Für den Chef-Housekeeper muss in den Zimmern alles hundertprozentig passen. Gäste, die sich in einem Fünf-Sterne-Hotel einbuchen, sind anspruchsvoll.

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Für seinen Hotel-Job gibt es gar keine Bezeichnung im Deutschen. Denn wie sollte man Leonardo Coyotl Salgado nennen? Männliche Hausdame? Oder männliche Gouvernante – in Anlehnung an den spanischen Ausdruck „Gobernanta”? Das würde auf den falschen Pfad führen. Mit „Hausherr” kommt man ebenfalls nicht weiter. Gibt es zwar, ist aber nicht sein Business. „Hausmann”? Gleichfalls ungeeignet. Dabei bekleidet Leonardo Coyotl eine extrem wichtige Position im Hotel, zumal er auch noch in gleich zwei Fünf-Sterne-Herbergen in Palma tätig ist.

Leonardo, 43, ist also einfach Leonardo. Oder um schließlich doch das Englische zu wählen: Er ist der Housekeeping Manager vom Castillo Hotel Son Vida und dem Sheraton Mallorca. Und das ist alles andere als gewöhnlich. Gleichberechtigung mal anders also. Denn in nur wenigen Hotels gibt es einen männlichen Chef-Housekeeper. Normalerweise sind diese Stellen von Frauen besetzt, den Hausdamen nämlich. Und eben diese Hausdamen sind in solchen guten Häusern unter anderem verantwortlich für Sauberkeit und Hygiene.

Das gilt auch für Co-yotl. Der Mann, der ursprünglich aus Mexiko-Stadt kommt, ist derjenige, der dafür sorgt, dass die Zimmer der Gäste gereinigt und die Mini-Bars gefüllt sind. Er ist der Chef der Zimmermädchen und Raumpfleger und zuständig für die Dienstpläne. Und sozusagen derjenige, der mit dem weißen Handschuh über die Möbel streichen und einen Zeigefinger mahnend in die Höhe recken würde – für den Fall, dass etwas nicht 100-prozentig geputzt wäre. Denn von einem ist Leonardo Coyotl überzeugt: „Ohne perfekt saubere Zimmer, verkaufen wir kein einziges.” Und die Ansprüche der Gäste in Fünf-Sterne-Hotels sind hoch.

Zimmer, Wäscherei, Blumen-Deko im Foyer

Doch nicht nur die Suiten und Zimmer sind sein Revier. Er streift auch durch die öffentlichen Bereiche des Hotels – mit geschultem Blick für Ordnung und Reinlichkeit. Schließlich ist er – wenn man so will – auch der Mann für die Details. „Denn die Blumendekoration etwa im Eingangsbereich des Hotels gehört ebenfalls zu meinen Aufgaben”, erzählt er. Und auch die Wäscherei fällt in seinen Verantwortungsbereich.

Der Mann weiß nach 20 Jahren Berufserfahrung, worauf es ankommt. In der Karibik angefangen, hat er nach und nach diverse Stationen in unterschiedlichen Hotels durchlaufen. Seit 15 Jahren ist er nun in Spanien, zunächst verbrachte er acht Jahre in Madrid. 2013 dann hat er in Palma im Sheraton Mallorca als Assistent Housekeeping begonnen, um vier Jahre später im Castillo Hotel Son Vida der Chef-Housekeeper zu werden. Und weil er seine Sache so gut gemacht hat, wurde er 2019 mit gleich zwei Hotels betraut: Das Sheraton Mallorca kam noch hinzu.

Internationales

Team

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Ein Full-Time-Job. Denn in der Hochsaison hat er in beiden Hotels zusammen bis zu 100 Personen unter sich. Wobei sich neben ihm auch noch drei weitere Männer in diese Frauendomäne gewagt haben. „Alles geht nur mit Hilfe eines guten Teams”, betont Leonardo Coyotl Salgado. „Eines sehr guten Teams”, fügt er hinzu. Und er tue alles, damit sich die Mitarbeiter wohl fühlen, stellt alles zur Verfügung, was sie benötigen für ihre Arbeit, vom Putzmittel bis zur kleinsten Bürste, an nichts soll es fehlen. Ist es schwierig als Mann mit so vielen Damen zusammenzuarbeiten? „Jeder von uns hat doch seine Eigenheiten, natürlich auch die Frauen, die hier tätig sind. Manchmal ist es schon nicht unkompliziert. Aber unmöglich ist es nicht”, sagt er schmunzelnd. Zudem ihn auch noch zwei Frauen als „Zweite Hausdamen” sowie sieben Supervisoren unterstützen

Die meisten der Angestellten im Housekeeping kommen aus Lateinamerika, zum Beispiel aus Kolumbien, Ecuador, Bolivien, Kuba. Da hilft manchmal auch, dass Leonardo Coyotl aus Mexiko stammt, die Mentalität gut kennt, die gleiche Sprache spricht.

Solomillo fürs Hündchen

Was liebt er an seinem Job? „Die Arbeit ist extrem abwechslungsreich und sehr weit gefächert”, sagt Coyotl. „Sie ist eine Herausforderung, aber eine, die Spaß macht.” Denn mitunter ist sein Team „Mädchen für alles”. Ein Gast wünscht einen schönen Blumenstrauß, weil ein Geburtstag ansteht – schon unterwegs! Ein Kleid muss noch aufgebügelt werden – aber gern doch! „Der Gast ist König, wir erfüllen seine Wünsche!”, so der Chef-Housekeeper. Und wenn das mitgebrachte Hündchen das allerbeste Filetfleisch bekommen soll, dann bekommt das mitgebrachte Hündchen eben das allerbeste Solomillo!

Viele Wünsche äußern die Kunden direkt. Doch ist bei dieser Arbeit auch eine gehörige Portion Sensibilität gefragt. Denn manches müssen die Mitarbeiter des Housekeepings in einem Luxushotel auch fein beobachten, anderes gar erspüren. „Housekeeping ist ja der Arbeitsbereich im Hotel, in dem wir dem Gast am nächsten kommen und in seine sehr private, persönliche Sphäre eintreten. Da ist auch Intuition gefragt”, sagt er.

Jeder Gast

ist anders

Nehmen wir an, ein Gast hat seine Kleidung, Unterwäsche inklusive, kreuz und quer in seinem Zimmer verteilt. Jetzt lautet die Frage: Möchte er, dass alles aufgeräumt und ordentlich zusammengelegt wird? Oder möchte er genau das nicht und zieht es vor, dass alles genauso bleibt? Schließlich hat es auch etwas beinahe Intimes, die Wäsche eines Gastes zusammenzulegen. Und jeder Gast ist anders, jeder hat andere Vorlieben … Manches bekommt man auch nur heraus, indem man es ausprobiert. Wenn der Gast zufrieden ist und am nächsten Tag nichts sagt, hat man alles richtig gemacht! In jedem Fall trägt das Housekeeping stets Handschuhe, wenn es die persönlichen Sachen der Gäste berührt.

Wie entspannt ein Housekeeper-Boss? „Früher bin ich oft gejoggt und Inline-Skater gefahren.” Doch mittlerweile ist Leonardo Co-yotl Papa geworden, ist Vater eines zweijährigen Jungen. Und daher gehört jede freie Minute der Familie … Entspannte Momente abseits der Luxus-Hotellerie. (lk)