Drei Ängste sind es Sheila MacMillan zufolge, von denen jeder Mensch beherrscht werde: "Divorce, death and public speaking". Zumindest eine davon zu bekämpfen – die Angst vor Publikum zu sprechen – hat sich der international agierende Sprech-Club "Toastmasters" auf die Fahnen geschrieben. "Toastmasters International" wurde 1924 in Kalifornien ins Leben gerufen, um damals jungen Männern mithilfe der neu erworbenen Rhetorikkenntnisse auf dem Arbeitsmarkt zu helfen. Mittlerweile ist der Rhetorik-Club in 142 Ländern vertreten, und einige Städte wie Barcelona zählen alleine 18 Clubs – auf den Balearen gibt es bislang nur einen einzigen, den "Mallorca Wordsmiths".
Zwanzig Jahre ist es nun her, dass MacMillan dem Sprech-Club auf Mallorca beitrat. Die ursprünglich aus dem schottischen Glasgow kommende Dame ist somit von allen 35 Mitgliedern am längsten bei Mallorcas Sprech-Club dabei, und ist beruflich als "Business-English"-Sprachlehrerin tätig. Es seien dabei nicht etwa in der Öffentlichkeit stehende Personen, wie Schauspieler, TV-Moderatoren oder Lehrer, die bei den "Toastmasters" willkommen seien, erklärt MacMillan. "Bei uns kann jeder Mitglied werden. Denn öffentliches Sprechen findet täglich und überall statt – etwa dann schon, wenn man mit dem Direktor der Schule des eigenen Kindes spricht oder etwas in einem Geschäft reklamiert." Interessierte haben die Möglichkeit bei den mittwochs um 20 Uhr im Hotel Amic Horizonte stattfindenden Treffen einige Male dabei zu sein, bevor sie sich für eine Mitgliedschaft entscheiden. Die Aufnahmegebühr beträgt 20 Euro, und jährlich werden 97 Euro für die Club-Mitgliedschaft fällig. Eine besondere Möglichkeit bietet sich etwa am 30. November, wenn der Club in diesem Jahr sein zwanzigjähriges Bestehen feiert.
MacMillan beschreibt, dass sie die regelmäßige Teilnahme an den Treffen zum Positiven hin verändert hätten. "Für mich war es eine Reise der Selbstvervollkommnung. Ich bin viel kontaktfreudiger und offener geworden. Früher habe ich nur nach Außen hin so getan, als wäre ich selbstsicher – heute bin ich es tatsächlich von Innen heraus." MacMillan führt weiter aus, dass ein Mitglied der "Mallorca Wordsmiths" sich nicht nur persönlich, sondern auch im Job durch den Rhetorik-Club verändert hätte – Mar Félix hätte vor zwei Jahren den beruflichen Sprung von der Tierärztin zum Motivational-Speaker gewagt.
Zwei der Treffen der "Mallorca Wordsmiths" im Monat finden auf Englisch statt, und die beiden weiteren auf Spanisch. Zudem veranstalten die Club-Mitglieder an jedem fünften Mittwoch im Monat einen sogenannten "Spanglish"-Abend. Die anderthalbstündigen Meetings laufen nach einer festen formalen Struktur ab, wobei ein "Toastmaster of the evening" den formalen Ablauf bestimmt. Bei den Reden vor den Gruppenmitgliedern wird die Zeit genau gestoppt: Jeder hat fünf bis sieben Minuten für seine Rede. Hinzu kommt eine weitere Sprech-Disziplin, das sogenannte "table topic" bei dem der Vortragende in seiner Rede ein ihm zugeteiltes Thema erörtert. Einem "Ah/Um Counter" kommt dabei die Aufgabe zu, die Füllwörter des Sprechenden zu zählen. MacMillan sagte: „Anfangs habe ich selbst zahlreiche Slang-Wörter benutzt. Das macht eigentlich fast jeder, doch bei uns wird man darauf sensibilisiert." Der Clou des Rhetorik-Clubs bestehe darin, dass es keine Lehrer und keine Bücher gebe, die einem die "Kunst des Sprechens" vermitteln, erklärt MacMillan. "Wir lernen voneinander, und mit den Neulingen gehen wir besonders behutsam um." Einmal im Jahr wird ein nationaler Toastmasters-Wettbewerb ausgetragen. Und hier gilt ganz besonders: Wer bei seiner Rede die vorgegebene Zeit überschreitet, wird disqualifiziert. Die "Toastmasters" haben auch festgelegt, dass jährlich ihre hierarchische Struktur rotiert. Das soll dazu führen, dass jedes Mitglied die Erfahrung machen könne, einmal Präsident des Clubs zu sein oder einen der drei Vize-Präsidenten-Posten zu besetzen. (weitere Informationen zum Mallorca Wordsmiths Toastmasters Club sind zu finden unter mallorcawordsmiths.org)
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