Vor etwas mehr als 200 Jahren hätten diese Worte Tausenden napoleonischen Soldaten wie Hohn in den Ohren geklungen. Nach der verlorenen Schlacht gegen spanische Truppen bei Bailén in Andalusien wurden sie 1809 als Kriegsgefangene nach Cabrera deportiert, wo sie fünf Jahre lang unter erbärmlichen Verhältnissen sich selbst überlassen blieben. Wie viele Soldaten es waren, darüber gehen die Schätzungen weit auseinander. Je nach Bericht ist von 6000 bis 12.000 Gefangenen die Rede. Die Zahl derer, die diese Gefangenschaft nicht überlebten, wird grob auf 3500 bis 5000 geschätzt.
Ihr Schicksal genauer zu erforschen, haben sich französische Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht. „Cabrera: Die Gefängnisinsel der Soldaten Napoleons” heißt das bislang ehrgeizigste archäologische Projekt zu diesem Thema, das vom französischen Institut für archäologische Präventivforschung geleitet wird.
Wie die Balearenregierung mitteilte, hatte ein Team von elf Forschern in der zweiten Novemberhälfte zum zweiten Mal Cabrera besucht, um die Insel im Rahmen einer vorläufigen Identifizierungsphase zu erkunden. Unter ihnen befanden sich Archäologen, Historiker, Experten für kaiserliche Kriegsführung und Soldatenanthropologie.
Bei dem erneuten Aufenthalt konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die sogenannten „rafalés“. So nannte man die Gefangenen, die sich zu kleinen, von der militärischen Struktur losgelösten Gemeinschaften zusammengetan hatten. Sie isolierten sich oft in abgelegenen und unzugänglichen Höhlen.
Drei bisher unzugängliche Höhlen wurden wiederentdeckt und bei der diesjährigen Mission erkundet. Dass sie von „rafalés“ bewohnt waren, davon zeugen aufgemalte Namen an den Wänden und Regimentsknöpfe, die die Forscher fanden. Durch die Archive der Fondation Napoléon und des Historischen Dienstes der französischen Streitkräfte konnten sogar schon einige der Soldaten identifiziert werden, die ihre Namen in die Höhlenwände geritzt hatten.
Warum sich diese Gefangenen abgesondert hatten, darüber weiß man kaum etwas. Bekannt ist dagegen, dass die Entscheidung, die Gefangenen auf Cabrera festzusetzen, wohl ohne groß nachzudenken erfolgte. Das einzige Gebäude auf der Insel war eine verfallene Burg, in der nicht einmal 30 Mann untergebracht werden konnten. Niedrige Hütten mit Dächern aus Planzenmaterial sollten Abhilfe schaffen.
Alle vier Tage setzte ein Schiff von Mallorca über, das die Gefangenen mehr schlecht als recht versorgte. Wenn es denn wegen des Wetters überhaupt fuhr.
Kaputte Kleidung, Hunger, Durst – 1810 schrieb ein Offizier über die verbliebenen Soldaten seiner Einheit, dass „sie alle praktisch nackt, blass und abgemagert waren: Sie waren so lange ohne Proviant, dass sie wie Skelette aussahen”.
Besonders schlimm wurde es, wenn die regelmäßige Versorgung per Schiff ausfiel. Der kanadische Historiker Denis Smith spricht davon, dass die gefangenen Soldaten in ihrer Verzweiflung Kleidungsstoff kochten, giftige Pflanzen verzehrten und es auch Hinweise auf Kannibalismus gebe. Erst 1814, nach dem Ende des Spanischen Unabhängigkeitskriegs, durften „Napoleons vergessene Soldaten”, wie Smith sie nennt, in ihre Heimat zurückkehren – sofern sie die Hölle überlebt hatten, die heute ein Naturparadies ist.
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