Jemandem zu erklären, was Christian Harisch da eigentlich genau unter der Marke „Lanserhof” geschaffen hat, ist keine so leichte Aufgabe. „Benutzen Sie bloß nicht das Wort Hotel. Das trifft es nicht”, warnt der 55-jährige Österreicher und nippt dabei an einem Gläschen hausgemachter Zitronenlimo auf der schattigen Lounge-Terrasse der Luxusherberge Castell Son Claret, ein paar Kilometer außerhalb der kleinen Ortschaft Es Capdellà im Südwesten Mallorcas. Hier ist der millionenschwere „König von Kitzbühel” und seit 2010 CEO der Lanserhof Group mit seinen drei sogenannten „Medical-Wellness”-Resorts Mitte April ein paar Tage zu Gast. Zum Entspannen, nicht zum Geschäfte machen. Noch nicht.
Harisch stammt aus einer Tiroler Hoteliersfamilie, die in der fünften Generation unter anderem ein Dutzend exklusiver Ferienunterkünfte in dem weltbekannten österreichischen Skiort betreibt. Für ihn ist Mallorca seit mehr als 30 Jahren zu einer Aufladestation für Leib und Seele geworden. „Ich komme, wenn es die Zeit ermöglicht, mehrmals im Jahr auf die Insel”, sagt Harisch. Zum Fahrradfahren, aber vor allem zum Energietanken.
Das ist auch nötig, schließlich leitet der Mann mittlerweile ein kleines Imperium an exklusiven Klinikunterkünften in Österreich, Deutschland und England, die es sonst auf der Welt nirgendwo gibt. Sein jüngstes Projekt heißt „Lanserhof Sylt”, ein im nordfriesischen Reetdach-Stil designtes Gebäude-Ensemble aus hochmodernen Patienten-Unterkünften, diversen In- und Outdoorpools, Spa- und Entspannungsbereichen sowie mehreren Therapie- und Behandlungsräumen, allesamt ausgestattet mit modernster Klinikum-Technik und veredelt mit avantgardistischem Innendesign. Der Komplex wurde etwas außerhalb von Deutschlands nördlichster Ortschaft List mitten in eine blühende Dünenlandschaft gesetzt. Wegen der Bau- und Entwicklungskosten in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro betitelte das „Manager Magazin” ihn als das bis dato teuerstes Hotelprojekt der Republik. Ein Fehler. Denn ein Hotel ist der Lanserhof auf Sylt, dessen Eröffnung im Mai dieses Jahres vorgesehen ist, nach obiger Belehrung von Gründer Christian Harisch ja genauso wenig wie seine älteren Schwester-Anlagen, der Lanserhof Lans (Eröffnung 1984) oder der Lanserhof Tegernsee (2014). Was steckt also dann hinter den Lanserhöfen?
„Es sind Kliniken, die nicht nach Kliniken aussehen”, sagt Harisch. „Kliniken, die ihren Patienten den Eindruck vermitteln, sich während der Behandlung in einem exklusiven Ambiente zu befinden. „Das Lanserhof Konzept basiert auf den Erkenntnissen der Naturheilkunde, Energiemedizin, Psychologie, Psychoneuroimmunologie, Chronomedizin und der modernen Spitzenmedizin”, heißt es auf der Webseite des Unternehmens. „Unser Hauptfokus besteht darin, für jeden Gast eine optimale und zielführende Kombination verschiedener Therapiemöglichkeiten zu finden”, erklärt Harisch. Eine individuelle Behandlung sei das oberste Prinzip des Lanserhof-Konzeptes. „Daher kann jeder Kuraufenthalt mit individuellen therapeutischen Anwendungen, umfangreichen Diagnostiken und vielen weiteren Check-ups ergänzt werden. Weiterhin bieten wir vor Ort eine Vielzahl verschiedener Therapiemöglichkeiten wie Kryotherapie, Schmerztherapie und Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie an”, so Harisch weiter.
Platz ist in jedem Resort für maximal 80 Patienten. Die Kosten für einen siebentägigen Mindestaufenthalt betragen 7.000 Euro in der untersten Zimmerkategorie, empfohlen wird allen Gästen aufgrund der zahlreichen möglichen Anwendungs- und Therapieverfahren aber 14 Tage.
Neben den drei Resorts betreibt die Lanserhof Group noch zwei urbane Health-Kliniken in London und Hamburg, die aber nur für ambulante Behandlungen vorgesehen sind. „Wir suchen derzeit nach einem weiteren Standort in Mittelmeer-Gefilden”, verrät Harisch. Mallorca komme dabei auch infrage. Insbesondere das Tramuntana-Gebirge könnte sich der gebürtige Tiroler als Standort für den Bau eines Lanserhofes vorstellen. „Die Energie muss dort stimmen. Das ist am wichtigsten”.
Derzeit will Harisch aber erst einmal sehen, wie sich das neue Lanserhof-Projekt auf Sylt entwickelt. Nach dem Sommer wolle er sich dann detaillierter den Plänen für weitere Standorte seiner Marke befassen.
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