fehllieferungen kommt …

Beginnen werde ich damit, was ich im nächsten Jahr alles erleben möchte. Da wäre eine Reise nach Barcelona in den Güell-Park von Gaudí. Unbedingt möchte ich auch Miss Liberty meine Aufwartung machen. Und, um Ihnen ein Geheimnis zu verraten, ich habe große Lust, auf den Spuren der fiktiven Kolumnistin Carry Bradshaw aus „Sex and the City” zu wandeln. New York, ich komme! Dass man von Palma aus direkt über den großen Teich fliegen kann, wird mir die Sache deutlich erleichtern. Dann wünsche ich mir etwas mehr freie Zeit für alte und neue Freunde. Ich möchte gerne viel öfter meine neue Heimat genießen und zum Strand oder aufs Land fahren. Ich liebe es, einen Tag im Museo Sa Bassa Blanca in Alcúdia zu verbringen, durch die Gärten zu lustwandeln und einen leckeren Salat im Café La Paloma zu genießen. Die Jardines de Alfàbia an der Straße zwischen Palma und Sóller haben im Winter geschlossen, stehen aber auch auf meinem Zettel. Ebenso freue ich mich auf einen Besuch der Nachbarinseln, bisher kenne ich nur Menorca.

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Ein ganz großer Wunsch ist es, dass Menschen mit Menschen und Menschen mit Tieren anders umgehen. Wertschätzender, freundlicher, vielleicht sogar liebevoller. Dazu kann und möchte ich auch gerne einen Beitrag leisten. In meiner therapeutischen Arbeit habe ich immer wieder die Gelegenheit dazu, meinen Klienten durch eine andere Sichtweise auf Probleme, Mitmenschen und Situationen mehr Mitgefühl zu ermöglichen. Im Privaten müssen wir die Meinungen und Standpunkte Anderer nicht immer teilen, dennoch könnten wir sie respektieren – das wäre fein.

Am wichtigsten aber ist der Wunsch, gesund zu bleiben. Hier komme ich natürlich nicht ganz an den oben genannten Vorsätzen vorbei. Ich könnte mir aber wünschen, dass ich endlich mal eine Sportart finde, die mir Spaß macht. Vielleicht probiere ich es mal mit Golf oder ich frische meine Salsa-Kenntnisse auf. Überhaupt wünsche ich mir noch mehr Musik in meinem Leben (siehe „Unter vier Augen” in MM 40/2021) . Das Angebot auf Mallorca diesbezüglich ist so groß, dass es mir manchmal etwas schwerfällt, mich zu entscheiden. Vor allem im Sommer ist sehr viel los. Lieber ein klassisches Konzert im wunderbaren Castell de Bellver oder heißer Soul am Pool der Kulturfinca San Bauló?

Da ich das Glück habe, den Leiter des Coral Universitat de les Illes Balears zu meinen Nachbarn zählen zu dürfen, werde ich über Auftritte dieses wunderbaren Chors immer direkt informiert. Und wer die Kolumne über die „ziemlich besten Filme” gelesen hat (MM 47/2022) , weiß, dass Kinobesuche meine große Leidenschaft sind. Gerade gestern habe ich mir den neuen Avatar-Film auf Spanisch in 3-D-Technik angesehen. Ich habe mich jede einzelne Sekunde des dreistündigen Monuments hervorragend unterhalten gefühlt. Davon möchte ich im neuen Jahr auch wieder mehr.

Und dann wünsche ich mir, eine neue Seite an mir zu entdecken. Vielleicht gibt es noch Talente, die in mir schlummern, Eigenschaften oder Fähigkeiten, von deren Existenz ich bisher keinen Schimmer hatte. Aber auch neue Sichtweisen auf eigene Herausforderungen oder die von anderen Menschen, stelle ich mir bereichernd vor. Und ein besonderes Anliegen habe ich auch noch, das in den letzten Tagen mehr und mehr Gestalt annimmt. Ich würde gerne ein weiteres Medium erobern. Vielleicht gibt es ja bald was auf die Ohren.

Mein Wunschzettel wird offenbar ganz schön lang werden. Aber wünschen darf man sich ja, was das Herz begehrt. Das Leben wird dann schon wissen, was davon richtig ist für mich. Habe ich Sie jetzt ein bisschen dazu inspiriert, eine eigene Liste zu schreiben? Seit einiger Zeit gibt es ja den Ausdruck „Bucket List” in unserem Sprachgebrauch, den man vielleicht mit „Löffel-Liste” übersetzen könnte. Etwas salopp ausgedrückt soll das heißen, es handelt sich um eine Aufzählung von Dingen, die man noch sehen, erledigen oder erleben möchte, bevor man den Löffel abgibt. Das ist sicher auch eine schöne Idee, aber warum muss es gleich so morbid sein? Einen Wunschzettel voller mehr oder weniger großer Träume für das neue Jahr zu schreiben, klingt doch gleich viel angenehmer, finden Sie nicht? Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall für das neue Jahr nur das Allerbeste und freue mich, weiterhin für Sie zu schreiben und vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Impuls zu liefern.