An die Mittsechzigerin in der Tram, die gerade durch die Münchner Innenstadt fuhr, erinnert sich die mallorquinerin Maria Donaire noch genau. Sie telefonierte gerade mit ihrer Mutter in der Heimat, ihre Worte waren eine Insel im Meer des Schweigens. Doch die Frau neben Donaire störte, dass da jemand laut redete – und beleidigte sie. Als die Frau ausstieg, zeigte sie noch einen Finger. Trotzdem: Es gab auch viel Positives während Maria Donaires Zeit in Deutschland.
Die Szene spielte sich 2019 ab. Ein Jahr lebte Maria Donaire mit ihrem Freund Fernando Llabrés in Bayern. Heute sind die beiden zurück auf Mallorca und trinken auf der Terrasse eines Restaurants in Can Pastilla Café con leche. Das spiegelglatte Meer ist in Sichtweite. Donaire und Llabrés haben Muße, von ihren Erlebnissen in Alemania zu erzählen und davon, warum sie zurückgekommen sind.
Die Wirtschaftskrise ließ in Spanien viele Menschen arbeitslos werden
Vor zwei Jahren waren die beiden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zwei von rund 160.000 Spaniern, die in Deutschland lebten. "Los españoles" lagen damit auf Platz 17 – hinter Türken, Russen, Italienern, Polen, Syrern. Aber vor Niederländern, Portugiesen, Franzosen, Briten, Ukrainern. Während der weltweiten Wirtschaftskrise 2008, die Jobs verschwinden ließ wie ein Gewitter schwüle Luft, verließ eine Million Spanier ihr Land. Darunter eine Generation junger, gut ausgebildeter Menschen, die im Ausland ein besseres Leben suchte. Viele von ihnen zog es nach Deutschland.
Doch Spanier tun sich schwer im Ausland, besonders, wenn sie eine aus ihrer Sicht schwierige Sprache wie Deutsch lernen und sich an niedrigere Temperaturen anpassen müssen. 2018 war das erste Jahr, in dem mehr Spanier in ihr Heimatland zurückkehrten als auswanderten.
Wer Gründe dafür sucht, muss Raúl Gil anrufen. Er hat mit anderen Spaniern 2016 den Verein Volvemos gegründet: "Wir kehren zurück." Volvemos hilft Spaniern, wieder einen Job in ihrer Heimat zu finden. Er bringt Rückkehrer mit Arbeitgebern, die auf internationale Erfahrung und Sprachkenntnisse setzen, in Kontakt. Mehrere Tausend Spanier haben sich bisher bei Volvemos registriert.
Spanier sind Familienmenschen
Raúl Gil glaubt, dass viele wegen Freunden und Familie zurück wollen. "Wir Spanier", sagt er, "sind Familienmenschen." Auch die spanische Regierung weiß, dass viele Spanier Heimweh haben. Das Arbeits und Migrationsministerium rief vor einigen Jahren den "Plan de retorno" aus, der spanischen Auswanderern die Rückkehr erleichtern soll.
Und warum sind Maria Donaire und Fernando Llabrés zurück nach Mallorca gegangen? Da ist zum einen die Familie. Donaires Vater ging es nicht gut, später wurde ihm Krebs diagnostiziert. Er musste operiert werden. Er überstand die Krankheit, an der schon seine Frau litt.
Das Essen war ein weiterer Grund, warum die Auswanderer zurück sind
Maria Donaire ist 28 Jahre alt und hat Psychologie studiert. In München hat sie bei einer Firma gearbeitet, die Kurse zur Analyse der Gehirnaktivität anbietet. Donaires Freund Fernando Llabrés ist 35 Jahre alt und Koch. Während der gemeinsamen Zeit in Deutschland hat er in einem Modegeschäft auf 450-Euro-Basis gearbeitet. Er sagt, dass er es sich leisten konnte, nach zehn Jahren in der Küche ein Jahr mal etwas weniger zu arbeiten.
Stichwort Essen. Das war ein weiterer Grund, warum das Paar wieder nach Mallorca gegangen ist. "Ich habe in Deutschland keinen guten Fisch gefunden", sagt Fernando Llabrés. Auch das Gemüse habe in Spanien eine bessere Qualität – und sei billiger.
Er Koch, sie Rezeptionistin: In einem Hotel in Palma hat es im Sommer 2018 zwischen beiden gefunkt. Als er gerade Salat am Buffet richtete und sie in ihrer Pause essen wollte, sahen sich die beiden das erste Mal. Maria Donaire hatte da gerade ein dreimonatiges Praktikum in München hinter sich – und die Firma wollte sie behalten.
Für sie war klar, dass sie wieder nach Deutschland wollte – trotz neuer Liebe. Dass Fernando Llabrés auch mal in Deutschland leben würde, hätte er nicht gedacht. "Bei mir war das eher Zufall", sagt er, Glatze, Drei- oder Viertagebart, ovales Gesicht. "Wir waren verliebt, ich bin mit ihr mit."
