In diesem Monat stand einer der wohl bekanntesten Politiker Mallorcas vorerst zum letzten Mal vor Gericht: Jaume Matas. Der Oberste Spanische Gerichtshof in Madrid wies die Berufung des ehemaligen balearischen Ministerpräsidenten ab und bestätigte eine Haftstrafe von zehn Monaten. Diese bekam der einstige Politiker der konservativen Volkspartei PP, weil er seinerzeit versucht hatte, im Vergabeprozess für den Bau des Großklinikums Son Espases Einfluss zu nehmen.
Mit dem Richterspruch geht der größte Korruptionsskandal in der Geschichte Mallorcas zu Ende, der Fall „Palma Arena”. Doch es gab noch viel mehr Fälle: In insgesamt 26 abgetrennten Einzelverfahren beschäftigte sich die spanische Justiz mit Veruntreuung, Vetternwirtschaft und Amtsmissbrauch. Im dazugehörigen Fall „Nóos” erhielt der Königsschwager Iñaki Urdangarin auf Mallorca eine Strafe von fünf Jahren und zehn Monaten Gefängnis.
Vom Fall „Son Espases” einmal abgesehen, war Jaume Matas bereits zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Mallorquiner sitzt im Gefängnis Aranjuez in Madrid.Mittlerweile befindet sich der ehemalige Politiker bereits in Phase drei der Verbüßung seiner Strafe und darf dabei tageweise nach Hause.
Matas mischte sowohl in Palma als auch in Madrid auf politischer Ebene ganz oben mit. Von 2000 bis 2003 hatte er das Amt des spanischen Umweltministers inne. Der Jurist war zudem zweimal balearischer Ministerpräsident, von 1996 bis 1999 sowie von 2003 bis 2007. Danach übte der 1956 in Palma geborene Politiker in Washington gutbezahlte Beratertätigkeiten aus. Ab 2007 kamen mehr und mehr Skandale um ihn ans Licht. Jahrelang waren die Staatsanwälte Juan Carrau und Pedro Horrach Matas auf den Fersen, bis es zur Anklage kam. 2012 begann der erste Prozess in Palma gegen Matas.
Der Mallorquiner hatte als Macher gegolten. In seiner Regierungszeit wurden zahlreiche Großprojekte auf Mallorca umgesetzt. Palma bekam die U-Bahn, ein schickes Velodrom, es wurden neue Autobahnen gebaut und Weltstars wie Boris Becker als Werbeträger verpflichtet. Geplant war auch der Bau einer Oper in der Bucht von Palma, die sich wie eine Blütenknospe öffnen sollte.
Doch die Großprojekte stellten sich rasch als Flops heraus, die vor allem viel Geld verschlungen hatten. Die U-Bahn stand beim ersten Herbstregen unter Wasser, die Autobahnen mussten schon nach wenigen Monaten neu geteert werden, und der Architekt, der die Oper hätte bauen sollen, kassierte eine Million Euro für seine nie realisierten Planungen. Das Velodrom brachte das Fass zum Überlaufen und gab dem Skandal einen Namen. Die Palma Arena kostete statt der geplanten 48 am Ende 110 Millionen Euro.
Auch Matas’ Lebensstil diente als Steilvorlage: 2009 wurde sein Wohnhaus durchsucht, es handelt sich um das bekannte Gebäude Can Salas Menor im Carrer Sant Feliu in Palma. Das Gebäude wurde umgangssprachlich „Palacete” genannt, Palästchen. Auf dem dortigen stillen Örtchen fanden die Beamten beispielsweise eine Toilettenbürste für 400 Euro, der Politiker wurde zum Gespött der Inseln. 2016 kam das Palästchen unter den Hammer, damit Matas seine ihm auferlegten Entschädigungszahlungen leisten konnte.
(aus MM 49/2021)
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