Polizeihauptkommissarin da Silva auf Streife in der Schinkenstraße. Sie liebt den Kontakt zu Menschen und hilft den deutschen Urlaubern wo sie kann.Fotos: man

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Noch ziemlich verschlafen, schlurfen die Gäste des Hotels Riu Concordia an der Playa de Palma in den Frühstücksraum, um mit einem ausgedehnten Frühstück ihre Lebensgeister für den bevorstehenden Urlaubstag zu wecken. Abrupt bleiben die meisten stehen und reiben sich die Augen. An einem der Tische sitzt eine uniformierte deutsche Polizistin und schmiert sich ihr Marmeladenbrot. „Die Urlauber schauen schon erstmal komisch, wenn sie mich da sitzen sehen. Sie sind dann aber meistens auch genauso schnell neugierig, was ich denn hier mache.” Erklärt die Polizeihauptkommissarin Carla Sofia da Silva Catorce Bonn. Die Beamtin aus Nordrhein-Westfalen ist zusammen mit einem Kollegen aus Berlin im Auslandseinsatz auf Mallorca und im Hotel untergebracht.

Den kompletten August haben die beiden ihren Dienst zusammen mit den spanischen Kollegen von der Nationalpolizei hier auf der Insel verrichtet. „Ich habe mich über das Intranet der Polizei für den Einsatz hier beworben und bin auch direkt angenommen worden.” Eine Voraussetzung für den Dienst auf der Insel ist mindestens ein B1-Sprachniveau. Da Silva hat vor ein paar Jahren einen Spanischkurs gemacht und war seitdem auch bei deutsch-spanischen Fußballspielen oft als Übersetzerin im Einsatz. Eigentlich wollte sie schon im vergangenen Jahr ihren Dienst an der Playa de Palma tun. Aufgrund der Corona-Krise wurde der Einsatz im Ausland jedoch gestrichen. „Ich freue mich, dass ich hier sein kann und ich merke auch immer wieder, dass die deutschen Urlauber sich wohler fühlen, wenn sie bei einem Problem mit einem deutschen Beamten sprechen können.” Da Silva, ihr Berliner Kollege und vier Beamte der Nationalpolizei patrouillieren an diesem 30. August 2021 zum letzten Mal gemeinsam durch die Schinkenstraße. Es ist die letzte Schicht. Am übernächsten Tag geht es für die Polizisten zurück nach Deutschland. Kurz vor dem Bierkönig werden sie von ein paar Passanten angesprochen. Eine junge Frau habe etwas zu viel getrunken und es sei nicht klar, ob sie vielleicht Hilfe bräuchte. Als die Hauptkommissarin die junge Frau und ihre Freundinnen anspricht, sind diese sichtlich erleichtert auf Deutsch erklären zu können, dass es der jungen Frau schon besser gehe und sie nicht ins Krankenhaus wollen, sondern lieber mit dem Taxi ins Hotel fahren möchten. Da Silva dolmetscht zwischen den spanischen Kollegen, dem dazu gekommenen Notarzt sowie dem Taxifahrer und die Situation entspannt sich sichtlich. „Wir konnten jetzt nicht abschließend klären, ob die junge Frau wirklich zu viel getrunken oder ihr vielleicht jemand etwas ins Getränk getan hat. Wir hätten sie gern zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht, aber sie ist volljährig und wollte eben lieber ins Hotel.” Die Beamtin betont, dass sie in ihrer einmonatigen Dienstzeit durchweg positive Erfahrungen mit den Feiernden gemacht habe. „Klar, schlägt der eine oder andere über die Stränge, aber es war ausnahmslos so, dass die Leute bei der Bitte um Abstand oder darum die Maske richtig über Mund und Nase zu ziehen freundlich einen Schritt zurückgegangen sind und den Mund-Nasen-Schutz bereitwillig gerichtet haben.” Da Silva ärgert sich über das Mallorca-Bild, das oft durch deutsche Medien nach Deutschland transportiert wird, vor allem das von der Playa de Palma. „Mir ist schon bewusst, dass dieses Jahr viel weniger los ist als noch vor der Corona-Krise, aber ich bin seit 2006 im Streifendienst und zu viel Alkohol gibt es auch bei jedem Volksfest in Deutschland. Das ist kein Mallorca-Phänomen.”

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Nachdem die Streife Präsenz in der Schinkenstraße gezeigt hat, laufen die deutschen und die spanischen Beamten noch gemeinsam die Promenade entlang. Hier ist alles weitestgehend ruhig. Am Horizont fängt es an zu blitzen und zu donnern. Ein Gewitter zieht auf. Es ist 21 Uhr, Dienstschluss für die Beamtin und ihren Berliner Kollegen. Im Dienstwagen geht es ein bisschen wehmütig zurück zur Wache im Carrer de Marbella, unweit des Balnearios 11. „Es war so eine schöne Zeit hier auf Mallorca. Besonders die spanischen Kollegen habe ich richtig ins Herz geschlossen. Man wurde hier wirklich wie in einer Familie aufgenommen und es war auch unheimlich interessant zu sehen, wie die Kollegen hier arbeiten – die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der Systeme kennenzulernen.”

Während ihres Aufenthaltes hatte die Beamtin natürlich auch einige dienstfreie Tage, an denen sie die Insel ein bisschen erkunden konnte. „Wir haben unter anderem einen Ausflug in den Norden nach Sa Calobra gemacht. Mallorca hat so viel Schönheit zu bieten, das ist echt atemberaubend. Es ist schade, dass die Zeit schon vorbei ist. Ich wäre gern noch länger geblieben, denn Mallorca ist ein Traum.”