Irgendwann traf das Paar die Entscheidung, Deutschland zu verlassen
Seine Freundin Maria Donaire konnte schon Deutsch, als beide in Deutschland ankamen. Llabres fing in München an, es zu lernen. So richtig konversationssicher waren aber beide nicht. Auch das war ein Grund, warum sie im September 2019 die Entscheidung trafen, zurück auf die Insel zu gehen. "Auf der einen Seite wollten wir zurück, auf der anderen irgendwie nicht", sagt Llabres. Dafür sprach auch, na klar, das aus ihrer Sicht bessere Klima auf Mallorca. Der erste Winter des Paares in Bayern war ein schneereicher.
Nach der Rückkehr nach Mallorca bleibt dem Paar Deutschland ein Stück weit erhalten. Maria Donaire arbeitet weiter für ihre Firma von der Insel aus in Teilzeit, 20 Stunden pro Woche. Ihr Freund will einen Bootsverleih im Hafen von Palma aufbauen und hofft auf viele deutsche Kunden im Sommer. Außerdem wohnen die Rückkehrer an der Playa de Palma - der deutschen Urlaubsdestination schlechthin.
Die Deutschen haben auch ihre positiven Seiten
Dem Paar bleiben zudem viele Erinnerungen an Deutschland. Es ging aufs Oktoberfest, spazierte im Englischen Garten, reiste an Weihnachten nach Budapest, Bratislava und Wien. Für Maria Donaire war es das erste Mal, dass sie das Fest nicht mit ihren Eltern verbrachte.
Und welchen Einfluss hat die Frau aus der Tram auf das Deutschlandbild der beiden? "Halb so wild", sagt Maria Donaire. Es gebe ja viele positive Seiten der Deutschen. Sie informierten einen immer gut und seien vertrauenswürdig. Das macht Maria Donaire an einer Beobachtung fest: Wenn der Postbote ein Paket vor die Tür legt, ist es später noch da.
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Hans Georg Ziegler
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Vor mehr als 3 Jahre
Kann ich verstehen. Die Menschen möchten mehr Lebensqualität. Als gelernter Koch muss er abends, an Wochenenden und Feiertagen arbeiten, bei mäßiger Bezahlung. Privatleben ist nicht. Früher konnten die Spanier in Deutschland arbeiten um dann noch jeden Monat Geld in die Heimat schicken. Diese Zeiten sind dank EURO vorbei.
@Liz: so ein Blödsinn...von wegen das mañana nicht in D funktioniert...da hast du nicht Spanier richtig arbeiten sehen und sind trotzdem gut gelaunt!!! Ihr denkt immer noch wir machen nur noch Fiesta und Siesta...wie kann man nur so primitiv
denken!!?? Von Deutschen habe ich das Wort STRESS öfters gehört als Spanier, und zwar in eigenen Land!
Ich denke, das nicht nur die Sprache ein Problem war. Die Mentalität und Arbeitsweise ist natürlich eine ganz andere und verursucht für "Südländer" Stress. Die Manana Mentalität gibt es in D nicht.
Man ist in einen Hamsterrad und muss funktionieren.
Was María in der Tram erlebte ist noch harmlos als das was ich in Deutschland erlebt habe...ich bin sogar geschlagen worden, weil ich kurz mit mein Fahrrad von Fahrradweg abweichen musste (da stand ein Auto drauf)..und das ist nur eine der mehrere schlechte Erfahrung die ich erlebte. Generell finde ich die Leute agressiv, verbittert und unhöflich..dazu kommt noch das sehr lange schlechtes graues Wetter, und dass das Leben deshalb quasi nur in den 4 Wände stattfindet.
6 Kommentare
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Kann ich verstehen. Die Menschen möchten mehr Lebensqualität. Als gelernter Koch muss er abends, an Wochenenden und Feiertagen arbeiten, bei mäßiger Bezahlung. Privatleben ist nicht. Früher konnten die Spanier in Deutschland arbeiten um dann noch jeden Monat Geld in die Heimat schicken. Diese Zeiten sind dank EURO vorbei.
@Liz: so ein Blödsinn...von wegen das mañana nicht in D funktioniert...da hast du nicht Spanier richtig arbeiten sehen und sind trotzdem gut gelaunt!!! Ihr denkt immer noch wir machen nur noch Fiesta und Siesta...wie kann man nur so primitiv denken!!?? Von Deutschen habe ich das Wort STRESS öfters gehört als Spanier, und zwar in eigenen Land!
Ich denke, das nicht nur die Sprache ein Problem war. Die Mentalität und Arbeitsweise ist natürlich eine ganz andere und verursucht für "Südländer" Stress. Die Manana Mentalität gibt es in D nicht. Man ist in einen Hamsterrad und muss funktionieren.
Was María in der Tram erlebte ist noch harmlos als das was ich in Deutschland erlebt habe...ich bin sogar geschlagen worden, weil ich kurz mit mein Fahrrad von Fahrradweg abweichen musste (da stand ein Auto drauf)..und das ist nur eine der mehrere schlechte Erfahrung die ich erlebte. Generell finde ich die Leute agressiv, verbittert und unhöflich..dazu kommt noch das sehr lange schlechtes graues Wetter, und dass das Leben deshalb quasi nur in den 4 Wände stattfindet.
Richtig! Spielt bei diesem Artikel auch keine Rolle. Wüsste auch nicht warum. Warum sollte diese eine Rolle spielen?
Kein Wort von den astronomischen Mietpreisen bei Neuvermietungen in deutschen Großstädten ... Aber das spielt sicher keine Rolle ...